Creditanstalt-Bankverein: Unterschied zwischen den Versionen

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==Gründung und Expansion==
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Creditanstalt-Bankverein (CA-BV, Institut). Im Rahmen der "Zweiten Finanzrevolution" kam es in der Habsburgermonarchie am Finanzplatz Wien ab den 1850er Jahren zur Gründung von großen Universalbanken nach dem Vorbild des Crédit Mobilier, die neben dem normalen Bankgeschäft auch eine wichtige Rolle im Gründungsgeschäft übernahmen. Das Spitzeninstitiut war die auf Initiative von Finanzminister [[Karl Ludwig Bruck|Karl Ludwig Freiherr von Bruck]] und des Wiener Zweigs des Hauses Rothschild unter Beteiligung der böhmischen Hocharistokratie gegründete k.k. privilegierte Österreichische Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe. Die Bank war seit ihrer Gründung das führende österreichische Geldinstitut.  
 
Creditanstalt-Bankverein (CA-BV, Institut). Im Rahmen der "Zweiten Finanzrevolution" kam es in der Habsburgermonarchie am Finanzplatz Wien ab den 1850er Jahren zur Gründung von großen Universalbanken nach dem Vorbild des Crédit Mobilier, die neben dem normalen Bankgeschäft auch eine wichtige Rolle im Gründungsgeschäft übernahmen. Das Spitzeninstitiut war die auf Initiative von Finanzminister [[Karl Ludwig Bruck|Karl Ludwig Freiherr von Bruck]] und des Wiener Zweigs des Hauses Rothschild unter Beteiligung der böhmischen Hocharistokratie gegründete k.k. privilegierte Österreichische Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe. Die Bank war seit ihrer Gründung das führende österreichische Geldinstitut.  
  
 
Ziel der Bank war es, dem Verkehrswesen, der Industrie und dem Außenhandel der österreichisch-ungarischen Monarchie Impulse zu geben und damit den Rückstand der wirtschaftlichen Entwicklung gegenüber den westeuropäischen Ländern abzubauen. Der Börsenkrach von 1873, der die Industriefinanzierung über die Börse nachträglich diskreditierte, förderte den Einfluss der Creditanstalt, wie anderer Wiener Großbanken, über das bloße Gründungsgeschäft hinaus, sodass in den letzten Jahrzehnten der Donaumonarchie ein eigener Industriekomplex im Einflussbereich des Instituts entstand, der vielfältige finanzielle und personelle Verflechtungen mit der Bank aufwies.
 
Ziel der Bank war es, dem Verkehrswesen, der Industrie und dem Außenhandel der österreichisch-ungarischen Monarchie Impulse zu geben und damit den Rückstand der wirtschaftlichen Entwicklung gegenüber den westeuropäischen Ländern abzubauen. Der Börsenkrach von 1873, der die Industriefinanzierung über die Börse nachträglich diskreditierte, förderte den Einfluss der Creditanstalt, wie anderer Wiener Großbanken, über das bloße Gründungsgeschäft hinaus, sodass in den letzten Jahrzehnten der Donaumonarchie ein eigener Industriekomplex im Einflussbereich des Instituts entstand, der vielfältige finanzielle und personelle Verflechtungen mit der Bank aufwies.
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==Die CA-Krise 1931==
  
