Friedrich Torberg: Unterschied zwischen den Versionen

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Torberg, Friedrich (eigentlich Friedrich Ephraim Kantor; Berg war der Mädchenname seiner Mutter), * 16. September 1908 Wien 9, Porzellangasse 7a, † 10. November 1979 Wien ,13, (Lainzer Krankenhaus; Zentralfriedhof, Israelitische Abteilung, erstes Tor, Grab 6/0/3), Schriftsteller, Journalist, Kritiker, Gattin Marietta, Sohn eines Fabriksdirektors. Nachdem er seine Kindheit in Wien verbracht hatte (Besuch des Wasa-Gymnasiums; Gedenktafel 9, Wasagasse 10, enthüllt 10. November 1989), übersiedelte er 1921 mit seiner Familie nach Prag (wo er ab 1928 als Journalist tätig war), lebte nach der Matura abwechselnd in Prag und Wien. Er arbeitete für das Prager Tagblatt und besuchte an der Universität Wien philosophische Vorlesungen. Torberg errang bereits mit seinem ersten Roman „Der Schüler Gerber hat absolviert" (1930; Reminiszenzen an seine Gymnasialjahre im Wasa-Gymnasium) einen durchschlagenden Erfolg. 1935 erschien der Roman „Die Mannschaft" (in dem seine Liebe zum Sport zum Ausdruck kam [Torberg war als Mitglied des jüdischen [[Allround-Sportklubs-Hakoah]] Wasserballspieler, aber auch im Fußball erfolgreich; im Schwimmen errang er einen Meistertitel]), 1937 „Abschied". Er schrieb (als Hausautor mit [[Jura Soyfer]]) für das Kabarett ABC. 1938 emigrierte er in die Schweiz und 1940 (gemeinsam mit Heinrich Mann, Franz Werfel und anderen) in die United States of America (Tätigkeit in New York und Hollywood; Anschluß an den Emigrantenkreis um Broch, Neumann, Polgar, Schönberg, Strawinsky, Bruno Walter, Werfel und Zuckmayer). Er beschäftigte sich in dieser Zeit mit der Nähe von Diktatur und Religion, mit der Diktaturanfälligkeit des einzelnen und dem Problem der inneren Heimatlosigkeit; 1942 erschien „Hier bin ich, mein Vater" (Fernsehspiel im Österreichschen Rundfunk, 1970). 1951 kehrte er nach Wien zurück und arbeitete als Kulturkorrespondent, Theaterkritiker und Auslandskorrespondent für verschiedene Zeitungen (beispielsweise Die Presse, Kurier); die brillanten Theaterkritiken erschienen in den Sammelbänden „PPP. Pamphlete, Parodien, Post-Skripta" (1964) und „Das fünfte Rad am Thespiskarren" (1966/1967). 1954-1965 leitete Torberg die von ihm mitbegründer Zeitschrift „Forum", erwarb sich aber auch große Verdienste als Bearbeiter des schriftlichen Nachlasses von [[Fritz von Herzmanovsky-Orlando|Fritz Herzmanovsky-Orlando]] und als Übersetzer (unter anderem Ephraim Kishon und Eimer Rice). 1971 erschien der Roman „Süßkind von Trimberg", in dem er die Lebensgeschichte des einzigen bekannten jüdischen Minnesängers aus dem 13. Jahrhundert erzählt. 1972 gab er eine Textsammlung von [[Peter Hammerschlag]] heraus („Der Mond schlug grad halb acht"). Einem breiten Leserkreis wurde er durch „Die Tante Jolesch" (1975) und den Folgeband „Die Erben der Tante Jolesch" (1979) bekannt (anekdotische Erinnerungsbücher an die Monarchie). Torberg gehörte zu den Stammgästen des [[Café Hawelka]]. David Axmann und Marietta Torberg gaben seinen Briefwechsel und seine nachgelassenen Schriften heraus. Torberg wohnte 9, Porzellangasse 7a, wo er unter anderem die „Tante Jolesch" schrieb. Er hat das österreichische Kulturleben der Nachkriegsära nachhaltig beeinflußt. Vorstandsmitglied des österreichischen PEN-Zentrums (=Poets, Essayists, Novelists-Zentrum). Julius-Reich-Preis (1933); Preis der Stadt Wien für Publizistik (1966); Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (1968); Bundesverdienstkreuz Bundesrepublik Deutschland (1969); Ehrenmedaille in Gold (1974); Richard-Meister-Medaille (1974); Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (1976); Österreichischer Staatspreis für Literatur (1979). Ein Teilnachlaß (darunter ein umfangreicher Briefbestand) in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. [[Torberggasse]].
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Friedrich Torberg,  * 16. September 1908 Wien, † 10. November 1979 Wien, Schriftsteller, Journalist, Kritiker.
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==Biografie==
