Eric Pleskow: Unterschied zwischen den Versionen

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Eric Pleskow wurde am 24. April 1924 als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Wien geboren. Die Familie emigrierte nach dem „Anschluss“ und der „Arisierung“ der elterlichen Wohnung 1938 in die USA. Um sich in New York das Ingenieursstudium zu finanzieren, nahm er verschiedene Gelegenheitsjobs, darunter einen bei der Non-Theatrical Pictures Corporation an, die hauptsächlich Dokumentarfilme herstellte 1943 wurde er einberufen und kam aufgrund seiner Fremdsprachenkenntnisse zur Abwehr. Nach dem II. Weltkrieg kam Pleskow wieder nach Europa und führte Verhöre in "Entnazifizierungsverfahren". Dank einer kurzen Einführung in Filmschnitt, die er noch vor seiner Einberufung absolviert hatte, wurde er 1945 Filmoffizier. Als solcher wurde er mit dem Wiederaufbau der „Bavaria Studios“ beauftragt.
 
Eric Pleskow wurde am 24. April 1924 als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Wien geboren. Die Familie emigrierte nach dem „Anschluss“ und der „Arisierung“ der elterlichen Wohnung 1938 in die USA. Um sich in New York das Ingenieursstudium zu finanzieren, nahm er verschiedene Gelegenheitsjobs, darunter einen bei der Non-Theatrical Pictures Corporation an, die hauptsächlich Dokumentarfilme herstellte 1943 wurde er einberufen und kam aufgrund seiner Fremdsprachenkenntnisse zur Abwehr. Nach dem II. Weltkrieg kam Pleskow wieder nach Europa und führte Verhöre in "Entnazifizierungsverfahren". Dank einer kurzen Einführung in Filmschnitt, die er noch vor seiner Einberufung absolviert hatte, wurde er 1945 Filmoffizier. Als solcher wurde er mit dem Wiederaufbau der „Bavaria Studios“ beauftragt.
  
Pleskow blieb danach dem Filmgeschäft treu. 1951 bewarb er sich bei „United Artists“ um einen Job in der deutschen Niederlassung, wird aber für die Auslandsabteilung in New York aufgenommen. Zunächst war er für den Verleih amerikanischer Filme in Europa und Südaf-rika zuständig und begann, erste Filme zu produzieren. Er arbeitete mit Billy Wilder, Francis Ford Coppola und Martin Scorsese, entdeckte Sylvester Stallone und Oliver Stone. 1973 wurde er Präsident von United Artists. Unter ihm gelang es diesem Filmstudio, drei Jahre hintereinander den Oscar für den besten Film zu gewinnen (1975 für „Einer flog über das Kuckucksnest“, 1976 für „Rocky“ und 1977 für „Der Stadtneurotiker“).
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Pleskow blieb danach dem Filmgeschäft treu. 1951 bewarb er sich bei „United Artists“ um einen Job in der deutschen Niederlassung, wird aber für die Auslandsabteilung in New York aufgenommen. Zunächst war er für den Verleih amerikanischer Filme in Europa und Südafrika zuständig und begann, erste Filme zu produzieren. Er arbeitete mit [[Billy Wilder]], Francis Ford Coppola und Martin Scorsese, entdeckte Sylvester Stallone und Oliver Stone. 1973 wurde er Präsident von United Artists. Unter ihm gelang es diesem Filmstudio, drei Jahre hintereinander den Oscar für den besten Film zu gewinnen (1975 für „Einer flog über das Kuckucksnest“, 1976 für „Rocky“ und 1977 für „Der Stadtneurotiker“).
  
 
1978 verließ Pleskow „United Artists“ und gründetet „Orion Pictures“, deren Führung er bis 1992 innehatte. Die größten Erfolge des Studios unter Pleskows Führung waren „Amadeus“, „Der mit dem Wolf tanzt“ und „Das Schweigen der Lämmer“. Insgesamt wurden 14 Filme, die Pleskow produziert hat, mit (mindestens) einem Oscar ausgezeichnet (u. a. „Westside-Story“, „Das Urteil von Nürnberg“, „Platoon“).
 