 
Durch das Auseinanderbrechen der Monarchie nach 1918 verlor die Bank die Mehrheit der Filialen in den Nachfolgestaaten und wertvolle Beteiligungen. Während der Zeit der Hyperinflation erwarb die Bank große Aktienbestände an österreichischen Industrieunternehmen, die sich in weiterer Folge auf Grund der krisenhaften ökonomischen Entwicklung als Last erwiesen. Zudem wurde trotz der Nationalisierungsstrategie der Nachfolgestaaten im Zuge der "Donauraum-Strategie" versucht, den Einfluss in Ostmitteleuropa durch Vermittlung westeuropäischen Kapitals zu erhalten. Bestandteil dieser Strategie war auch die direkte oder indirekte Übernahme aller großen Wiener Konkurrenzbanken, soweit sie sich nicht in ausländischem Besitz befanden. Die Creditanstalt übernahm die Union-Bank, die Anglo-Oesterreichische Bank und (auf ausdrücklichen Wunsch der Bundesregierung) am 6. Oktober 1929 die Allgemeine Österreichische Boden-Credit-Anstalt (die am 5. Dezember zusammenbrach). Im Mai 1931 stand die Creditanstalt vor dem Zusammenbruch. Am 24. Mai 1931 war der Höhepunkt einer Krise erreicht, durch die die damalige Wirtschaftskrise in mehrfacher Hinsicht (Verflechtung mit der Industrie, Abhängigkeit der Sparkassen und eines Großteils der Regionalbanken von der Creditanstalt) verschärft wurde. Die Rekonstruktion der Bank erfolgte durch die Übernahme der Aktienmehrheit durch den Bund (Aufnahme ausländischer Kredite) und die Fusionierung der Creditanstalt mit dem Wiener Bank-Verein (1934; "Österreichische Creditanstalt – Wiener Bankverein" [CA-BV]). Für die Rettung der Bank wurden insgesamt 779 Millionen Schilling an öffentlichen Mitteln aufgewendet. Zu einem endgültigen Abkommen mit den Gläubigern kam es 1936 in London. Das Auslandsgeschäft musste mehr oder minder vollständig an die Gläubiger abgetreten werden. Ihre internationale Bedeutung hatte die Bank vorerst völlig verloren. Gleichwohl vereinigte sie im Jahr 1937 57% der Debitoren sämtlicher österreichischer Banken und überlebte als einzige österreichische Großbank die Weltwirtschaftskrise.   
 
Durch das Auseinanderbrechen der Monarchie nach 1918 verlor die Bank die Mehrheit der Filialen in den Nachfolgestaaten und wertvolle Beteiligungen. Während der Zeit der Hyperinflation erwarb die Bank große Aktienbestände an österreichischen Industrieunternehmen, die sich in weiterer Folge auf Grund der krisenhaften ökonomischen Entwicklung als Last erwiesen. Zudem wurde trotz der Nationalisierungsstrategie der Nachfolgestaaten im Zuge der "Donauraum-Strategie" versucht, den Einfluss in Ostmitteleuropa durch Vermittlung westeuropäischen Kapitals zu erhalten. Bestandteil dieser Strategie war auch die direkte oder indirekte Übernahme aller großen Wiener Konkurrenzbanken, soweit sie sich nicht in ausländischem Besitz befanden. Die Creditanstalt übernahm die Union-Bank, die Anglo-Oesterreichische Bank und (auf ausdrücklichen Wunsch der Bundesregierung) am 6. Oktober 1929 die Allgemeine Österreichische Boden-Credit-Anstalt (die am 5. Dezember zusammenbrach). Im Mai 1931 stand die Creditanstalt vor dem Zusammenbruch. Am 24. Mai 1931 war der Höhepunkt einer Krise erreicht, durch die die damalige Wirtschaftskrise in mehrfacher Hinsicht (Verflechtung mit der Industrie, Abhängigkeit der Sparkassen und eines Großteils der Regionalbanken von der Creditanstalt) verschärft wurde. Die Rekonstruktion der Bank erfolgte durch die Übernahme der Aktienmehrheit durch den Bund (Aufnahme ausländischer Kredite) und die Fusionierung der Creditanstalt mit dem Wiener Bank-Verein (1934; "Österreichische Creditanstalt – Wiener Bankverein" [CA-BV]). Für die Rettung der Bank wurden insgesamt 779 Millionen Schilling an öffentlichen Mitteln aufgewendet. Zu einem endgültigen Abkommen mit den Gläubigern kam es 1936 in London. Das Auslandsgeschäft musste mehr oder minder vollständig an die Gläubiger abgetreten werden. Ihre internationale Bedeutung hatte die Bank vorerst völlig verloren. Gleichwohl vereinigte sie im Jahr 1937 57% der Debitoren sämtlicher österreichischer Banken und überlebte als einzige österreichische Großbank die Weltwirtschaftskrise.   
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==NS-Zeit und Wiederaufbau==
  
 
Nach dem "Anschluss" übernahm die Deutsche Bank zunächst 25%, ab Frühjahr 1942 die Mehrheit an der Creditanstalt, beließ ihr jedoch ihre eigene Rechtspersönlichkeit ("Creditanstalt-Bankverein"). 21 österreichische Gesellschaften mussten an deutsche Konzerne abgegeben werden (darunter Elin, DDSG, Gerngroß, Simmering-Graz-Pauker, Steyr-Daimler-Puch). Im Zuge der NS-Okkupation weiter Teile Ostmittel- und Südosteuropas versuchte die Bank in den von der Wehrmacht besetzten Gebieten Jugoslawiens, der Tschechoslowakei und Polens erneut eine überregionale Rolle zu spielen und ihren traditionellen Einfluss zurück zu gewinnen, was nur bedingt gelang. Im Zuge dieser Expansionsstrategie kam es zur Beteiligung an "Arisierungen" durch Kreditvergabe an "Ariseure". Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die Bank sämtliche Ostinteressen; 1946 wurde sie verstaatlicht. Sie leistete in den Nachkriegsjahren einen wesentlichen Beitrag zum Wiederaufbau.  
 
