Friederike Manner: Unterschied zwischen den Versionen
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Die Schriftstellerin und Lektorin Friederike Manner studierte zunächst an der [[Universität Wien]] und arbeitete daneben als Lektorin und Journalistin. Sie heiratete den Arzt Hans Brauchbar, die beiden bekamen zwei Kinder. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit war Manner eine engagierte Sozialistin. | Die Schriftstellerin und Lektorin Friederike Manner studierte zunächst an der [[Universität Wien]] und arbeitete daneben als Lektorin und Journalistin. Sie heiratete den Arzt Hans Brauchbar, die beiden bekamen zwei Kinder. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit war Manner eine engagierte Sozialistin. | ||
− | Da Hans Brauchbar jüdischer Abstammung war, musste er im November 1938 seine Arztpraxis in Wien aufgeben. Die Familie emigrierte zunächst in die Schweiz und ließ sich schließlich in Šabac, Serbien, nieder. Als im Oktober 1941 in Šabac männliche österreichische Emigranten als Vergeltung für einen Partisaneneinsatz von Angehörigen der Wehrmacht erschossen wurden, zählte auch Hans Brauchbar zu den Opfern. Friederike Manner zog ab diesem Zeitpunkt ihre Kinder alleine auf. In dieser Zeit veröffentlichte sie Gedichte, Essays und Erzählungen in Schweizer Zeitschriften. Nach dem Krieg kehrte sie nach Wien zurück und war als Journalistin, Lektorin und Rezensentin tätig. Sie arbeitete unter anderem für die Informationszeitschrift für Volksbibliothekare "Buch und Bücherei“ und das "Österreichische Tagebuch“. Im Jahr 1948 veröffentlichte sie den autobiografischen Roman "Die dunklen Jahre“, in dem ihre Flucht nach Jugoslawien und die Einsamkeit im Exil behandelt wird. In dem Buch setzt sie sich auch kritisch mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Österreichs und den Hintergründen zum "[Anschluss]“ auseinander. | + | Da Hans Brauchbar jüdischer Abstammung war, musste er im November 1938 seine Arztpraxis in Wien aufgeben. Die Familie emigrierte zunächst in die Schweiz und ließ sich schließlich in Šabac, Serbien, nieder. Als im Oktober 1941 in Šabac männliche österreichische Emigranten als Vergeltung für einen Partisaneneinsatz von Angehörigen der Wehrmacht erschossen wurden, zählte auch Hans Brauchbar zu den Opfern. Friederike Manner zog ab diesem Zeitpunkt ihre Kinder alleine auf. In dieser Zeit veröffentlichte sie Gedichte, Essays und Erzählungen in Schweizer Zeitschriften. Nach dem Krieg kehrte sie nach Wien zurück und war als Journalistin, Lektorin und Rezensentin tätig. Sie arbeitete unter anderem für die Informationszeitschrift für Volksbibliothekare "Buch und Bücherei“ und das "Österreichische Tagebuch“. Im Jahr 1948 veröffentlichte sie den autobiografischen Roman "Die dunklen Jahre“, in dem ihre Flucht nach Jugoslawien und die Einsamkeit im Exil behandelt wird. In dem Buch setzt sie sich auch kritisch mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Österreichs und den Hintergründen zum "[[Anschluss]]“ auseinander. |
Am 6. Februar 1956 nahm sich Friederike Manner in ihrer Wohnung in Wien das Leben. Neben dem bekannten Roman "Die dunklen Jahre“ veröffentlichte sie auch das Buch "Lesen – aber was?“, in dem ein Überblick zur Weltliteratur geboten wird. Einige ihrer Texte veröffentlichte sie unter den Pseudonymen Martha Florian oder Frau Manner. | Am 6. Februar 1956 nahm sich Friederike Manner in ihrer Wohnung in Wien das Leben. Neben dem bekannten Roman "Die dunklen Jahre“ veröffentlichte sie auch das Buch "Lesen – aber was?“, in dem ein Überblick zur Weltliteratur geboten wird. Einige ihrer Texte veröffentlichte sie unter den Pseudonymen Martha Florian oder Frau Manner. | ||
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== Literatur == | == Literatur == | ||
− | * [http://biografia.sabiado.at/manner-friederike/ Ilse Korotin | + | * [http://biografia.sabiado.at/manner-friederike/ Ilse Korotin (Hg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 2094 f.] |
* Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich: Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982 | * Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich: Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982 | ||
* Lebendige Stadt. Almanach. Band 10. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1963, S. 156 f. | * Lebendige Stadt. Almanach. Band 10. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1963, S. 156 f. |
Version vom 6. September 2023, 12:31 Uhr
Friederike Manner, * 19. Dezember 1904 Wien, † 6. Februar 1956 Wien, Lektorin, Schriftstellerin.