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Friedrich Ephraim Kantor wurde am 16. September 1908 in Wien als zweites von drei Kindern des Fabriksdirektors Alfred Kantor und seiner Frau Therese geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Wien, wo er das [[Wasagymnasium|Wasa-Gymnasiums]] besuchte. 1921 übersiedelte die Familie nach Prag, wo Torberg das Deutsche Staatsrealgymnasium besucht. 1924 wurde er Staatsbürger der Tschechoslowakei, weil sein Vater für die ČSR votiert hatte. Im Juli 1927 scheiterte er beim ersten Versuch, die Matura abzulegen. Selten dürfte ein durchgefallener Maturant aber derart aufsehenerregend vom Scheitern profitiert haben wie Torberg, denn im Jahr der Wiederholung beginnt er mit der Niederschrift seines Romans "Der Schüler Gerber hat absolviert" (1930). Der Titel wurde zum Bestseller und ist noch heute ein Klassiker seines Genres. Noch vor Erscheinen des Romans, den sein Förderer [[Max Brod (Schriftsteller)|Max Brod]] an den Verlag von [[Paul Zsolnay]] vermittelt hat, publizierte er erste literarische Texte im "Prager Tagblatt" unter dem Pseudonym Torberg, das sich aus den Namensbestandteilen seiner Eltern zusammensetzt (die Mutter war eine geborene Berg).  
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Seine literarische Karriere machte nach der Verleihung des Literaturpreises der Julius-Reich-Stiftung 1933 für seinen Roman "... und glauben, es wäre die Liebe" (1932) weitere Fortschritte, doch die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland warf seine Schatten voraus. Im November 1933 sorgte sein Vortrag "Blamage des Geistes" für Aufsehen, in dem er zahlreiche zwar emigrierte, aber doch in Deutschland vorerst noch verlegte Autoren wie René Schickele, Thomas Mann oder [[Stefan Zweig]] bezichtigte, vom Regime zu profitieren. Wohl auch aufgrund dieser Exponierung kam es zur Trennung vom Zsolnay-Verlag. Sein Roman "Die Mannschaft", ein Buch, mit dem sich der Wasserballer Torberg nach dem Ende seiner Karriere als erfolgreicher Sportler (er hatte als Kapitän 1928 die Meisterschaft mit Hakoah Prag gefeiert) gewissermaßen ein literarisches Denkmal setzte, erscheint bereits bei Julius Kittl in Mährisch-Ostrau und Leipzig. Das Buch wurde im Deutschen Reich vor dem Hintergrund der Olympischen Spiele in Berlin wohlwollend besprochen, was seine Kritik an den namhaften Kollegen, deren Bücher noch in Deutschland lieferbar waren, in ein wenig schmeichelhaftes Licht rückte. Trotzdem wurden Torbergs literarische Werke von den deutschen Zensurbehörden bald auf die "Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums" gesetzt. Zudem fand sich sein Name auf einer "Liste der deutschfeindlich tätigen Journalisten und Schriftsteller", erstellt vom Reichssicherheitshauptamt.
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===Emigration===
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Im Juni 1938 emigrierte Torberg nach Zürich. Die Schweiz musste er am 1. Juni 1939 verlassen, Torberg ging nach Paris. In Frankreich schloss er sich nach Ausbruch des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiter Weltkrieg]] der tschechischen Exilarmee an, wurde jedoch nicht in Kampfhandlungen verwickelt. Knapp vor den deutschen Truppen gelang es Torberg, über Spanien nach Portugal zu entkommen. Dort bekam er mit Hilfe einer US-Hilfsorganisation, des Emergency Rescue Committee, ein Visum für die USA. Als einer von "Ten Outstanding Anti-Nazi Writers" gelangte Torberg im Oktober 1940 nach Hollywood, wo er einen Vertrag bei den Warner Brothers auf ein Jahr erhielt. Seine Zeit in der Traumfabrik war mehr als frustrierend, nur ein Projekt aus seiner Feder wurde realisiert − der Film "A voice in the wind", der 1944 immerhin eine Oscarnominierung erhielt.
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Im Sommer desselben Jahres übersiedelte Torberg nach New York. Zwar war an der Westküste 1943 die Novelle "Mein ist die Rache" erschienen, doch Erfolg hatte dieser wohl beste Text Torbergs nicht. In New York entstand der Roman "Hier bin ich, mein Vater" (1948), der immerhin einen Achtungserfolg verzeichnen konnte. 1945 heiratete er in New York die aus Wien stammenden Marietta Bellak. Trauzeugin war [[Alma Mahler-Werfel]]. Im selben Jahr nahm Torberg auch die US-Staatsbürgerschaft an.
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===Rückkehr nach Wien===
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1951 kehrte Torberg wieder nach Wien zurück, wo er zunächst als freier Publizist für den "Wiener [[Kurier]]" und für den Sender "[[ Rot-Weiß-Rot-Sendergruppe|Rot-Weiß-Rot" arbeitet. 1954 wurde Torberg Herausgeber der kulturpolitischen Zeitschrift "[[Forum|FORVM]]", eine Funktion, die er bis 1965 bekleidete. Das Periodikum ist bis heute umstritten, da es seine Inhalte ganz in den Dienst des Kalten Kriegs stellte. Trotzdem fand das "FORVM" weit über die Grenzen Österreichs hinaus Anerkennung.