Nach dem "Anschluss" übernahm die Deutsche Bank zunächst 25%, ab Frühjahr 1942 die Mehrheit an der Creditanstalt, beließ ihr jedoch ihre eigene Rechtspersönlichkeit ("Creditanstalt-Bankverein"). 21 österreichische Gesellschaften mussten an deutsche Konzerne abgegeben werden (darunter Elin, DDSG, Gerngroß, Simmering-Graz-Pauker, Steyr-Daimler-Puch). Im Zuge der NS-Okkupation weiter Teile Ostmittel- und Südosteuropas versuchte die Bank in den von der Wehrmacht besetzten Gebieten Jugoslawiens, der Tschechoslowakei und Polens erneut eine überregionale Rolle zu spielen und ihren traditionellen Einfluss zurück zu gewinnen, was nur bedingt gelang. Im Zuge dieser Expansionsstrategie kam es zur Beteiligung an "Arisierungen" durch Kreditvergabe an "Ariseure". Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die Bank sämtliche Ostinteressen; 1946 wurde sie verstaatlicht. Sie leistete in den Nachkriegsjahren einen wesentlichen Beitrag zum Wiederaufbau.  
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==Neue Internationalität==
  
 
Von 1970 bis 1997 wandelte sich die Bank vom führenden nationalen zu einem international tätigen Bankinstitut mit großer Mitteleuropakompetenz. Mit der Gründung von Repräsentanzen im RGW-Raum (beginnend mit Budapest 1976), wurde auch wieder eine Präsenz in Osteuropa etabliert, die in einer zweiten Stufe mit Bankgründungen in Budapest (1990), Prag und Warschau (1991) fortgesetzt wurde. 1965 besaß die Creditanstalt-Bankverein in Wien 28 Zweigstellen, 1990 100; 1965 war sie an mehr als 50 Unternehmungen beteiligt, 1990 an mehr als 90 (davon Beteiligungen an elf Industriebetrieben, sonst meist Gesellschaften, die finanzielle Dienstleistungen erbringen). 1990 betrug die Bilanzsumme 459,2 Milliarden Schilling, das Haftkapital 21,9 Milliarden Schilling. Die seit den frühen 1990er Jahren angestrebte Privatisierung der Bank erfolgte am 12.1.1997 durch Verkauf der Bundesanteile um 17,2 Milliarden Schilling (1,25 Milliarden Euro) an den Bestbieter, die [[Bank Austria AG]].
 
Von 1970 bis 1997 wandelte sich die Bank vom führenden nationalen zu einem international tätigen Bankinstitut mit großer Mitteleuropakompetenz. Mit der Gründung von Repräsentanzen im RGW-Raum (beginnend mit Budapest 1976), wurde auch wieder eine Präsenz in Osteuropa etabliert, die in einer zweiten Stufe mit Bankgründungen in Budapest (1990), Prag und Warschau (1991) fortgesetzt wurde. 1965 besaß die Creditanstalt-Bankverein in Wien 28 Zweigstellen, 1990 100; 1965 war sie an mehr als 50 Unternehmungen beteiligt, 1990 an mehr als 90 (davon Beteiligungen an elf Industriebetrieben, sonst meist Gesellschaften, die finanzielle Dienstleistungen erbringen). 1990 betrug die Bilanzsumme 459,2 Milliarden Schilling, das Haftkapital 21,9 Milliarden Schilling. Die seit den frühen 1990er Jahren angestrebte Privatisierung der Bank erfolgte am 12.1.1997 durch Verkauf der Bundesanteile um 17,2 Milliarden Schilling (1,25 Milliarden Euro) an den Bestbieter, die [[Bank Austria AG]].

Version vom 4. Dezember 2014, 11:54 Uhr

Gebäude der Creditanstalt-Bankverein (1972)
Daten zur Organisation
Art der Organisation Institution
Datum von 1855
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen Karl Ludwig Bruck
PageID 23228
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 4.12.2014 durch WIEN1.lanm08wei
Bildname Creditanstaltbankvereingebaeude.jpg
Bildunterschrift Gebäude der Creditanstalt-Bankverein (1972)
  • 1., Schottengasse 6-8
  • 1., Schottenring 2-6
  • 1., Schottenbastei 1-5
  • 1., Heßgasse 3-5

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

Es wurden noch keine Personen erfasst.