Biografie
Die Schriftstellerin und Lektorin Friederike Manner studierte zunächst an der Universität Wien und arbeitete daneben als Lektorin und Journalistin. Sie heiratete den Arzt Hans Brauchbar, die beiden bekamen zwei Kinder. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit war Manner eine engagierte Sozialistin.
Da Hans Brauchbar jüdischer Abstammung war, musste er im November 1938 seine Arztpraxis in Wien aufgeben. Die Familie emigrierte zunächst in die Schweiz und ließ sich schließlich in Šabac, Serbien, nieder. Als im Oktober 1941 in Šabac männliche österreichische Emigranten als Vergeltung für einen Partisaneneinsatz von Angehörigen der Wehrmacht erschossen wurden, zählte auch Hans Brauchbar zu den Opfern. Friederike Manner zog ab diesem Zeitpunkt ihre Kinder alleine auf. In dieser Zeit veröffentlichte sie Gedichte, Essays und Erzählungen in Schweizer Zeitschriften. Nach dem Krieg kehrte sie nach Wien zurück und war als Journalistin, Lektorin und Rezensentin tätig. Sie arbeitete unter anderem für die Informationszeitschrift für Volksbibliothekare "Buch und Bücherei“ und das "Österreichische Tagebuch“. Im Jahr 1948 veröffentlichte sie den autobiografischen Roman "Die dunklen Jahre“, in dem ihre Flucht nach Jugoslawien und die Einsamkeit im Exil behandelt wird. In dem Buch setzt sie sich auch kritisch mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Österreichs und den Hintergründen zum "Anschluss“ auseinander.
Am 6. Februar 1956 nahm sich Friederike Manner in ihrer Wohnung in Wien das Leben. Neben dem bekannten Roman "Die dunklen Jahre“ veröffentlichte sie auch das Buch "Lesen – aber was?“, in dem ein Überblick zur Weltliteratur geboten wird. Einige ihrer Texte veröffentlichte sie unter den Pseudonymen Martha Florian oder Frau Manner.
Literatur
- Ilse Korotin (Hg.): biografiA. Lexikon österreichischer Frauen. Wien / Köln / Weimar: Böhlau 2016, S. 2094 f.
- Die Vertreibung des Geistigen aus Österreich. Zur Kulturpolitik des Nationalsozialismus. [Zusammenstellung der Ausstellung: Hochschule für Angewandte Kunst in Wien. Katalog: Gabriele Koller ... Für den Inhalt verantwortlich: Oswald Oberhuber]. Wien: Zentralsparkasse 1982
- Lebendige Stadt. Almanach. Band 10. Wien: Amt für Kultur, Volksbildung und Schulverwaltung der Stadt Wien 1963, S. 156 f.
- Österreichische Gesellschaft für Literatur: Friederike Manner [Stand: 31.08.2023]
- Wikipedia: Friederike Manner [Stand: 31.08.2023]
- Edition Atelier: Friederike Manner9 [Stand: 31.08.2023
- Erich Hackl: Roman "Die dunklen Jahre" der Zeitzeugin Manner über Nazi-Zeit. In: Der Standard, 06.04.2019 [Stand: 31.08.2023]
Friederike Manner im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.