Friedrich Torberg: Unterschied zwischen den Versionen

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*Neue Arbeiterzeitung, 16.09.1988  
 
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*Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 06.11.1989
 
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Version vom 21. November 2017, 10:56 Uhr

Daten zur Person
Personenname Torberg, Friedrich
Abweichende Namensform Kantor, Friedrich Ephraim
Titel Prof.
Geschlecht männlich
PageID 24901
GND
Wikidata
Geburtsdatum 16. September 1908
Geburtsort Wien
Sterbedatum 10. November 1979
Sterbeort Wien
Beruf Schriftsteller, Journalist, Kritiker, Übersetzer, Herausgeber
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Wienbibliothek im Rathaus / Handschriftensammlung
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 21.11.2017 durch WIEN1.lanm53dia
Begräbnisdatum 19. November 1979
Friedhof Zentralfriedhof, Israelitische Abteilung, erstes Tor, Grab 6/0/3
Grabstelle
  • 9., Porzellangasse 7a (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Julius-Reich-Preis (Verleihung: 1933)
  • Preis der Stadt Wien für Publizistik (Übernahme: 16. Mai 1966)
  • Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 11. September 1968)
  • Großes Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland (Übernahme: 28. November 1968)
  • Ehrenmedaille in Gold (Übernahme: 24. Jänner 1974)
  • Richard-Meister-Medaille (Übernahme: 15. November 1974)
  • Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst (Verleihung: 29. April 1976, Übernahme: 14. September 1976)
  • Österreichischer Staatspreis für Literatur (Verleihung: 1979)
  • Wasserballmeister mit Hagibor Prag (Verleihung: 1928)

Torberg, Friedrich (eigentlich Friedrich Ephraim Kantor; Berg war der Mädchenname seiner Mutter), * 16. September 1908 Wien 9, Porzellangasse 7a, † 10. November 1979 Wien ,13, (Lainzer Krankenhaus; Zentralfriedhof, Israelitische Abteilung, erstes Tor, Grab 6/0/3), Schriftsteller, Journalist, Kritiker, Gattin Marietta, Sohn eines Fabriksdirektors.

Karriere als Schriftsteller und Journalist

Nachdem er seine Kindheit in Wien verbracht hatte (Besuch des Wasa-Gymnasiums; Gedenktafel 9, Wasagasse 10, enthüllt 10. November 1989), übersiedelte er 1921 mit seiner Familie nach Prag (wo er ab 1928 als Journalist tätig war) In der Zwischenkriegszeit pendelte er als "Weltbürger ohne Heimat", wie er sich selbst gerne bezeichnete, zwischen Wien und Prag, wobei die Kaffeehauskultur seine schriftstellerische Vielseitigkeit als Erzähler, Essayist, Kritiker, Sportjournalist und Übersetzer und später auch als Zeitungsherausgeber entscheidend mitprägte. Er arbeitete für das Prager Tagblatt und besuchte an der Universität Wien philosophische Vorlesungen. Torberg errang bereits mit seinem ersten Roman „Der Schüler Gerber hat absolviert" (1930; Reminiszenzen an seine Gymnasialjahre im Wasa-Gymnasium) einen durchschlagenden Erfolg. 1935 erschien der Roman „Die Mannschaft", in dem seine Liebe zum Sport zum Ausdruck kam, 1937 „Abschied". Er schrieb (als Hausautor mit Jura Soyfer) für das Kabarett ABC.

Emigration und Nachkriegszeit

1933 traf ihn das Publikationsverbot des Nazi-Regimes.

