Elfriede Jelinek

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Daten zur Person
Personenname Jelinek, Elfriede
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 39624
GND 119001802
Wikidata
Geburtsdatum 20. Oktober 1946
Geburtsort Mürzzuschlag
Sterbedatum
Sterbeort
Beruf Schriftstellerin
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage, Gedenktage-GW
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Recherche
Letzte Änderung am 10.07.2020 durch WIEN1.lanm09was


  • 8., Laudongasse (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Staatsstipendium des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Literatur (Verleihung: 1972)
  • Stig Dagerman-Preis der Stig Dagermangesellschaft (Verleihung: 2004)
  • Hörspielpreis der Kriegsblinden (Verleihung: 2004)
  • Franz-Kafka-Literaturpreis (Verleihung: 2004)
  • André-Gide-Preis (Verleihung: 2006)
  • Dramatikerin des Jahres (Verleihung: 2007)
  • Mühlheimer Theaterpreis (Verleihung: 2009)
  • Dramatikerin des Jahres (Verleihung: 2009)
  • Nestroy-Preis, Beste Autorin (Übernahme: 4. November 2013)
  • Nobelpreis für Literatur (Verleihung: 2004)
  • Buchprämie des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst (Verleihung: 1979)
  • Drehbuchpreis des Innenministeriums der Bundesrepublik Deutschland (Verleihung: 1979)
  • Würdigungspreis des Bundesministeriums für Unterricht und Kunst für Literatur (Verleihung: 1983)
  • Dramatikerin es Jahres (Verleihung: 1993)
  • Nestroy-Preis (Verleihung: 2020)
  • Ehrenbürgerin der Stadt Wien (Verleihung: 22. September 2021, Übernahme: 12. September 2023)
  • Ordre des Arts et des Lettres (Übernahme: 14. April 2024)
  • Georg Büchner-Preis der deutschen Akademie für Sprache und Dichtung (Verleihung: 1998)
  • Roswitha-Gedenkmedaille für Literatur der Stadt Bad Gandersheim (Übernahme: 1978)
  • Österreichischer Würdigungspreis für Literatur (Übernahme: 1983)
  • Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln (Übernahme: 1986)
  • Literaturpreis des Landes Steiermark (Übernahme: 1987)
  • Preis der Stadt Wien für Literatur (Übernahme: 6. Oktober 1989)
  • Walter Hasenclever-Preis der Stadt Aachen (Übernahme: 1994)
  • Peter-Weiss-Preis für Literatur der Stadt Bochum (Übernahme: 1994)
  • Literaturpreis der Stadt Bremen (Übernahme: 1996)
  • Preis des Lyrikwettbewerbs der Österreichischen Hochschülerschaft (ÖH) (Übernahme: 1969)
  • Manuskripte-Preis des Landes Steiermark (Verleihung: 2000)
  • Theaterpreis Berlin der Stiftung Preußische Seehandlung (Verleihung: 2002)
  • Mühlheimer Theaterpreis (Verleihung: 2002)
  • Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf (Verleihung: 2002)
  • Else Lasker-Schüler-Dramatikerpreis des Pfalztheaters Kaiserslautern (Verleihung: 2003)
  • Lessing-Preis für Kritik (Verleihung: 2004)
  • Mühlheimer Theaterpreis (Verleihung: 2004)


Elfriede Jelinek, * 20. Oktober 1946 Mürzzuschlag, Schriftstellerin.