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Im Zeichen des Kalten Kriegs stand lange Jahre auch Torbergs Tätigkeit als einflussreicher Theaterkritiker (1964 "PPP. Pamphlete, Parodien, Post-Scripta", 1966−1967 "Das fünfte Rad am Thespiskarren" in zwei Bänden). Immerhin galt er als einer der wesentlichen Initiatoren des sogenannten [[Bertolt Brecht|Brecht]]-Boykotts: Zwischen 1956 und 1962 wurden keine Stücke Bertolt Brechts an Österreichs Bühnen gezeigt. Torberg wurde jedoch nicht nur als Verhinderer, sondern auch als erfolgreicher Literaturvermittler tätig. Dafür stehen die Herausgabe der Werke von [[Fritz von Herzmanovsky-Orlando]] (1958 bis 1963) und die kongenialen Übertragungen der Satiren von [[Ephraim Kishon]], dessen Werk Torberg im deutschsprachigen Raum nicht nur durchgesetzt, sondern ganz wesentlich durch seine Übersetzungsleistung geprägt hatte.
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Der eigene Erfolg als Literat ließ jedoch jahrzehntelang auf sich warten. Der 1950 erschienene Roman "Die zweite Begegnung" (über die Zeit nach dem kommunistischen Staatsstreich in Prag 1948) fand wenig Beachtung, sein als "Comeback" geplantes Romanporträt "Süßkind von Trimberg" (1972) wurde kein Erfolg, vor allem wegen eines katastrophalen Verrisses von Marcel Reich-Ranicki in "Die Zeit". Einen nicht erwarteten Bestseller landete Torberg dann jedoch 1975 mit dem Anekdotenband "Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes", der 1978 mit "Die Erben der Tante Jolesch" sogar noch eine Fortsetzung fand.
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Am 10. November 1979 erlag Friedrich Torberg im Krankenhaus Lainz einem Gefäßleiden. Er wurde in einem Ehrengrab der Gemeinde Wien beigesetzt. Den weitaus größten Teil seines Nachlasses vermachte er der Stadt Wien. Dieser Briefnachlass – in etwa 100.000 Blatt – wird heute von der [[Wienbibliothek im Rathaus]] verwaltet. Der Bestand ist für die Geistesgeschichte Wiens von eminenter Bedeutung und repräsentiert darüber hinaus einen nicht unbeträchtlichen materiellen Wert. Die literarische Hinterlassenschaft und wichtige Lebensdokumente liegen hingegen in der Handschriftensammlung der [[Österreichische Nationalbibliothek]]Österreichischen Nationalbibliothek.
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Anlässlich des 100. Geburtstags von Friedrich Torberg initiierten die Wienbibliothek im Rathaus und das [[Jüdisches Museum|Jüdische Museum Wien]] eine große biographische Ausstellung, die am 16. September 2008 eröffnet wurde. An Torberg erinnert auch eine im 9. Bezirk angebrachte [[Gedenktafel Friedrich Torberg|Gedenktafel]].
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== Literarisches Werk ==
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*Friedrich Torberg: "Kaffeehaus ist überall" (1982, posthum erschienen)
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*Friedrich Torberg: "Die Erben der Tante Jolesch" (1978)
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*Friedrich Torberg: "Die Tante Jolesch oder der Untergang des Abendlands in Anekdoten" (1975)
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*Friedrich Torberg: "Süßkind vom Trimberg" (1972)
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*Friedrich Torberg: "Golems Wiederkehr" (1968)
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*Friedrich Torberg: "Das fünfte Rad am Thespiskarren" (1966)
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*Friedrich Torberg: "Pamphlete, Parodien, Postscripta" (1964)
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*Friedrich Torberg: "Lebenslied" (1958)
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*Friedrich Torberg: "Nichts leichter als das" (1956)
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*Friedrich Torberg: "Die zweite Begegnung" (1950)
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*Friedrich Torberg: "Hier bin ich, mein Vater" (1948)
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*Friedrich Torberg: "Mein ist die Rache" (1943)
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*Friedrich Torberg: "Abschied" (1937)
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*Friedrich Torberg: "Die Mannschaft" (1935)
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*Friedrich Torberg: "... und glauben, es wäre Liebe" (1932)
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*Friedrich Torberg: "Der Schüler Gerber" (1930)
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*Friedrich Torberg: "Der ewige Refrain" (1929, Gedichtband)
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==Quellen==
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*[https://permalink.obvsg.at/wbr/AC16000142 Wienbibliothek im Rathaus: Sammlung Friedrich Torberg]
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*[https://permalink.obvsg.at/wbr/AC15901277 Wienbibliothek im Rathaus: Teilnachlass Friedrich Torberg]
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==Literatur==
 
