Emerich Sinelli: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Zeile 44: Zeile 44:
  
 
==Biographie==
 
==Biographie==
Sinelli trat 1643 in Komorn in den Kapuzinerorden ein und war bis 1650 in Prag als Kontroversprediger gegen den Protestantismus tätig. Anschließend war Sinelli 22 Jahre Prediger in der Wiener Schottenkirche, dann wurde er von Leopold I. zum Hofprediger ernannt. Als ihn der Kaiser um Übernahme des Bistums bat, lehnte Sinelli zunächst ab. Im Mai 1681 erfolgte (in Anwesenheit von [[Abraham a Sancta Clara]]) die Bischofsweihe, im April 1682 wurde Sinelli in den kaiserlichen Geheimen Rat berufen und war als Erster Minister praktisch Ministerpräsident im Konferenzrat. Als sich angesichts der drohenden Türkenbelagerung das Volk gegen die Jesuiten wandte, wurden dem Bischof von Wien am 5. Juli 1683 von der erregten Menge die Fenster des Bischofshofs eingeschlagen. Am 7. Juli 1683 floh Leopold I. nach Linz; er nötigte Sinelli, ihm zu folgen. An seiner Stelle war der Wiener Neustädter Bischof [[Leopold Karl Kollonitsch]] in Wien tätig. Sinelli war der letzte Bischof, der zugleich eine hohe politische Aufgabe zu erfüllen hatte und von dieser so in Anspruch genommen wurde, dass er seinen seelsorgerischen Pflichten nicht hinlänglich nachkommen konnte.
+
Am 29. Juni 1622 wurde der zukünftige Wiener Bischof als Johann Anton Sinelli in Komorn (heute: Komárom, Ungarn) geboren. Seine philosophischen und theologischen Studien absolvierte er in Passau, Linz und Ingolstadt. In Passau empfing er auch die Priesterweihe.
 +
 
 +
Im Jahr 1643 erfolgte der Ordenseintritt bei den Kapuzinern in Steyr (Oberösterreich), 1644 feierte er die ewige Profess in Gmunden und nahm den Ordensnamen Emerich an.
 +
 
 +
1649 wurde er vom Orden als Kontroversprediger bei der Rekatholisierung und Gegenreformation in der Stadt Prag eingesetzt. Er widmete sich dort auch in der Seelsorge für Pestkranke und blieb bis zum Jahr 1659 in dieser Stadt.
 +
 
 +
Anschließend war Sinelli 22 Jahre Prediger in der Wiener Schottenkirche, dann wurde er von Leopold I. zum Hofprediger ernannt. Als ihn der Kaiser um Übernahme des Bistums bat, lehnte Sinelli zunächst ab. Im Mai 1681 erfolgte (in Anwesenheit von [[Abraham a Sancta Clara]]) die Bischofsweihe, im April 1682 wurde Sinelli in den kaiserlichen Geheimen Rat berufen und war als Erster Minister praktisch Ministerpräsident im Konferenzrat. Als sich angesichts der drohenden Türkenbelagerung das Volk gegen die Jesuiten wandte, wurden dem Bischof von Wien am 5. Juli 1683 von der erregten Menge die Fenster des Bischofshofs eingeschlagen. Am 7. Juli 1683 floh Leopold I. nach Linz; er nötigte Sinelli, ihm zu folgen. An seiner Stelle war der Wiener Neustädter Bischof [[Leopold Karl Kollonitsch]] in Wien tätig. Sinelli war der letzte Bischof, der zugleich eine hohe politische Aufgabe zu erfüllen hatte und von dieser so in Anspruch genommen wurde, dass er seinen seelsorgerischen Pflichten nicht hinlänglich nachkommen konnte.
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==

Version vom 23. Mai 2022, 16:24 Uhr

Daten zur Person
Personenname Sinelli, Emerich
Abweichende Namensform Sinelli, Emmericus
Titel
Geschlecht männlich
PageID 20423
GND 120092662
Wikidata Q1335491
Geburtsdatum 1622
Geburtsort Komorn, Ungarn
Sterbedatum 27. Februar 1685
Sterbeort Wien
Beruf Priester
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 23.05.2022 durch DYN.kroellnicole
Begräbnisdatum
Friedhof Stephansdom
Grabstelle
  • 1., Rotenturmstraße 2 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Fürstbischof von Wien (03.03.1681 bis 27.02.1685)
  • Kontroversprediger in Prag (1643 bis 1650)
  • Prediger in der Wiener Schottenkirche (1651)
  • Erster Minister (1682)

