Engelbert Pernerstorfer: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 17. Dezember 2014, 23:14 Uhr

Daten zur Person
Personenname Pernerstorfer, Engelbert
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 6950
GND
Wikidata
Geburtsdatum 27. April 1850
Geburtsort Roßau
Sterbedatum 6. Jänner 1918
Sterbeort Wien
Beruf Politiker, Journalist, Volksbildner
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 17.12.2014 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum 12. November 1950
Friedhof Zentralfriedhof, Grab 24, Reihe 3
Grabstelle
  • 8., Lange Gasse 15 (Sterbeadresse)
  • 9., Servitengasse 17 (Geburtsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Obmann des Deutschnationalen Vereines (1879 bis 1983)
  • Reichsratsabgeordneter )
  • Vizepräsident des Abgeordnetenhauses )

Pernerstorfer Engelbert, * 27. April 1850 Roßau (9, Servitengasse 17), † 6. Jänner 1918 Wien 8, Lange Gasse 15 (Zentralfriedhof, Grab 24, Reihe 3; Adlergrabmal), sozialdemokratischer Politiker, Journalist, Sohn eines Schneidermeisters (der 1848 an der Nußdorfer Linie gegen die Truppen Windisch-Graetz' gekämpft hatte und nach seinem Tod [1854)] seine Familie in Armut zurückließ). Pernerstorfer besuchte das Schottengymnasium (Mitschüler Viktor Adlers, mit dem ihn auch während der Studentenjahre eine enge Freundschaft verband), schloss sich dann, dem Trend der Zeit folgend, der nationalen Studentenverbindung „Arminia" an und gehörte dem 1871 gegründeten „Leseverein der deutschen Studenten Wiens" als Vorstandsmitglied an. Nach dem Verbot des Vereins gab Pernerstorfer mit Georg Schönerer, der dem Leseverein als Ehrenmitglied angehört hatte, die Zeitschrift „Deutsche Worte" heraus, 1880 war er an der Konzipierung des „Linzer Programms" beteiligt und wurde Obmann des neu gegründeten, von Schönerer geführten „Deutschnationalen Vereins". Als Schönerer jedoch zunehmend zum Rassenantisemitismus aufrief, legte Pernerstorfer 1883 sein Amt zurück und gab die „Deutschen Worte" allein heraus, womit der Bruch vollkommen war (Schönerer gab nunmehr die „Unverfälschten Deutschen Worte" heraus). Als Unabhängiger wurde Pernerstorfer 1885 vom Städtebezirk Wiener Neustadt-Neunkirchen in den Reichsrat gewählt; als „wilder" Abgeordneter zählte er zu den wenigen Anwälten der Arbeiterschaft, 1896 wurde er Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei. Pernerstorfers Weltanschauung war durch einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn und ein übermächtiges Nationalgefühl gekennzeichnet. Letzteres führte zu einer Entfremdung zwischen ihm und Viktor Adler, da die Gegensätze immer merkbarer wurden (es ging dabei auch um den Konflikt zwischen deutschnationalen und andersnationalen beziehungsweise internationalen Prinzipien). Pernerstorfer war Mitarbeiter der Arbeiterzeitung und Mitglied der Wiener Volkshochschulbewegung. 1906 gründete er mit Stefan Großmann und Leopold Winarsky die „Wiener Freien Volksbühnen", deren künstlerischer Leiter Großmann wurde (Eröffnungsvorstellung im Theater in der Josefstadt). Ab 1911 gaben Pernerstorfer, Großmann und Arthur Rundt die Zeitschrift „Der Strom" heraus (bis zum Ersten Weltkrieg bedeutendstes kulturpolitisches Organ und Sprachrohr der jungen Generation); Pernerstorfer schrieb selbst zahlreiche Artikel und bewies dabei seine umfassenden Literaturkenntnisse. Nachlass im Archiv des Verein für Geschichte der Arbeiterbewegung.

Laut Abschlussbericht der im Auftrag der Universität Wien und der Stadt Wien eingesetzten Forschungsgruppe zur Untersuchung und Kontextualisierung der Benennung der Wiener Straßennamen seit 1860 war Engelbert Pernerstorfer kurzzeitig Anhänger der deutsch-nationalen Bewegung um Georg von Schönerer. Pernerstorfer distanzierte sich aber auf Grund der starken antisemitischen Agitation davon, wenngleich laut Kommission seine Haltung diesbezüglich ambivalent blieb (z. B. Polemik gegen Robert Danneberg mit Verweis auf seine jüdische Herkunft).

Pernerstorfergasse, Pernerstorferhof, Pernerstorfersteg

Literatur

  • Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971
  • Ludwig Eisenberg: Das geistige Wien. Künstler- und Schriftsteller-Lexikon, Mittheilungen über Wiener Architekten, Bildhauer, Bühnenkünstler, Graphiker, Journalisten, Maler, Musiker und Schriftsteller. Wien: Daberkow 1889-1892
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Band 2. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923
  • Alfred Magaziner: Die Wegbereiter. Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung. Wien: Volksbuchverlag 1975
  • Norbert Leser [Hg.]: Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1964, S. 274 ff.
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, Register
  • Hans Rotter: Die Josefstadt. Geschichte des 8. Wiener Gemeindebezirkes. Wien: Selbstverlag 1918, S. 272
  • Das Josefstädter Heimatmuseum 3 (1965/68), S. 226
  • Hans Havelka: Der Wiener Zentralfriedhof. Wien: Jugend und Volk 1989
  • Hans Markl: Kennst du die berühmten letzten Ruhestätten auf den Wiener Friedhöfen? Band 1: Zentralfriedhof und Krematorium (Urnenhain). Wien: Pechan 1961, S. 58
  • Joachim Aubert: Handbuch der Grabstätten berühmter Deutscher, Österreicher und Schweizer. München: Dt. Kunstverl. 1973, S. 153
  • Rathaus-Korrespondenz, 16.11.1989
  • Peter Autengruber / Birgit Nemec / Oliver Rathkolb / Florian Wenninger: Umstrittene Wiener Straßennamen. Ein kritisches Lesebuch. Wien: Pichler Verlag 2014, S. 164 f.