1978 verließ Pleskow „United Artists“ und gründetet „Orion Pictures“, deren Führung er bis 1992 innehatte. Die größten Erfolge des Studios unter Pleskows Führung waren „Amadeus“, „Der mit dem Wolf tanzt“ und „Das Schweigen der Lämmer“. Insgesamt wurden 14 Filme, die Pleskow produziert hat, mit (mindestens) einem Oscar ausgezeichnet (u. a. „Westside-Story“, „Das Urteil von Nürnberg“, „Platoon“).
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Heute lebt Pleskow im US-Bundesstaat Connecticut, unterhält aber auch einen Wohnsitz in Santa Monica. Er ist nach wie vor im Filmgeschäft aktiv. 2013 produzierte er den Streifen „Dial 9 for Love“.
 
Heute lebt Pleskow im US-Bundesstaat Connecticut, unterhält aber auch einen Wohnsitz in Santa Monica. Er ist nach wie vor im Filmgeschäft aktiv. 2013 produzierte er den Streifen „Dial 9 for Love“.
  
Eric Pleskow gehört der vierköpfigen Jury des Filmfonds-Wien an. Zu den Filmfonds-Sitzun-gen und zur Viennale, deren Präsidentschaft er 1998 übernommen hat, kehrt er heute immer wieder für einige Tage nach Wien zurück, wo er 1971 das Goldene Verdienstkreuz und 2007 die Ehrenbürgerschaft erhielt.  
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Eric Pleskow gehört der vierköpfigen Jury des Filmfonds-Wien an. Zu den Filmfonds-Sitzungen und zur Viennale, deren Präsidentschaft er 1998 übernommen hat, kehrt er heute immer wieder für einige Tage nach Wien zurück, wo er 1971 das Goldene Verdienstkreuz und 2007 die Ehrenbürgerschaft erhielt.  
  
Der Produzent wurde in den vergangenen Jahrzehnten in vielfacher Weise gewürdigt: 1972 verlieh ihm die italienische Regierung die Commenda del Ordine della Repubblica Italiana, 1989 wurde er in Frankreich als Offcier de l’ordre des Arts et des Lettres geehrt, 1998 erhielt er in München den CineMerit Award. 2006 gestaltete die Schauspielerin Andrea Eckert die Dokumentation “I’m About Winning – Der Filmtycoon Eric Pleskow”. 2009 kehrte er mit Ari Rath, der ebenso wie Eric Pleskow in der Porzellangasse aufgewachsen ist und von den Nationalsozialisten vertrieben wurde, für eine filmische Spurensuche an den Ort ihrer Kind¬heit zurück („Die Porzellangassen-Buben“, Regie: Lukas Stern).
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Der Produzent wurde in den vergangenen Jahrzehnten in vielfacher Weise gewürdigt: 1972 verlieh ihm die italienische Regierung die Commenda del Ordine della Repubblica Italiana, 1989 wurde er in Frankreich als Offcier de l’ordre des Arts et des Lettres geehrt, 1998 erhielt er in München den CineMerit Award. 2006 gestaltete die Schauspielerin Andrea Eckert die Dokumentation “I’m About Winning – Der Filmtycoon Eric Pleskow”. 2009 kehrte er mit [[Ari Rath]], der ebenso wie Eric Pleskow in der Porzellangasse aufgewachsen ist und von den Nationalsozialisten vertrieben wurde, für eine filmische Spurensuche an den Ort ihrer Kindheit zurück („Die Porzellangassen-Buben“, Regie: Lukas Stern).
  
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
  
Andrea Ernst: Eric Pleskow – Ein Leben für den Film – Wien : Picus Verl., 2008
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* Andrea Ernst: Eric Pleskow – Ein Leben für den Film – Wien : Picus Verl., 2008
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* Film Fonds Wien: Jury: http://www.filmfonds-wien.at/institution/jury Film Fonds Wien: Jury (Stand: 29.01.2015)
  
 
== Links ==
 
== Links ==
  
 
*[http://de.wikipedia.org/wiki/Eric_Pleskow Wikipedia: Eric Pleskow]
 
*[http://de.wikipedia.org/wiki/Eric_Pleskow Wikipedia: Eric Pleskow]
*[http://www.filmfonds-wien.at/institution/jury Film Fonds Wien: Jury]
 

Version vom 28. Januar 2015, 16:35 Uhr

Daten zur Person
Personenname Pleskow, Eric Pleskow
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 35706
GND 136725546
Wikidata
Geburtsdatum 24. April 1924
Geburtsort Wien
Sterbedatum 1. Oktober 2019
Sterbeort
Beruf Filmproduzent
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 28.01.2015 durch WIEN1.lanm09was