==Literatur==
*Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
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*Marcel Atze, Marcus G. Patka [Hgg.]: Die Gefahren der Vielseitigkeit. Friedrich Torberg 1908−1979. Wien: Holzhausen 2008.
*Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935. Band 1,1923, S. 21, S. 80 ff.
+
*Marlene Dietrich / Friedrich Torberg: Schreib. Nein, schreib nicht. Briefwechsel 1946 bis 1979. Hg. von Marcel Atze. Wien: Synema 2008
*Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
+
*Friedrich Torberg: Mein ist die Rache. Novelle. Mit einem Nachwort und einer Zeittafel hg. von Marcel Atze. München: Deutscher Taschenbuch-Verlag 2008
*Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
 
 
*Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995  
 
*Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995  
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*Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
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*Dieter Schmutzer: Wienerisch g'redt. Geschichte der Wiener Mundartdichtung. Wien: Der Apfel 1993, S. 368 f.
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*Patricia Steines: Hunderttausend Steine. Grabstellen großer Österreicher jüdischer Konfession auf dem Wiener Zentralfriedhof, Tor I und Tor IV. Wien: Falter-Verlag 1993, S. 205 f.
 
*Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992  
 
*Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992  
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*Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
 
*Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990  
 
*Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990  
*Lebendige Stadt. Almanach. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1954-1963. Band 10,1963
+
*Frank Tichy: Friedrich Thorberg. Ein Leben aus der Welt von einst. Salzburg: Otto Müller Verlag 1990
*Patricia Steines: Hunderttausend Steine. Grabstellen großer Österreicher jüdischer Konfession auf dem Wiener Zentralfriedhof, Tor I und Tor IV. Wien: Falter-Verlag 1993, S. 205 f.
+
*David Axmann [Hg.]: Und Lächeln ist das Erbteil meines Stammes. Erinnerungen an Friedrich Thorberg. Wien 1988
*Dieter Schmutzer: Wienerisch g'redt. Geschichte der Wiener Mundartdichtung. Wien: Der Apfel 1993, S. 368 f.
+
*Sylvia Patsch [Hg.]: Österreichische Schriftsteller im Exil. Texte. Wien: Brandstätter 1986, S. 302 f.  
*Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
+
*Harry Zohn: "... ich bin ein Sohn der deutschen Sprache nur ...". Jüdisches Erbe in der österreichischen Literatur. Darstellungen und Dokumentation. Wien [u.a.]: Amalthea 1986, S. 174 ff.  
*Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
+
*Milan Dubrovic: Veruntreute Geschichte. Die Wiener Salons und Literatencafés. Wien [u.a.]: Zsolnay 1985
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*Annemarie Hinker: Der Erzähler Friedrich Torberg. Diss. Univ. Graz. Graz 1985
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*Thomas Trabitsch: Friedrich Torberg als Theaterkritiker. Diss. Univ. Wien. Wien 1983
 
*Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich: Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982, S. 63
 
*Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich: Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982, S. 63
*David Axmann [Hg.]: Und Lächeln ist das Erbteil meines Stammes. Erinnerungen an Friedrich Thorberg. 1988
+
*Joseph P. Strelka: Friedrich Torberg. In: Deutsche Exilliteratur seit 1933, 1 (1976), S. 616 ff.
*F. Tichy: Friedrich Thorberg. Ein Leben aus der Welt von einst. 1990
+
*Harry Zohn: Österreichische Juden in der Literatur. Ein bio-bibliographisches Lexikon. Tel Aviv: Olamenu 1969 (Schriftenreihe des Zwi Perez Chajes Instituts, 1)
*Sylvia Patsch: Österreichische Schriftsteller im Exil. 1986, S. 302 f.
+
*Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
*Joseph P. Strelka: Friedrich Thorberg. In: Deutsche Exilliteratur seit 1933, 1 (1976), S. 616 ff.
+
*Lebendige Stadt. Almanach. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1954−1963. Band 10, 1963
*Thomas Trabitsch: Friedrich Thorberg als Theaterkritiker. Diss. Univ. Wien. Wien 1983
+
*Österreichisches biographisches Lexikon 1815−1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Wien / Graz: Böhlau 1954−lfd.
*Annemarie Hinker: Der Erzähler Friedrich Thorberg. Diss. Univ. Graz. Graz 1985
+
*Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
*Harry Zohn: Sohn deutsche Sprache, S. 174 ff.  
+
*Neue österreichische Biographie. 1815−1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923−1935. Band 1,1923, S. 21, S. 80 ff.
*Harry Zohn: Österreichische Juden in der Literatur. Ein bio-bibliographisches Lexikon. Tel Aviv: Olamenu 1969  
+
 
*Milan Dubrovic: Veruntreute Geschichte. Die Wiener Salons und Literatencafés. Wien [u.a.]: Zsolnay 1985
+
Friedrich Torberg im [https://search.wienbibliothek.at/primo-explore/search?vid=WBR&mode=advanced&query=creator,contains,118623362 Katalog der Wienbibliothek im Rathaus].
*Neues Forum 35 (1988), Heft. 417 / 419, S. 60 ff.
+
 
*Penzinger Museumsblätter. Wien: Museumsverein Penzing Heft 51, S. 11; 54 (1991), S. 11 f.
+
 
*Wien aktuell. Revue einer europäischen Metropole. Wien: Jugend & Volk 43 / 44 (1973), S. 24 ff.
+
==Weblinks==
*Die Zeit, 10.11.1989, S. 12
+
*[https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Torberg Wikipedia: Friedrich Torberg]
*III. Neue Welt 6-7 (1988), S. 6 f.  
+
*[https://austria-forum.org/af/AEIOU/Torberg%2C_Friedrich_eigentlich_F._Kantor-Berg Austria-Forum: Torberg, Friedrich]
*Wiener Zeitung, 10.02.1989
+
*[https://www.mediathek.at/nc/type/8000/searchQuery/1372/hash/6QGbABkd/ Österreichische Mediathek: Friedrich Torberg]
*Neue Arbeiterzeitung, 16.09.1988
 
*Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 06.11.1989
 

Aktuelle Version vom 24. Januar 2024, 14:40 Uhr

Daten zur Person
Personenname Torberg, Friedrich
Abweichende Namensform Kantor, Friedrich Ephraim
Titel Prof.
Geschlecht männlich
PageID 24901
GND 118623362
Wikidata Q112880
Geburtsdatum 16. September 1908
Geburtsort Wien
Sterbedatum 10. November 1979
Sterbeort Wien
Beruf Schriftsteller, Journalist, Kritiker, Übersetzer, Herausgeber
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus
Objektbezug NS-Zeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 24.01.2024 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 19. November 1979
Friedhof Alter Israelitischer Friedhof
Grabstelle Gruppe 6, Reihe 0, Nummer 3
Ehrengrab Ehrengrab
  • 9., Porzellangasse 7a (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Julius-Reich-Preis (Verleihung: 1933)
  • Preis der Stadt Wien für Publizistik (Übernahme: 16. Mai 1966)
  • Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 11. September 1968)
  • Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (Übernahme: 28. November 1968)
  • Ehrenmedaille in Gold (Übernahme: 24. Jänner 1974)
  • Richard-Meister-Medaille (Übernahme: 15. November 1974)
  • Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 29. April 1976, Übernahme: 14. September 1976)
  • Österreichischer Staatspreis für Literatur (Verleihung: 1979)
  • Wasserballmeister mit Hagibor Prag (Verleihung: 1928)

