Franz Jonas

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Franz Jonas als Bürgermeister an seinem Schreibtisch (1960)
Daten zur Person
Personenname Jonas, Franz
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 19982
GND
Wikidata
Geburtsdatum 4. Oktober 1899
Geburtsort Floridsdorf
Sterbedatum 24. April 1974
Sterbeort Wien
Beruf Bürgermeister, Bundespräsident, Politiker, Buchdrucker, Schriftsetzer
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 30.07.2014 durch WIEN1.lanm09dun
Begräbnisdatum 29. April 1974
Friedhof
Grabstelle Zentralfriedhof, Präsidentengruft
Bildname Franzjonas.jpg
Bildunterschrift Franz Jonas als Bürgermeister an seinem Schreibtisch (1960)
  • 21., Prager Straße 74 (Geburtsadresse)
  • 9., Allgemeines Krankenhaus (Sterbeadresse)
  • 19., Hohe Warte 36 (Wohnadresse)
  • 21., Brünner Straße 34-38 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Großes Silbernes Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 15. Dezember 1959, Übernahme: 22. Jänner 1960)
  • Großkreuz mit großer Ordenskette des Verdienstordens der Italienischen Republik (Verleihung: 1971)
  • Collane des Finnischen Ordens der Weißen Rose (Verleihung: 1970)
  • Ehrenbürger der Stadt Steyr (Verleihung: 1968)
  • Grande Médaille de Vermeil de la ville de Paris (Übernahme: 13. Mai 1963)
  • Ehrenring der Wiener Symphoniker
  • Bayerischer Verdienstorden
  • Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland (Verleihung: 1958)
  • UNICEF-Medaille (Übernahme: 9. Dezember 1966)
  • Großstern des Ehrenzeichens für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 9. Juni 1965)
  • Coubertin-Medaille (Übernahme: 23. Juni 1969)
  • Großes Goldenes Ehrenzeichen mit dem Stern für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 29. Juni 1954, Übernahme: 6. August 1954)
  • Goldene Franz-Schmidt-Medaille (Verleihung: 1959, Übernahme: 27. März 1959)
  • Goldene Ehrennadel der Alma Mater Rudolfina (Verleihung: 12. März 1965)
  • Goldenes Gewerkschaftsabzeichen (Übernahme: 28. Jänner 1958)
  • Europa-Preis (Verleihung: 1958)
  • Ehrensenator der Universität Wien (Verleihung: 1965, Übernahme: 12. Mai 1965)
  • Ehrensenator der Technischen Hochschule Wien (Verleihung: 1964, Übernahme: 23. November 1964)
  • Ehrenring der Büchergilde Gutenberg (Übernahme: 4. Dezember 1964)
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 21. April 1961, Übernahme: 22. Juni 1961)

  • Bezirksvorsteher (05.02.1946 bis 10.06.1948)
  • Amtsführender Stadtrat (1948 bis 1951)
  • Vorsitzender des Gemeinderates (1951 bis 1965)
  • Bürgermeister der Stadt Wien (22.06.1951 bis 01.06.1965)
  • Mitglied des Bundesrates (1952 bis 1953)
  • Abgeordneter zum Nationalrat (18.03.1953 bis 18.06.1965)
  • Bundespräsident (1965 bis 1974)
  • Obmann des österreichischen Städtebundes )

Franz Jonas, * 4. Oktober 1899 (nach Notizen seiner Mutter 29. September) Floridsdorf (21, Prager Straße 74), † 24. April 1974 Wien 9, Allgemeines Krankenhaus (Zentralfriedhof, Präsidentengruft), Bürgermeister, Bundespräsident, Gattin (22. Dezember 1922) Margarethe Towarek (* 13. Juni 1898 Wien, † 7. August 1976 Wien), Sohn des Hilfsarbeiters Josef Jonas (* 9. Februar 1863 Kamenice) und dessen Gattin Katharina Rokos(ová).

