Ephraim Kishon
Ephraim Kishon (eigentlich: Ferenc [Franz] Hoffmann), * 23. August 1924 Budapest, † 29. Jänner 2005 Appenzell, Schriftsteller.
Biographie
Kishons Vater Dezsö Hoffmann, ein Bankdirektor, liess sich nach seinem Studium in Wien in Budapest nieder und gründete mit seiner Frau Erzsébet (geb. Steiner), die seine Sekretärin war, ein Familie . Die Kinder Franz und Agnes wuchsen in einem assimilierten jüdischen Haushalt auf und lernten weder Jiddisch noch Hebräisch. Nach der Matura, die Franz Hoffmann 1941 mit Auszeichnung bestand, blieb ihm das Studium an der Universität verwehrt. Er entschied sich für eine Lehre als Goldschmied.
Nachdem der Vater bereits 1942 in ein Arbeitslager verschickt wurde, ereilte den Sohn Ende 1944 dasselbe Schicksal: Franz Hoffmann wurde in ein Arbeitslager in der Nähe der von 1938 bis 1945 Umgarn zugerechneten Stadt Jelšava (heute Slowenien) deportiert. Nach der geglückten Flucht 1945 überlebte er unter falscher Identität, doch noch im selben Jahr geriet er in einen sowjetischen Gefangenentransport, dem er abermals entkommen konnte.
Im Budapest der Nachkriegsjahre kam Hoffmann, der 1946 seine erste Frau Eva Klamer heiratete, nur scheinbar zur Ruhe. Er erlangte 1948 ein Diplom als Metallbildhauer und Kunsthistoriker und feierte auch als Autor erste Erfolge. Das Ehepaar gelangte noch im selben Jahr auf der Flucht aus dem nunmehr nach sojwetischem Vorbild kommunistisch regierten Ungarn über Bratislava nach Wien. Von Italien aus ging es im Mai 1949 nach Israel.
Auch als Autor feierte er erste Erfolge. Mit seiner ersten Frau Eva Klamer, die Hoffmann 1946 geheiratet hatte, verließ er das kommunistische Ungarn Richtung Israel. Bei der Einreise soll sein neuer Name entstanden sein: Ephraim Kishon. Über das Zustandekommen von Vor- und Nachname kursieren etliche Gerüchte und Anekdoten. Zunächst arbeitete er – neben anderen Berufen – vor allem als Elektriker, zeitweise sogar mit einer eigenen Firma. 1951 trat Kishon in die Redaktion der Zeitschrift „Uj Kelet“ ein, die in ungarischer Sprache erschien. Er lernte innerhalb von einem Jahr Hebräisch, so dass er bereits 1952 eine tägliche Kolumne in der größten israelischen Tageszeitung „Maariv“ angeboten bekam, die er bis 1983 lieferte. Seine Laufbahn als Theaterautor begann indes 1953 mit der Uraufführung des Stücks „Der Schützling“ im Nationaltheater „Habima“.
Der eigentliche Startschuss seiner internationalen Karriere war „Drehn sie sich um, Frau Lot“. Die englischsprachige Übersetzung des Romans wurde 1959 von der „New York Times“ zum „Book of the month“ gewählt. Im selben Jahr gründete er das Theater „Die Grüne Zwiebel“. Auf dieser Bühne inszenierte er bis 1962 zehn Stücke, bevor er sich 1963 als Regisseur dem Medium Film zuwandte („Sallah oder Tausche Tochter gegen Wohnung“) – mit großem Erfolg, denn sein Erstling wurde gleich für den Oscar als bester fremdsprachiger Film nominiert und erhielt 1965 zwei Golden Globes. Bis 1986 sollten weitere acht Streifen folgen, bei denen Kishon Regie führte. Auch sein Film „Schlaf gut“ wurde für den Oscar nominiert.
Von den geschätzten 43 Millionen weltweit verkauften Buchexemplaren entfallen 33 Millionen auf den deutschsprachigen Markt. Dieser einzigartige Erfolg lag vor allem an seinem kongenialen Partner, dem Wiener Autor und Übersetzer Friedrich Torberg, der von 1961 bis zu seinem Tod 1979 für die deutschsprachigen Ausgaben der Satiren Kishons verantwortlich zeichnete (insgesamt nicht weniger als 16 Titel). Torberg, der des Hebräischen nicht mächtig war, übertrug die Texte aus dem Englischen ins Deutsche. Nach Torbergs Tod schrieb Kishon selbst auf Deutsch schrieb bzw. wurde Gerhard Bronner als Übersetzer in den Ring geschickt. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass auch der österreichische Karikaturist Rudolf Angerer, der die auf dem deutschen Markt erscheinenden Bände Kishons illustrierte, mit Torberg und dem Autor selbst zum Erfolgstrio gehörte.
Seit 1959 war Ephraim Kishon in zweiter Ehe mit der Pianistin Sara Lipovitz verheiratet. Ein Jahr nach deren Tod heiratete er 2003 die aus Wien stammende Lisa Witasek, mit der er weiterhin (wie seit 1981) in Afeka bei Tel Aviv sowie im Schweizerischen Ort Appenzell wohnte. Dort erlag Ephraim Kishon am 29. Januar 2005 einem Herzanfall. Sein Grab befin¬det sich in Tel Aviv.
Literatur
- Mailath: Maria-Lassnig-Straße beschlossen. 20 neue Verkehrsflächenbenennungen für Favoriten und Floridsdorf. In: Rathauskorrespondenz, 08.04.2016
- Lisa Kishon-Witasek: Geliebter Ephraim. München: Langen Müller 2012
- Ephraim Kishon / Friedrich Torberg: Dear Pappi – My beloved Sargnagel. Briefe einer Freundschaft. Hg. von Lisa Kishon und David Axmann. München: Langen Müller 2008
- Michael Hansel: „… ein Lackerl Geifer zu erzeugen“. Friedrich Torberg als Vermittler und Verhinderer von Literatur. In: Marcel Atze / Marcus G. Patka [Hg.]: Die „Gefahren der Vielseitigkeit". Friedrich Torberg 1908–1979. Wien: Holzhausen 2008 (Wiener Persönlichkeiten, 6), S. 121–141.
Links
- [www.ephraimkishon.de Deutsche Website zu Ephraim Kishon]