Friedrich Torberg, * 16. September 1908 Wien, † 10. November 1979 Wien, Schriftsteller, Journalist, Kritiker.

Biografie

Friedrich Ephraim Kantor wurde am 16. September 1908 in Wien als zweites von drei Kindern des Fabriksdirektors Alfred Kantor und seiner Frau Therese geboren. Seine Kindheit verbrachte er in Wien, wo er das Wasa-Gymnasiums besuchte. 1921 übersiedelte die Familie nach Prag, wo Torberg das Deutsche Staatsrealgymnasium besucht. 1924 wurde er Staatsbürger der Tschechoslowakei, weil sein Vater für die ČSR votiert hatte. Im Juli 1927 scheiterte er beim ersten Versuch, die Matura abzulegen. Selten dürfte ein durchgefallener Maturant aber derart aufsehenerregend vom Scheitern profitiert haben wie Torberg, denn im Jahr der Wiederholung beginnt er mit der Niederschrift seines Romans "Der Schüler Gerber hat absolviert" (1930). Der Titel wurde zum Bestseller und ist noch heute ein Klassiker seines Genres. Noch vor Erscheinen des Romans, den sein Förderer Max Brod an den Verlag von Paul Zsolnay vermittelt hat, publizierte er erste literarische Texte im "Prager Tagblatt" unter dem Pseudonym Torberg, das sich aus den Namensbestandteilen seiner Eltern zusammensetzt (die Mutter war eine geborene Berg).

Seine literarische Karriere machte nach der Verleihung des Literaturpreises der Julius-Reich-Stiftung 1933 für seinen Roman "... und glauben, es wäre die Liebe" (1932) weitere Fortschritte, doch die Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland warf seine Schatten voraus. Im November 1933 sorgte sein Vortrag "Blamage des Geistes" für Aufsehen, in dem er zahlreiche zwar emigrierte, aber doch in Deutschland vorerst noch verlegte Autoren wie René Schickele, Thomas Mann oder Stefan Zweig bezichtigte, vom Regime zu profitieren. Wohl auch aufgrund dieser Exponierung kam es zur Trennung vom Zsolnay-Verlag. Sein Roman "Die Mannschaft", ein Buch, mit dem sich der Wasserballer Torberg nach dem Ende seiner Karriere als erfolgreicher Sportler (er hatte als Kapitän 1928 die Meisterschaft mit Hakoah Prag gefeiert) gewissermaßen ein literarisches Denkmal setzte, erscheint bereits bei Julius Kittl in Mährisch-Ostrau und Leipzig. Das Buch wurde im Deutschen Reich vor dem Hintergrund der Olympischen Spiele in Berlin wohlwollend besprochen, was seine Kritik an den namhaften Kollegen, deren Bücher noch in Deutschland lieferbar waren, in ein wenig schmeichelhaftes Licht rückte. Trotzdem wurden Torbergs literarische Werke von den deutschen Zensurbehörden bald auf die "Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums" gesetzt. Zudem fand sich sein Name auf einer "Liste der deutschfeindlich tätigen Journalisten und Schriftsteller", erstellt vom Reichssicherheitshauptamt.

Emigration

Im Juni 1938 emigrierte Torberg nach Zürich. Die Schweiz musste er am 1. Juni 1939 verlassen, Torberg ging nach Paris. In Frankreich schloss er sich nach Ausbruch des Zweiter Weltkrieg der tschechischen Exilarmee an, wurde jedoch nicht in Kampfhandlungen verwickelt. Knapp vor den deutschen Truppen gelang es Torberg, über Spanien nach Portugal zu entkommen. Dort bekam er mit Hilfe einer US-Hilfsorganisation, des Emergency Rescue Committee, ein Visum für die USA. Als einer von "Ten Outstanding Anti-Nazi Writers" gelangte Torberg im Oktober 1940 nach Hollywood, wo er einen Vertrag bei den Warner Brothers auf ein Jahr erhielt. Seine Zeit in der Traumfabrik war mehr als frustrierend, nur ein Projekt aus seiner Feder wurde realisiert − der Film "A voice in the wind", der 1944 immerhin eine Oscarnominierung erhielt.