Erlernte nach Besuch der Bürgerschule das Buchdruckergewerbe und besuchte die Fortbildungsschule für Buchdrucker, wurde jedoch noch vor Beendigung seiner Lehrzeit 1917 zum Kriegsdienst eingezogen. Nach Ende des ersten Weltkriegs diente er im Volkswehrbataillon 21 und nahm aktiv an den Abwehrkämpfen in Kärnten (1919) teil. 1919-1932 arbeitete Jonas als Schriftsetzer, zuletzt als Korrektor. Zu dieser Zeit war er Vertrauensmann der Buchdruckergewerkschaft und Funktionär in der sozialdemokratischen Jugendbewegung, später in der Sozialdemokratischen Partei. In seiner Freizeit aktiv im Arbeiter-Turnverein und bei den Naturfreunden, schloss er sich 1924 dem Österreichischen Arbeiter-Esperanto-Bund an und wurde dessen Sekretär. (1929 auch Redakteur des Bundesorgans „La Socialisto"). 1930 besuchte Jonas die Arbeiterhochschule.

In den kritischen Tagen des Jahres 1932 kandidierte Jonas erstmals für den Nationalrat, Anfang 1933 wurde er Sekretär der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei des 21. Bezirks und Bezirksobmann der „Jungfront". Als Sekretär der Floridsdorfer Bezirksparteileitung traf ihn mit vielen seiner Gesinnungsfreunde das Schicksal des Februar 1934, er musste in die Tschechoslowakische Republik emigrieren, kehrte aber im Juni 1934 nach Wien zurück. Wegen Teilnahme an der illegalen Brünner Reichskonferenz der Revolutionären Sozialisten wurde er im Jänner 1935 verhaftet und im berüchtigten RS-Prozess gemeinsam mit Bruno Kreisky und anderen prominenten Sozialdemokraten angeklagt. Mangels ausreichenden Beweismaterials musste er zwar freigesprochen werden, befand sich aber bis Ende März 1936 14 Monate in Haft. Während des Kriegs arbeitete er in der Floridsdorfer Lokomotivfabrik. Im April 1945 wurde er in die provisorische Gemeindeverwaltung des 21. Bezirks berufen; da Floridsdorf infolge der Zerstörung der Donaubrücken vom übrigen Wien abgeschnitten war, musste sich die Verwaltung bemühen, das Chaos aus eigener Kraft zu meistern. Am 5. Februar 1946 wurde Jonas Bezirksvorsteher von Floridsdorf (bis dahin war er zweiter Obmann der Bezirksorganisation und Mitglied des Wiener Vorstands der SPÖ gewesen). Als Bezirksvorsteher prädestinierte Jonas sich durch umsichtig und energisch betriebene Kommunalpolitik für größere Aufgaben.

Am 18. Juni 1948 wurde er zum amtsführenden Stadtrat für Ernährungsangelegenheiten beziehungsweise nach dem Tod von Franz Novy zum amtsführenden Stadtrat für Bauangelegenheiten gewählt sowie am 5. Dezember 1949 in den Gemeinderat. Er nahm ein umfangreiches Wohnbauprogramm in Angriff. Am 22. Juni 1951 wählte der Gemeinderat Jonas (nach der Wahl Bürgermeister Theodor Körners zum Bundespräsidenten) zum Bürgermeister und Landeshauptmann von Wien. Diese Position hatte er bis zu seiner Wahl zum Bundespräsidenten am 9. Juni 1965 (als Nachfolger des verstorbenen Adolf Schärf) inne. Vom 6. Juni 1952 bis 22. Februar 1953 war Jonas auch Mitglied des Bundesrats, am 18. März 1953 wurde er in den Nationalrat gewählt, dem er bis 1965 angehörte. Ab 1951 auch Obmann des Österreichischen Städtebunds, vertrat er Wien in dieser Position in verschiedenen internationalen Organisationen (Vorsitzender des Internationalen Gemeindeverbands IULA, Mitglied des Präsidialausschusses des Rats der Gemeinden Europas). Alle diese internationalen Bindungen ließen in Jonas den Europagedanken reifen; Wiens internationale. Bedeutung stieg in seiner Ära als Bürgermeister merkbar an; es gelang ihm auch, internationale Organisationen nach Wien zu bringen (Internationale Atomenergie-Organisation [IAEO] 1956). 1959 nahm Jonas für die Stadt Wien den Europa-Preis des Europarats entgegen.