Biografie

Elfriede Jelinek wurde in Mürzzuschlag geboren, wo die Eltern ein altes Bauernhaus als Feriensitz bewohnten. Die Familie wohnte eigentlich in Wien, der Vater hatte zwar Chemie zu studieren begonnen, war aber gezwungen, als Beamter der Gemeinde Wien eine bescheidene Karriere anzutreten. 1938 drohte ihm wegen seines Status als „Mischling“ die Entlassung. Friedrich Jelinek nahm wieder sein Studium an der Technischen Hochschule wieder auf, bekam eine Stelle als Chemiker bei der Reifenfirma Semperit in Traiskirchen, wo er mehrere technische Neuerungen einbringen konnte. Um über die Runden zu kommen, fing seine Frau Ilona bei Siemens als Lohnverrechnungsbeamtin an. So überstanden beide den Krieg. Nach dem Krieg heuerte der Vater wieder bei der Gemeinde Wien an, wurde Leiter im Chemischen Labor. Neben seiner Arbeit schrieb er an der Dissertation, die er erst 1954 abschloss. Nach seiner Pensionierung erkrankte er an Alzheimer, wurde schließlich in ein privates psychiatrisches Heim in Neulengbach eingeliefert. Nach der Geburt der Tochter Elfriede zog sich die Mutter aus dem Beruf zurück, konzentrierte sich ganz auf die Tochter und hörte damit auch bis ins Alter nicht mehr auf. Im Roman „Die Klavierspielerein“ (1983) wurde Elfriede Jelineks Biographie, vor allem das Leben mit ihrer Mutter, in literarischer Verfremdung nachgezeichnet. Bereits vor der Matura am Wiener Albertgymnasium begann Elfriede Jelinek zehneinhalb Jahre am Konservatorium Wien in verschiedenen Fächern zu studieren, später belegte sie auch Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität. 1971 machte sie am Konservatorium ihr Endprüfung als Organistin. Erste Schreibversuche unternahm Elfriede Jelinek nach einem Nervenzusammenbruch; 1967 erschien ihr erster Gedichtband „Lisa Schatten“. 1969 bekam sie, gefördert von Otto Breicha, bei der Innsbrucker Jugendkulturwoche zwei Preise. Erste größere Aufmerksamkeit erhielt sie mit der bei Rowohlt erscheinenden Romancollage „wir sind lockvögel, baby“ (1970), das Erzählformen der Comics und Trivialliteratur aufnahm. Elfriede Jelinek wurde, nicht zuletzt auch wegen der Photos, die von ihr erschienen, zur provokanten Popdiva. Sie entdeckte die revolutionäre Politik, ging nach Berlin, übersetzte Thomas Pynchons „Gravity’s Rainbow“ („Die Enden der Parabel“), produzierte am laufenden Band Hörspiele, Übersetzungen, Kurzprosa, Essays, Romane. Mit „Die Liebhaberinnen“ (1975), einem Holzschnitt-Roman über zwei Arbeiterinnen, erreichte sie große Aufmerksamkeit in der BRD. Ihren großen Durchbruch erreichte sie durch den autobiographisch geprägten Roman „Die Klavierspielerin“ (1983), der später von Michael Haneke verfilmt wurde. Während der Collageroman „Lust“ (1989) durch die Drastik der Kopulationsbeschreibungen aufregte, schrieb sie mit „Die Kinder der Toten“ (1995) einen als „Jahrhundertroman“ gefeierten Text gegen die Geschichtsverdrängung. Jelinek schaltete sich mit ihren Theaterstücken in die aktuellen politischen Diskurse ein, warf mit „Burgtheater“ (1985) einen kritischen Blick auf die NS-Vergangenheit von Schauspielgrößen, mixte in „Wolken.Heim“ (1988) Texte der deutschen Klassik mit solchen der Roten Armee Fraktion. Elfriede Jelinek wurde zum enfant terrible des deutschen Theaterbetriebs, auch zur persona non grata der österreichischen Rechten. Intendant Claus Peymann holte sie ans Burgtheater, einen besonderen Triumph erlebte dort das „Sportstück“ (1998) in der siebenstündigen Produktion von Regisseur Einar Schleef, am Berliner Ensemble erreichte die Jörg-Haider-Paraphrasen „Das Lebewohl“ (2000) einen großen Erfolg, in der Regie Christoph Marthalers bekam das Kaprun-Stück „In den Alpen“ (2002) an den Münchner Kammerspielen eine neue elegische Dimension, Christoph Schlingensief montierte „Bambiland“ (2003) zum rätselhaften Multimediaspektakel. Die besten Regisseure der deutschsprachigen Theaterszene versuchten sich an Jelineks Wortkaskaden, so Jossi Wieler am zum „Stück des Jahres“ gekürten „Rechnitz (Der Würgeengel)“ (2008), einem Stück um den Massenmord an jüdisch-ungarischen Zwangsarbeitern, so Nicolas Stemann an der Wirtschaftskomödie „Die Kontrakte des Kaufmanns“ (2009). Mit dem Internetroman „Der Neid“ (2007/2008) versuchte sie ein neues Format. Elfriede Jelinek erhielt 2004 den Nobelpreis für Literatur.

Literatur

  • Kritisches Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur
  • Pia Janke: Werkverzeichnis Elfriede Jelinek. Wien: Ed. Praesens 2004.
  • Verena Mayer/ Roland Koberg: Elfriede Jelinek. Ein Porträt. Reinbek: Rowohlt 2006.
  • Brigitte Landes (Hg.): „Stets das Ihre. Elfriede Jelinek“. Berlin: Theater der Zeit 2006.
  • Karin Hochradl: Olga Neuwirths und Elfriede Jelineks gemeinsames Musiktheaterschaffen. Ästhetik, Libretto, Analyse, Rezeption. Berlin: Lang 2010.
  • Thomas Eder/ Juliane Vogel (Hg.): Lob der Oberfläche. Zum Werke von Elfriede Jelinek. München: Fink 2010.

Links