Im Sommer desselben Jahres übersiedelte Torberg nach New York. Zwar war an der Westküste 1943 die Novelle "Mein ist die Rache" erschienen, doch Erfolg hatte dieser wohl beste Text Torbergs nicht. In New York entstand der Roman "Hier bin ich, mein Vater" (1948), der immerhin einen Achtungserfolg verzeichnen konnte. 1945 heiratete er in New York die aus Wien stammenden Marietta Bellak. Trauzeugin war Alma Mahler-Werfel. Im selben Jahr nahm Torberg auch die US-Staatsbürgerschaft an.

Rückkehr nach Wien

1951 kehrte Torberg wieder nach Wien zurück, wo er zunächst als freier Publizist für den "Wiener Kurier" und für den Sender "[[Rot-Weiß-Rot-Sendergruppe|Rot-Weiß-Rot" arbeitet. 1954 wurde Torberg Herausgeber der kulturpolitischen Zeitschrift "FORVM", eine Funktion, die er bis 1965 bekleidete. Das Periodikum ist bis heute umstritten, da es seine Inhalte ganz in den Dienst des Kalten Kriegs stellte. Trotzdem fand das "FORVM" weit über die Grenzen Österreichs hinaus Anerkennung.

Im Zeichen des Kalten Kriegs stand lange Jahre auch Torbergs Tätigkeit als einflussreicher Theaterkritiker (1964 "PPP. Pamphlete, Parodien, Post-Scripta", 1966−1967 "Das fünfte Rad am Thespiskarren" in zwei Bänden). Immerhin galt er als einer der wesentlichen Initiatoren des sogenannten Brecht-Boykotts: Zwischen 1956 und 1962 wurden keine Stücke Bertolt Brechts an Österreichs Bühnen gezeigt. Torberg wurde jedoch nicht nur als Verhinderer, sondern auch als erfolgreicher Literaturvermittler tätig. Dafür stehen die Herausgabe der Werke von Fritz von Herzmanovsky-Orlando (1958 bis 1963) und die kongenialen Übertragungen der Satiren von Ephraim Kishon, dessen Werk Torberg im deutschsprachigen Raum nicht nur durchgesetzt, sondern ganz wesentlich durch seine Übersetzungsleistung geprägt hatte.

Der eigene Erfolg als Literat ließ jedoch jahrzehntelang auf sich warten. Der 1950 erschienene Roman "Die zweite Begegnung" (über die Zeit nach dem kommunistischen Staatsstreich in Prag 1948) fand wenig Beachtung, sein als "Comeback" geplantes Romanporträt "Süßkind von Trimberg" (1972) wurde kein Erfolg, vor allem wegen eines katastrophalen Verrisses von Marcel Reich-Ranicki in "Die Zeit". Einen nicht erwarteten Bestseller landete Torberg dann jedoch 1975 mit dem Anekdotenband "Die Tante Jolesch oder Der Untergang des Abendlandes", der 1978 mit "Die Erben der Tante Jolesch" sogar noch eine Fortsetzung fand.

Am 10. November 1979 erlag Friedrich Torberg im Krankenhaus Lainz einem Gefäßleiden. Er wurde in einem Ehrengrab der Gemeinde Wien beigesetzt. Den weitaus größten Teil seines Nachlasses vermachte er der Stadt Wien. Dieser Briefnachlass – in etwa 100.000 Blatt – wird heute von der Wienbibliothek im Rathaus verwaltet. Der Bestand ist für die Geistesgeschichte Wiens von eminenter Bedeutung und repräsentiert darüber hinaus einen nicht unbeträchtlichen materiellen Wert. Die literarische Hinterlassenschaft und wichtige Lebensdokumente liegen hingegen in der Handschriftensammlung der Österreichische NationalbibliothekÖsterreichischen Nationalbibliothek.

Anlässlich des 100. Geburtstags von Friedrich Torberg initiierten die Wienbibliothek im Rathaus und das Jüdische Museum Wien eine große biographische Ausstellung, die am 16. September 2008 eröffnet wurde. An Torberg erinnert auch eine im 9. Bezirk angebrachte Gedenktafel.