In seine Bürgermeisterzeit fallen unter anderem die Realisierung der Rückgliederung von 80 Ortsgemeinden an Niederösterreich (1. September 1954), der Bau ausgedehnter städtischer Wohnhausanlagen (5, Heu- und Strohmarkt; Theodor-Körner-Hof); 10, Eisenstadtplatz), die beginnende Anwendung der Fertigteilbauweise (22, Kagran), der Ausbau des Gesundheitswesens (Floridsdorfer Krankenhaus, Ausbau des Lainzer Krankenhauses, des Wilhelminenspitals und des Krankenhauses Rudolfstiftung, Baubeginn am neuen Allgemeinen Krankenhaus), die Errichtung von Verkehrsbauwerken (Schottentor [im Volksmund wegen seiner Form lange Zeit „Jonasreindl" genannt], Praterstern, Südtiroler Platz), Ringstraßenunterführungen (darunter Opernpassage [im Volksmund lange Zeit „Jonasgrotte" genannt]) und Brücken (Nordbrücke), die Modernisierung der Versorgungsbetriebe (Umspannwerk Bisamberg, Gasbehälter Wienerberg, Umstellung von Gleich- auf Wechselstrom, Trinkwasserspeicher Neusiedl am Steinfeld), der Ausbau der Volkshochschulen (Favoriten, Döbling) und der Bau markanter Einzelobjekte (Historisches Museum der Stadt Wien am Karlsplatz, Stadthalle, Floridsdorfer Hallenbad); 1964 wurde die „Wiener Internationale Gartenschau" im Donaupark abgehalten, der zu diesem Anlass geschaffen wurde. Seit 1951 werden „Wiener Festwochen" veranstaltet, 1958 begannen die „Europa-Gespräche". Nach Ablauf seiner Funktionsperiode wurde Jonas 1971 (gegen Kurt Waldheim) neuerlich zum Bundespräsidenten gewählt. Er wohnte im Schlingerhof (21, Brünner Straße 34-38), als Bundespräsident in der Präsidentenvilla (19, Hohe Warte 36). Ehrenbürger der Stadt Wien (21. April 1961); weitere höchste Auszeichnungen.

Franz-Jonas-Platz, Franz-Jonas-Schule.


Literatur

  • Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Gerhard Renner: Die Nachlässe in der Wiener Stadt- und Landesbibliothek. Wien 1993
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Friedrich Brunner: Bezirksvertretungen in Wien. Historische Entwicklung, Rechtsgrundlagen, Aufgaben, Dezentralisierung, Wahlergebnisse, Personenindex, Rückblick und Zukunft. Hg. von Josef Rauchenberger. Wien: PR-Verlag 1990
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 72
  • Handbuch der Stadt Wien 98 (1983/1984), S. II/223
  • Norbert Schausberger: Franz Jonas. In: Friedrich Weissensteiner (Hg.): Die österreichischen Bundespräsidenten. 1982, S. 258ff.
  • Felix Czeike: Wien und seine Bürgermeister. Sieben Jahrhunderte Wiener Stadtgeschichte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1974, S. 457 ff.
  • Felix Czeike: Franz Jonas. (Manuskript, Wiener Stadt- und Landesarchiv)
  • Rudolf Spitzer: Polititkergedänkstätten. Manuskript
  • Franz Kreuzer: Franz Jonas. Der Weg des Bundespräsidenten. Wien: Verl. der Wiener Volksbuchhandlung 1965
  • Franz Kreuzer: Ein Leben für Österreich. Wien: Verl. Jugend & Volk 1969
  • Who's who in Austria. 1969/1970. Hg von Stephen S. Taylor. Wien/Montreal: Intercontinental Book and Publ. Co. 1970, S. 351 f.
  • Winfried Bruckner, Gerhard Habarta: Bundespräsident Franz Jonas. Wien/München: 1974
  • Franz Polly: Floridsdorfer Spaziergänge. 1989, S. 113 f. (Geburtshaus)
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 29.09.1969
  • Briefmarkenabhandlung der Postdirektion anläßlich des Erscheinens von österreichischen Briefmarken, 21.06.1974