Gründung und Expansion

Creditanstalt-Bankverein (CA-BV, Institut). Im Rahmen der "Zweiten Finanzrevolution" kam es in der Habsburgermonarchie am Finanzplatz Wien ab den 1850er Jahren zur Gründung von großen Universalbanken nach dem Vorbild des Crédit Mobilier, die neben dem normalen Bankgeschäft auch eine wichtige Rolle im Gründungsgeschäft übernahmen. Das Spitzeninstitiut war die auf Initiative von Finanzminister Karl Ludwig Freiherr von Bruck und des Wiener Zweigs des Hauses Rothschild unter Beteiligung der böhmischen Hocharistokratie gegründete k.k. privilegierte Österreichische Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe. Die Bank war seit ihrer Gründung das führende österreichische Geldinstitut.

Ziel der Bank war es, dem Verkehrswesen, der Industrie und dem Außenhandel der österreichisch-ungarischen Monarchie Impulse zu geben und damit den Rückstand der wirtschaftlichen Entwicklung gegenüber den westeuropäischen Ländern abzubauen. Der Börsenkrach von 1873, der die Industriefinanzierung über die Börse nachträglich diskreditierte, förderte den Einfluss der Creditanstalt, wie anderer Wiener Großbanken, über das bloße Gründungsgeschäft hinaus, sodass in den letzten Jahrzehnten der Donaumonarchie ein eigener Industriekomplex im Einflussbereich des Instituts entstand, der vielfältige finanzielle und personelle Verflechtungen mit der Bank aufwies.

Die CA-Krise 1931

Durch das Auseinanderbrechen der Monarchie nach 1918 verlor die Bank die Mehrheit der Filialen in den Nachfolgestaaten und wertvolle Beteiligungen. Während der Zeit der Hyperinflation erwarb die Bank große Aktienbestände an österreichischen Industrieunternehmen, die sich in weiterer Folge auf Grund der krisenhaften ökonomischen Entwicklung als Last erwiesen. Zudem wurde trotz der Nationalisierungsstrategie der Nachfolgestaaten im Zuge der "Donauraum-Strategie" versucht, den Einfluss in Ostmitteleuropa durch Vermittlung westeuropäischen Kapitals zu erhalten. Bestandteil dieser Strategie war auch die direkte oder indirekte Übernahme aller großen Wiener Konkurrenzbanken, soweit sie sich nicht in ausländischem Besitz befanden. Die Creditanstalt übernahm die Union-Bank, die Anglo-Oesterreichische Bank und (auf ausdrücklichen Wunsch der Bundesregierung) am 6. Oktober 1929 die Allgemeine Österreichische Boden-Credit-Anstalt (die am 5. Dezember zusammenbrach). Im Mai 1931 stand die Creditanstalt vor dem Zusammenbruch. Am 24. Mai 1931 war der Höhepunkt einer Krise erreicht, durch die die damalige Wirtschaftskrise in mehrfacher Hinsicht (Verflechtung mit der Industrie, Abhängigkeit der Sparkassen und eines Großteils der Regionalbanken von der Creditanstalt) verschärft wurde. Die Rekonstruktion der Bank erfolgte durch die Übernahme der Aktienmehrheit durch den Bund (Aufnahme ausländischer Kredite) und die Fusionierung der Creditanstalt mit dem Wiener Bank-Verein (1934; "Österreichische Creditanstalt – Wiener Bankverein" [CA-BV]). Für die Rettung der Bank wurden insgesamt 779 Millionen Schilling an öffentlichen Mitteln aufgewendet. Zu einem endgültigen Abkommen mit den Gläubigern kam es 1936 in London. Das Auslandsgeschäft musste mehr oder minder vollständig an die Gläubiger abgetreten werden. Ihre internationale Bedeutung hatte die Bank vorerst völlig verloren. Gleichwohl vereinigte sie im Jahr 1937 57% der Debitoren sämtlicher österreichischer Banken und überlebte als einzige österreichische Großbank die Weltwirtschaftskrise.

