Ernst Fischer

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Daten zur Person
Personenname Fischer, Ernst
Abweichende Namensform Peter Wieden, Pierre Vidal
Titel Dr. phil.
Geschlecht männlich
PageID 19528
GND 118691163
Wikidata Q79072
Geburtsdatum 3. Juli 1899
Geburtsort Komotau, Böhmen (Chomutov, Tschechische Republik)
Sterbedatum 31. Juli 1972
Sterbeort Deutsch-Feistritz, Steiermark
Beruf Politiker, Schriftsteller
Parteizugehörigkeit Kommunistische Partei Österreichs, Sozialdemokratische Partei
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 4.07.2023 durch WIEN1.lanm09pra
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Karl-Renner-Preis für Publizistik (Übernahme: 7. Mai 1969)


  • Abgeordneter zum Nationalrat (19.12.1945 bis 09.06.1959)
  • Staatssekretär für Volksaufklärung, für Unterricht und Erziehung und für Kultusangelegenheiten (27.04.1945 bis 20.12.1945)
  • Mitglied des Zentralkomitees der KPÖ (1945 bis 1969)

Ernst Fischer, * 3. Juli 1899 Komotau, Böhmen (Chomutov, Tschechische Republik), † 31. Juli 1972 Deutsch-Feistritz, Steiermark, Politiker, Schriftsteller.

Biographie

Herkunft und Jugend

Ernst Fischer (Pseudonym Peter Wieden, Pierre Vidal) wurde als ältester Sohn von Josef und Agnes Fischer (geb. Planner von Wildinghof) in Chomutov geboren. Ihm folgen noch zwei Brüder - Otto und Walter - und eine Schwester (Agnes). Der Vater war Berufsoffizier aus Graz und lehrte Mathematik an Militärschulen. Ernst Fischer besuchte das Realgymnasium in Graz und wurde mit 15 Jahren der Schule verwiesen, weil er "pornographische" Gedichte geschrieben hatte. 1917 absolvierte er als Externist die "Kriegsmatura" und wurde in Ersten Weltkrieg an der italienischen Front eingesetzt. Sein politisches Engagement begann 1918 in einem revolutionären Soldatenrat. Zurück in Graz studierte er vier Semester Philosophie, Germanistik und Geschichte an der dortigen Universität und arbeitete nebenbei als Hilfsarbeiter in einer Brikettfabrik. Außerdem begann er selbst zu schreiben. 1920 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband und publizierte auch erste Aufsätze - seine Texte orientierten sich vorerst stark am Expressionismus wie auch an philosophischen Themen. Er kam in Kontakt mit Stefan Zweig und Ernst Toller, unter deren Protektion 1923 in Wien sein Drama "Attilas Schwert" erfolgreich am Burgtheater aufgeführt wurde. Im Jahr 1920 trat er auch der Sozialdemokratischen Partei bei. In Graz wurde er in Folge Redakteur der sozialdemokratischen Zeitung "Arbeiterwille" und ab 1925 auch künstlerischer Leiter des Vereins "Arbeiterbühne", die sein Stück "Der ewige Rebell" zur Aufführung brachten.

Wiener Zeit

1927 zog Ernst Fischer nach Wien, wo er als Feuilletonredakteur der Wiener "Arbeiter-Zeitung" tätig war und etwa die Rubrik "Zwischenrufe links" betreute - hier publizierten u.a. Jura Soyfer und Fritz Brainin. 1933 wurde Fischer Mitglied der Vereinigung sozialistischer Schriftsteller. In den frühen 1930ern wurde Fischer zudem in der Sozialdemokratischen Partei eine führende Figur der partinternen Linksopposition, der sogenannten "Jungfront" oder "Fischer-Wagner-Linken", die auch nach Ludwig Wagner benannt war. Fischer traf das Lebensgefühl einer linksorientierten, vom Krieg geprägten jungen Generation, indem er kühle Analyse mit sprachlichem Überschwang verband. Karl Kraus, der den "Perlen-Fischer" in der "Fackel" als "bedingten Verehrer von mir" einordnete, war nicht der einzige, der Fischer seine Verbindung von Romantizismus, Radikalismus und Individualismus vorwarf. Grundsätzlich kann das Verhältnis Fischers zu Kraus als recht prototypisch für die junge linksorientierte Generation in Österreich stehen. 1932 heiratete Ernst Fischer die österreichische Schriftstellerin Ruth von Mayenburg, mit der er 1934 zur KPÖ übertrat und während der Februarkämpfe mit gefälschten Pässen nach Prag floh.

Exil

Schon im Juli 1934 reisten Ernst Fischer und seine Frau weiter nach Moskau, wo sie mit anderen bekannten Exilantinnen und Exilanten im berüchtigten Hotel Lux untergebracht wurden. IN ARBEIT wo er zeitweise im Volkskommissariat des Auswärtigen Amts der UdSSR arbeite. Dort war er Leiter der Propagandaarbeit für Österreich und Rundfunkkommentator deutschsprachiger Sendungen für Österreich.

Remigration und österreichische Kulturpolitik

1945 nach Österreich zurückgekehrt, stand er mit Friedl Fürnberg und Johann Koplenig an der Spitze der KPÖ (Mitglied des Zentralkomitees 1946 bis 1969) und war 1945 bis 1947 Chefredakteur der Zeitung "Neues Österreich". Ernst Fischer schloss sein Studium ab (Dr. phil.) und wurde 1945 kurzfristig (27. April bis 20. Dezember) Staatssekretär für Unterricht ernannt. 1945 bis 1959 war Fischer Abgeordneter zum Nationalrat und 1945 bis 1956 Mitglied der Österreichischen Sektion des internationalen PEN-Klubs.

Bereits 1956 hatte er sich von den Ereignissen in Ungarn nicht distanziert und wurde daher aus dem PEN ausgeschlossen. 1968 bezeichnete er die Ereignisse in der CSSR als "Verbrechen gegen den Sozialismus" und "Panzerkommunismus". Daraufhin wurde Fischer am 13. Oktober 1969 aus der KPÖ ausgeschlossen, erhielt jedoch den Karl-Renner-Preis für Publizistik (1969).

Ernst Fischer kann auf zahlreiche Veröffentlichungen als Essayist, Kritiker und Lyriker sowie als politischer Schriftsteller verweisen ("Das Ende einer Illusion. Erinnerungen 1945−1955"; 1973).

Quellen

Literatur

  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien: Ueberreuter 1992
  • Murray G. Hall / Gerhard Renner: Handbuch der Nachlässe und Sammlungen österreichischer Autoren. Wien [ u.a.]: Böhlau 1992 (Literatur in der Geschichte, Geschichte in der Literatur, 23)
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Harry Zohn: "...ich bin ein Sohn der deutschen Sprache nur...". Jüdisches Erbe in der österreichischen Literatur. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1986
  • Karl Heinz Ritschel (Hg.): Stichwort Österreich 1975. Salzburg: Edition Reinartz 1975
  • Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. München: Oldenbourg 1974−lfd.
  • Karl F. Stock / Rudolf Heilinger / Marylène Stock: Personalbibliographien österreichischer Dichter und Schriftsteller von den Anfängen bis zur Gegenwart. Pullach [Isartal]: Verlag Dokumentation 1972
  • Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971
  • Alfred Kosing: Ernst Fischer − ein moderner Marxist? Berlin: VEB 1970
  • Harry Zohn: Österreichische Juden in der Literatur. Ein bio-bibliographisches Lexikon. Tel Aviv: Olamenu 1969
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst 1945−lfd., 01.07.1974 (Werksverzeichnis)

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