Emerich Sinelli, * 1622 Komorn, Ungarn, † 27. Februar 1685 Wien 1, Rotenturmstraße 2 (Bischofshof; Stephansdom), Fürstbischof von Wien, Sohn eines Fleischselchers.

Biographie

Am 29. Juni 1622 wurde der zukünftige Wiener Bischof als Johann Anton Sinelli in Komorn (heute: Komárom, Ungarn) geboren. Seine philosophischen und theologischen Studien absolvierte er in Passau, Linz und Ingolstadt. In Passau empfing er auch die Priesterweihe.

Im Jahr 1643 erfolgte der Ordenseintritt bei den Kapuzinern in Steyr (Oberösterreich), 1644 feierte er die ewige Profess in Gmunden und nahm den Ordensnamen Emerich an.

1649 wurde er vom Orden als Kontroversprediger bei der Rekatholisierung und Gegenreformation in der Stadt Prag eingesetzt. Er widmete sich dort auch in der Seelsorge für Pestkranke und blieb bis zum Jahr 1659 in dieser Stadt.

Anschließend war Sinelli 22 Jahre Prediger in der Wiener Schottenkirche, dann wurde er von Leopold I. zum Hofprediger ernannt. Als ihn der Kaiser um Übernahme des Bistums bat, lehnte Sinelli zunächst ab. Im Mai 1681 erfolgte (in Anwesenheit von Abraham a Sancta Clara) die Bischofsweihe, im April 1682 wurde Sinelli in den kaiserlichen Geheimen Rat berufen und war als Erster Minister praktisch Ministerpräsident im Konferenzrat. Als sich angesichts der drohenden Türkenbelagerung das Volk gegen die Jesuiten wandte, wurden dem Bischof von Wien am 5. Juli 1683 von der erregten Menge die Fenster des Bischofshofs eingeschlagen. Am 7. Juli 1683 floh Leopold I. nach Linz; er nötigte Sinelli, ihm zu folgen. An seiner Stelle war der Wiener Neustädter Bischof Leopold Karl Kollonitsch in Wien tätig. Sinelli war der letzte Bischof, der zugleich eine hohe politische Aufgabe zu erfüllen hatte und von dieser so in Anspruch genommen wurde, dass er seinen seelsorgerischen Pflichten nicht hinlänglich nachkommen konnte.

Literatur

  • Geschichte der Stadt Wien. Hg. vom Altertumsverein zu Wien. Band 5. Wien: Holzhausen 1897-1918. Band 5, S. 272 ff.
  • Franz Loidl: Geschichte des Erzbistums Wien. Wien: Herold 1983, S. 94-96
  • Franz Loidl / Martin Krexner: Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. Vierzig Biographien. Wien: Schendl 1983, S. 54-55
  • Friedrich Müller / Franz Loidl / Martin Krexner: Geschichte des Erzbistums Wien, Wiens Bischöfe und Erzbischöfe. 2 Buchpräsentationen. Wien: Wiener Katholische Akademie 1983 (Miscellanea / Wiener Katholische Akademie, Arbeitskreis für Kirchliche Zeit- und Wiener Diözesangeschichte, N. R. 187), Register
  • Ernst Tomek: Das Zeitalter der Aufklärung und des Humanismus. Innsbruck - Wien - München: Tyrolia 1959 (Kirchengeschichte Österreichs 2), S. 71, 75
  • Johann Weißensteiner: Emerich Sinelli. In: Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder. Ein biographisches Lexikon, Bd. 3: 1785/1803 bis 1945. Hg. von Erwin Gatz. Berlin: Duncker & Humblot, S. 462-463
  • Josef Wodka: Kirche in Österreich: Wegweiser durch ihre Geschichte. Wien: Herder 1959, S. 261, 298, 302