Georg Schönerer

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Daten zur Person

Georg Schönerer , * 17. Juli 1842 Wien, † 14. Dezember 1921 Rosenau bei Zwettl, Niederösterreich, deutschnationaler Politiker.

Biografie

Schönerer war der Sohn des Matthias Schönerer (Matthias-Schönerer-Gasse) und führte bis 1888 den Titel "Ritter von". Während seiner letzten Studienjahre in Dresden und Tübingen wurde er der überzeugte Anhänger eines Anschlusses des deutschen Österreich an das deutsche Kaiserreich. 1873 wurde er im Waldviertel in den Reichsrat gewählt, wo er unter anderem das Rothschildsche Eisenbahnmonopol bekämpfte und sich dem Antisemitismus verschrieb. 1879 verließ er den Deutschen Fortschrittsclub im Reichsrat (wegen dessen angeblicher Slawenfreundlichkeit) und gründete die deutschnationale Bewegung in Österreich, deren Presseorgan die "Deutschen Worte" wurden. Anfangs mit Viktor Adler und Engelbert Pernerstorfer arbeitend, wurde das Linzer Programm 1881 vorbereitet. Als sich Schönerers rassischer Antisemitismus verstärkte, er einen ausgesprochenen Germanenkult entwickelte (als dessen Künder er Richard Wagner verehrte) und außerdem ein national geschlossenes deutsches Nationalgebiet in der Monarchie schaffen wollte (Germanisierung Böhmens, Abgabe der südslawischen Gebiete an Ungarn bei gleichzeitiger Opferung der in Ungarn und Siebenbürgen lebenden deutschsprachigen Bevölkerung an Ungarn), wandten sich Adler und Pernerstorfer, die auch seine autokratischen und radikalen Methoden ablehnten, von ihm ab. Seine wichtigsten Anhänger ("Schönerianer") waren Burschenschafter und Sudetendeutsche.

Schönerers Kampf gegen die Ausgleichspolitik und die Erklärung der Habsburger zu Todfeinden des deutschen Volks führten 1888 (nach persönlichem Eingreifen Franz Josephs I.) zu einer Verurteilung (vier Monate schweren Kerkers, Verlust des Reichsratsmandats), welche die Bewegung zunächst zusammenbrechen ließ. Schönerers politische Organe waren die Zeitschrift "Unverfälschte deutsche Worte" (1890 bis 1912) sowie das "Alldeutsche Tagblatt" und das "Grazer Wochenblatt". 1897 bis 1907 wurde Schönerer (im Kampf gegen die Sprachenverordnungen Badenis) neuerlich in den Reichsrat gewählt. Seine Abneigung gegen slawenfreundliche Tendenzen der katholischen Kirche führten zu seiner Konvertierung zum Protestantismus und seinem Kampf an der Spitze der Los-von-Rom-Bewegung. Nach der Einführung des allgemeinen Wahlrechts (das er wegen der drohenden Slawisierung Österreichs bekämpfte) wurde er nicht wiedergewählt. Seine alldeutschen Ideen wirkten auch auf Adolf Hitler.

Georg-Ritter-von-Schönerer-Gasse, Schönererdenkmal, Schönererstraße

Literatur

  • Andrew G. Whiteside: Georg Ritter von Schönerer. Alldeutschland und sein Prophet. Graz: Styria 1981
  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. Band 3: S-Z. Register. München: A. Francke 1975
  • Richard Charmatz: Lebensbilder aus der Geschichte Österreichs. Wien: Danubia-Verlag 1947
  • E. Pichl: Schönerer, der Vorkämpfer Großdeutschlands. 6 Bände. Oldenburg i.O. [u.a.]: Stalling 21938
  • Paul Molisch: Geschichte der deutschnationalen Bewegung in Österreich. Jena: Fischer 1926


Georg Schönerer im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.