1938 emigrierte er in die Schweiz und 1940 (gemeinsam mit Heinrich Mann, Franz Werfel und anderen) in die USA, wo er sich dem Emigrantenkreis um Broch, Neumann, Polgar, Schönberg, Strawinsky, Bruno Walter, Werfel und Zuckmayer) anschloss. New York und Los Angeles (Hollywood) wurden zu Orten längeren Exilaufenthalts, wo er als Drehbuchautor fungierte. Er beschäftigte sich in dieser Zeit mit der Nähe von Diktatur und Religion, mit der Diktaturanfälligkeit des einzelnen und dem Problem der inneren Heimatlosigkeit; 1942 erschien „Hier bin ich, mein Vater" (Fernsehspiel im Österreichschen Rundfunk, 1970). 1951 kehrte er nach Wien zurück und arbeitete als Kulturkorrespondent, Theaterkritiker und Auslandskorrespondent für verschiedene Zeitungen, beispielsweise Die Presse, den Kurier etc. Die brillanten Theaterkritiken erschienen in den Sammelbänden „PPP. Pamphlete, Parodien, Post-Skripta" (1964) und „Das fünfte Rad am Thespiskarren" (1966/1967). 1954-1965 leitete Torberg die von ihm mitbegründete Zeitschrift „Forum", die er als, "kulturpolitische Kampfschrift" bezeichnete. Er erwarb sich auch große Verdienste als Bearbeiter des schriftlichen Nachlasses von Fritz Herzmanovsky-Orlando und als Übersetzer (unter anderem Ephraim Kishon und Eimer Rice). 1971 erschien der Roman „Süßkind von Trimberg", in dem er die Lebensgeschichte des einzigen bekannten jüdischen Minnesängers aus dem 13. Jahrhundert erzählt. 1972 gab er eine Textsammlung von Peter Hammerschlag heraus („Der Mond schlug grad halb acht"). Einem breiten Leserkreis wurde er durch „Die Tante Jolesch" (1975) und den Folgeband „Die Erben der Tante Jolesch" (1979) bekannt (anekdotische Erinnerungsbücher an die Monarchie).

Torberg gehörte zu den Stammgästen des Café Hawelka. David Axmann und Marietta Torberg gaben seinen Briefwechsel und seine nachgelassenen Schriften heraus. Torberg wohnte 9, Porzellangasse 7a, wo er unter anderem die „Tante Jolesch" schrieb. Er hat das österreichische Kulturleben der Nachkriegsära nachhaltig beeinflußt. Torberg war Vorstandsmitglied des österreichischen PEN-Zentrums (=Poets, Essayists, Novelists-Zentrum). Ein Teilnachlass (darunter ein umfangreicher Briefbestand) befindet sich in der Wienbibliothek im Rathaus.

Die Torberggasse im 14. Bezirk wurde nach Friedrich Torberg benannt.

Karriere als Wasserballsportler

Bereits als 13-Jähriger trat Friedrich Kantor der Schwimmsektion der Wiener Hakoah bei, die gerade erst in Aufbau war. Die jüdische Fußballmannschaft der Wiener Hakoah erfuhr damals aufgrund ihrer Popularität einen regen Zustrom und nahm keine neuen Mitglieder mehr auf.

Friedrich Torberg über seine Identität als "Hakoahner": "Auch ich begann, da ich nun einmal Mitglied war, zu trainieren, - ohne rechte Hingabe, denn meine wahre Liebe galt dem Fußballspiel. Aber wenigstens die Anfangsgründe des Sportschwimmens habe ich von der Hakoah mitbekommen. Die Erfolge, die ich später zu verzeichnen hatte, fielen in meine Prager Jahre und in die Aufstiegszeit des dortigen Hagibor, dessen Wasserballer im Jahre 1928 als erste jüdische Mannschaft einen tschechoslowakischen Meistertitel errangen. Unser Gegner im Finale war der auch nach internationalen Begriffen sehr starke PTE, Bratislava, der ein paar ungarische geschulte Klassespieler wie Steiner, Schmuck und Krotz in seinen Reihen hatte. Wir siegten 2:0 und ich schoss beide Tore. Es war, glaube ich, der schönste Tag meines Lebens."

Die Liebe zum Hakoah-Fußball

Als Torberg mit "Süßkind von Trimberg", "Der Schüler Gerber", und "Mein ist die Rache" schriftstellerisch reüssierte, lag bereits eine außerordentlich erfolgreiche Karriere als Wasserballspieler hinter ihm. Die eigentliche Liebe Torbergs jedoch war der Fußball, insbesondere der Hakoah-Fußball. Den Hakoah-Fußballern setzte Friedrich Torberg mit seinem 1959 verfassten Essay "Warum ich stolz darauf bin" ein Denkmal.

Dass sich in den 1920er- und 1930er-Jahren Juden in aller Welt mit der Wiener Hakoah identifizierten, war im Besonderen ein Verdienst ihrer ersten Fußballmannschaft. Nach ihrem Aufstieg in die erste österreichische Liga (1920) wurde die Hakoah-Elf zu einem Team aufgebaut. Dieses spielte bereits unter professionellen Bedingungen, als es den Profifußball in Österreich offiziell noch gar nicht gab. Als er dann 1924 kam, war die Hakoah stärker als die Profi-Konkurrenz und gewann vor der Wiener Austria ("SV Amateure") den Meistertitel.