  • 9., Porzellangasse 56 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 15. Dezember 2006, Übernahme: 26. Februar 2007)
  • Wiener Ehrenmedaille in Gold (Verleihung: 26. Juni 2000, Übernahme: 6. Oktober 2000)
  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (Verleihung: 1999)
  • Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 2009)


Eric Pleskow, * 24. April 1924 Wien. Filmproduzent

Leben

Eric Pleskow wurde am 24. April 1924 als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie in Wien geboren. Die Familie emigrierte nach dem „Anschluss“ und der „Arisierung“ der elterlichen Wohnung 1938 in die USA. Um sich in New York das Ingenieursstudium zu finanzieren, nahm er verschiedene Gelegenheitsjobs, darunter einen bei der Non-Theatrical Pictures Corporation an, die hauptsächlich Dokumentarfilme herstellte 1943 wurde er einberufen und kam aufgrund seiner Fremdsprachenkenntnisse zur Abwehr. Nach dem II. Weltkrieg kam Pleskow wieder nach Europa und führte Verhöre in "Entnazifizierungsverfahren". Dank einer kurzen Einführung in Filmschnitt, die er noch vor seiner Einberufung absolviert hatte, wurde er 1945 Filmoffizier. Als solcher wurde er mit dem Wiederaufbau der „Bavaria Studios“ beauftragt.

Pleskow blieb danach dem Filmgeschäft treu. 1951 bewarb er sich bei „United Artists“ um einen Job in der deutschen Niederlassung, wird aber für die Auslandsabteilung in New York aufgenommen. Zunächst war er für den Verleih amerikanischer Filme in Europa und Südafrika zuständig und begann, erste Filme zu produzieren. Er arbeitete mit Billy Wilder, Francis Ford Coppola und Martin Scorsese, entdeckte Sylvester Stallone und Oliver Stone. 1973 wurde er Präsident von United Artists. Unter ihm gelang es diesem Filmstudio, drei Jahre hintereinander den Oscar für den besten Film zu gewinnen (1975 für „Einer flog über das Kuckucksnest“, 1976 für „Rocky“ und 1977 für „Der Stadtneurotiker“).

1978 verließ Pleskow „United Artists“ und gründetet „Orion Pictures“, deren Führung er bis 1992 innehatte. Die größten Erfolge des Studios unter Pleskows Führung waren „Amadeus“, „Der mit dem Wolf tanzt“ und „Das Schweigen der Lämmer“. Insgesamt wurden 14 Filme, die Pleskow produziert hat, mit (mindestens) einem Oscar ausgezeichnet (u. a. „Westside-Story“, „Das Urteil von Nürnberg“, „Platoon“).

Pleskow hielt aber auch immer Kontakt mit Europäischen Filmschaffenden. Er arbeitete etwa mit Federico Fellini, Pier Paolo Pasolini, Bernardo Bertolucci, Eric Rohmer und Sergio Leone, u. a. produzierte er „Den letzten Tango von Paris“, der bei seinem Erscheinen 1972 einen Skandal ausgelöst hat, jetzt aber zu den Klassikern der Filmgeschichte zählt.

Heute lebt Pleskow im US-Bundesstaat Connecticut, unterhält aber auch einen Wohnsitz in Santa Monica. Er ist nach wie vor im Filmgeschäft aktiv. 2013 produzierte er den Streifen „Dial 9 for Love“.

Eric Pleskow gehört der vierköpfigen Jury des Filmfonds-Wien an. Zu den Filmfonds-Sitzungen und zur Viennale, deren Präsidentschaft er 1998 übernommen hat, kehrt er heute immer wieder für einige Tage nach Wien zurück, wo er 1971 das Goldene Verdienstkreuz und 2007 die Ehrenbürgerschaft erhielt.

Der Produzent wurde in den vergangenen Jahrzehnten in vielfacher Weise gewürdigt: 1972 verlieh ihm die italienische Regierung die Commenda del Ordine della Repubblica Italiana, 1989 wurde er in Frankreich als Offcier de l’ordre des Arts et des Lettres geehrt, 1998 erhielt er in München den CineMerit Award. 2006 gestaltete die Schauspielerin Andrea Eckert die Dokumentation “I’m About Winning – Der Filmtycoon Eric Pleskow”. 2009 kehrte er mit Ari Rath, der ebenso wie Eric Pleskow in der Porzellangasse aufgewachsen ist und von den Nationalsozialisten vertrieben wurde, für eine filmische Spurensuche an den Ort ihrer Kindheit zurück („Die Porzellangassen-Buben“, Regie: Lukas Stern).


Literatur

Links