NS-Zeit und Wiederaufbau

Nach dem "Anschluss" übernahm die Deutsche Bank zunächst 25%, ab Frühjahr 1942 die Mehrheit an der Creditanstalt, beließ ihr jedoch ihre eigene Rechtspersönlichkeit ("Creditanstalt-Bankverein"). 21 österreichische Gesellschaften mussten an deutsche Konzerne abgegeben werden (darunter Elin, DDSG, Gerngroß, Simmering-Graz-Pauker, Steyr-Daimler-Puch). Im Zuge der NS-Okkupation weiter Teile Ostmittel- und Südosteuropas versuchte die Bank in den von der Wehrmacht besetzten Gebieten Jugoslawiens, der Tschechoslowakei und Polens erneut eine überregionale Rolle zu spielen und ihren traditionellen Einfluss zurück zu gewinnen, was nur bedingt gelang. Im Zuge dieser Expansionsstrategie kam es zur Beteiligung an "Arisierungen" durch Kreditvergabe an "Ariseure". Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor die Bank sämtliche Ostinteressen; 1946 wurde sie verstaatlicht. Sie leistete in den Nachkriegsjahren einen wesentlichen Beitrag zum Wiederaufbau.

Neue Internationalität

Von 1970 bis 1997 wandelte sich die Bank vom führenden nationalen zu einem international tätigen Bankinstitut mit großer Mitteleuropakompetenz. Mit der Gründung von Repräsentanzen im RGW-Raum (beginnend mit Budapest 1976), wurde auch wieder eine Präsenz in Osteuropa etabliert, die in einer zweiten Stufe mit Bankgründungen in Budapest (1990), Prag und Warschau (1991) fortgesetzt wurde. 1965 besaß die Creditanstalt-Bankverein in Wien 28 Zweigstellen, 1990 100; 1965 war sie an mehr als 50 Unternehmungen beteiligt, 1990 an mehr als 90 (davon Beteiligungen an elf Industriebetrieben, sonst meist Gesellschaften, die finanzielle Dienstleistungen erbringen). 1990 betrug die Bilanzsumme 459,2 Milliarden Schilling, das Haftkapital 21,9 Milliarden Schilling. Die seit den frühen 1990er Jahren angestrebte Privatisierung der Bank erfolgte am 12.1.1997 durch Verkauf der Bundesanteile um 17,2 Milliarden Schilling (1,25 Milliarden Euro) an den Bestbieter, die Bank Austria AG.

Siehe auch

Literatur

  • Oliver Rathkolb, Theodor Venus, Ulrike Zimmerl (Hg.), Bank Austria Creditanstalt. 150 Jahre österreichische Bankengeschichte im Zentrum Europas, Zsolnay: Wien 2005
  • Eduard März, Österreichische Industrie- und Bankenpolitik in der Zeit Franz Josephs I. Am Beispiel der k.k.priv. Österreichischen Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe, Europaverlag: Wien-Frankfurt/M.-Zürich 1968
  • Eduard März, Österreichische Bankpolitik in der Zeit der großen Wende 1913-1923. Am Beispiel der Creditanstalt für Handel und Gewerbe, Verlag für Geschichte und Politik, München-Wien 1981
  • Fritz Weber, Vor dem großen Krach. Die Krise des österreichischen Bankwesens in den zwanziger Jahren, ungedr. Habil. Salzburg 1991
  • Aurel Schubert, The Credit-Anstalt Crisis of 1931, Cambridge University Press: Cambridge 1991
  • Dieter Stiefel, Finanzdiplomatie und Weltwirtschaftskrise. Die Krise der Credit-Anstalt für Handel und Gewerbe 1931, Knapp: Frankfurt/M. 1989
  • Dieter Stiefel, Von der CA-Krise bis Lausanne. Österreichische Finanz- und Wirtschaftspolitik in der Zeit der Wirtschaftskrise. Bd. 1-3, ungedr.Habil., Wien 1986
  • Dieter Stiefel, Die große Krise in einem kleinen Land. Österreichs Finanz- und Wirtschaftspolitik 1929-1938. Studien zu Politik und Verwaltung 26, Böhlau: Wien-Köln-Graz 1988
  • Gerald D. Feldman, Oliver Rathkolb, Theodor Venus, Ulrike Zimmerl (Hg.), Österreichische Banken und Sparkassen im Nationalsozialismus und in der Nachkriegszeit, C.H. Beck: München 2006
  • Ein Jahrhundert Creditanstalt-Bankverein. Hg. von der Creditanstalt-Bankverein. Wien 1957
  • Festschrift der österreichischen Wirtschaftsunternehmen im Interessenskreis der Creditanstalt-Bankverein, Wien 1949