Literarisches Werk

  • Der ewige Refrain (1929) - Gedichtband
  • Der Schüler Gerber (1930)
  • ... und glauben, es wäre Liebe (1932)
  • Die Mannschaft (1935)
  • Abschied (1937)
  • Mein ist die Rache (1943)
  • Hier bin ich, mein Vater (1948)
  • Die zweite Begegnung (1950)
  • Nichts leichter als das (1956)
  • Lebenslied (1958)
  • Pamphlete, Parodien, Postscripta (1964)
  • Das fünfte Rad am Thespiskarren (1966)
  • Golems Wiederkehr (1968)
  • Süßkind vom Trimberg (1972)
  • Die Tante Jolesch oder der Untergang des Abendlands in Anekdoten (1975)
  • Die Erben der Tante Jolesch (1978)
  • Kaffeehaus ist überall (1982) - posthum erschienen

Literatur

  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935. Band 1,1923, S. 21, S. 80 ff.
  • Österreichisches biographisches Lexikon 1815–1950. Hg. von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften / Wien/Graz: Böhlau 1954-lfd.
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Richard Bamberger [Hg.]: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Wien: Verlags-Gemeinschaft Österreich-Lexikon 1995
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Peter Ernst: Wiener Literaturgedenkstätten. Hg. von Felix Czeike. Wien: J & V-Edition Wien-Verlag 1990
  • Lebendige Stadt. Almanach. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1954-1963. Band 10,1963
  • Patricia Steines: Hunderttausend Steine. Grabstellen großer Österreicher jüdischer Konfession auf dem Wiener Zentralfriedhof, Tor I und Tor IV. Wien: Falter-Verlag 1993, S. 205 f.
  • Dieter Schmutzer: Wienerisch g'redt. Geschichte der Wiener Mundartdichtung. Wien: Der Apfel 1993, S. 368 f.
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich: Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982, S. 63
  • David Axmann [Hg.]: Und Lächeln ist das Erbteil meines Stammes. Erinnerungen an Friedrich Thorberg. 1988
  • Frank Tichy: Friedrich Thorberg. Ein Leben aus der Welt von einst. 1990
  • Sylvia Patsch [Hg.]: Österreichische Schriftsteller im Exil. Texte. Wien: Brandstätter 1986, S. 302 f.
  • Joseph P. Strelka: Friedrich Torberg. In: Deutsche Exilliteratur seit 1933, 1 (1976), S. 616 ff.
  • Thomas Trabitsch: Friedrich Torberg als Theaterkritiker. Diss. Univ. Wien. Wien 1983
  • Annemarie Hinker: Der Erzähler Friedrich Torberg. Diss. Univ. Graz. Graz 1985
  • Harry Zohn: "... ich bin ein Sohn der deutschen Sprache nur ...". Jüdisches Erbe in der österreichischen Literatur. Darstellungen und Dokumentation. Wien [u.a.]: Amalthea 1986, S. 174 ff.
  • Harry Zohn: Österreichische Juden in der Literatur. Ein bio-bibliographisches Lexikon. Tel Aviv: Olamenu 1969 (Schriftenreihe des Zwi Perez Chajes Instituts, 1)
  • Milan Dubrovic: Veruntreute Geschichte. Die Wiener Salons und Literatencafés. Wien [u.a.]: Zsolnay 1985
  • Neues Forum 35 (1988), Heft. 417 / 419, S. 60 ff.
  • Penzinger Museumsblätter. Wien: Museumsverein Penzing Heft 51, S. 11; Heft 54 (1991), S. 11 f.
  • Wien aktuell. Revue einer europäischen Metropole. Wien: Jugend & Volk 43/44 (1973), S. 24 ff.
  • Die Zeit, 10.11.1989, S. 12
  • Illustrierte Neue Welt. Unabhängige internationale Zeitschrift. Hg. Verein zur Förderung Moderner Literatur. Wien: INW-Pressedienst, Heft 6-7 (1988), S. 6 f.
  • Wiener Zeitung, 10.02.1989
  • Neue Arbeiterzeitung, 16.09.1988
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 06.11.1989
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