Literarisches Werk

  • Friedrich Torberg: "Kaffeehaus ist überall" (1982, posthum erschienen)
  • Friedrich Torberg: "Die Erben der Tante Jolesch" (1978)
  • Friedrich Torberg: "Die Tante Jolesch oder der Untergang des Abendlands in Anekdoten" (1975)
  • Friedrich Torberg: "Süßkind vom Trimberg" (1972)
  • Friedrich Torberg: "Golems Wiederkehr" (1968)
  • Friedrich Torberg: "Das fünfte Rad am Thespiskarren" (1966)
  • Friedrich Torberg: "Pamphlete, Parodien, Postscripta" (1964)
  • Friedrich Torberg: "Lebenslied" (1958)
  • Friedrich Torberg: "Nichts leichter als das" (1956)
  • Friedrich Torberg: "Die zweite Begegnung" (1950)
  • Friedrich Torberg: "Hier bin ich, mein Vater" (1948)
  • Friedrich Torberg: "Mein ist die Rache" (1943)
  • Friedrich Torberg: "Abschied" (1937)
  • Friedrich Torberg: "Die Mannschaft" (1935)
  • Friedrich Torberg: "... und glauben, es wäre Liebe" (1932)
  • Friedrich Torberg: "Der Schüler Gerber" (1930)
  • Friedrich Torberg: "Der ewige Refrain" (1929, Gedichtband)

Quellen

Literatur

  • Marcel Atze, Marcus G. Patka [Hgg.]: Die Gefahren der Vielseitigkeit. Friedrich Torberg 1908−1979. Wien: Holzhausen 2008.
  • Marlene Dietrich / Friedrich Torberg: Schreib. Nein, schreib nicht. Briefwechsel 1946 bis 1979. Hg. von Marcel Atze. Wien: Synema 2008
  • Friedrich Torberg: Mein ist die Rache. Novelle. Mit einem Nachwort und einer Zeittafel hg. von Marcel Atze. München: Deutscher Taschenbuch-Verlag 2008
  • Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
  • Dieter Schmutzer: Wienerisch g'redt. Geschichte der Wiener Mundartdichtung. Wien: Der Apfel 1993, S. 368 f.
  • Patricia Steines: Hunderttausend Steine. Grabstellen großer Österreicher jüdischer Konfession auf dem Wiener Zentralfriedhof, Tor I und Tor IV. Wien: Falter-Verlag 1993, S. 205 f.
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990
  • Frank Tichy: Friedrich Thorberg. Ein Leben aus der Welt von einst. Salzburg: Otto Müller Verlag 1990
  • David Axmann [Hg.]: Und Lächeln ist das Erbteil meines Stammes. Erinnerungen an Friedrich Thorberg. Wien 1988
  • Sylvia Patsch [Hg.]: Österreichische Schriftsteller im Exil. Texte. Wien: Brandstätter 1986, S. 302 f.
  • Harry Zohn: "... ich bin ein Sohn der deutschen Sprache nur ...". Jüdisches Erbe in der österreichischen Literatur. Darstellungen und Dokumentation. Wien [u.a.]: Amalthea 1986, S. 174 ff.
  • Milan Dubrovic: Veruntreute Geschichte. Die Wiener Salons und Literatencafés. Wien [u.a.]: Zsolnay 1985
  • Annemarie Hinker: Der Erzähler Friedrich Torberg. Diss. Univ. Graz. Graz 1985
  • Thomas Trabitsch: Friedrich Torberg als Theaterkritiker. Diss. Univ. Wien. Wien 1983
  • Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich: Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982, S. 63
  • Joseph P. Strelka: Friedrich Torberg. In: Deutsche Exilliteratur seit 1933, 1 (1976), S. 616 ff.
  • Harry Zohn: Österreichische Juden in der Literatur. Ein bio-bibliographisches Lexikon. Tel Aviv: Olamenu 1969 (Schriftenreihe des Zwi Perez Chajes Instituts, 1)
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Lebendige Stadt. Almanach. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1954−1963. Band 10, 1963
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815−1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften und Wien / Graz: Böhlau 1954−lfd.
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Neue österreichische Biographie. 1815−1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923−1935. Band 1,1923, S. 21, S. 80 ff.

Friedrich Torberg im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.


Weblinks