Carl Djerassi: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Carl Djerassi, * 29. Oktober 1923 Wien, † 30. Jänner 2015 San Francisco, Chemiker. | ||
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+ | ==Biografie== | ||
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+ | Carl Djerassi kam als Sohn eines jüdischen Ärztepaares zur Welt; seine Mutter war Wienerin, sein Vater Bulgare. Seine frühe Kindheit verbrachte Djerassi in Bulgarien, nach der Scheidung der Eltern kehrte er mit der Mutter nach Wien zurück. 1938 floh er in die USA, wo ihm Pflegeeltern den Besuch der High School in Newark und der University of Wisconsin ermöglichten. Bereits im Alter von 21 Jahren promovierte er in organischer Chemie. Zunächst war er in der Industrieforschung für die Pharmafirma CIBA in New Jersey tätig, ab 1949 für die Firma Syntex in Mexiko. | ||
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+ | Hier gelang ihm die Synthetisierung des Hormons Cortison, wodurch dessen Massenproduktion ermöglicht wurde. Gemeinsam mit den Bostoner Pharmakologen Gregory Pincus und John Rock konnte er 1951 erstmals das Schwangerschaftshormon Gestagen synthetisieren und hatte damit die Grundlage für die sogenannte "Antibabypille" geschaffen – eine Bezeichnung, die Djerassi selbst ablehnte, weil er die "Pille" nicht als gegen Babys, sondern für die Frauen gerichtet sah. | ||
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+ | Ab 1952 lehrte Carl Djerassi an der Wayne State University in Detroit. 1959 wechselte er an die Stanford University in Kalifornien, von der er 2002 emeritierte. Seine Forschungsschwerpunkte waren Empfängnis, Reproduktionsmedizin und ihre Folgen für die Familie. | ||
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+ | Die Auseinandersetzung mit den Fragen der gesellschaftlichen Auswirkungen von biomedizinischer Forschung führte schließlich zu Djerassis zweiter Karriere als Schriftsteller, in deren Rahmen er mit der "Science in Fiction" ein neues Genre kreierte. Auf Gedichte und Kurzgeschichten folgten ab 1997 auch Theaterstücke. Seine Autobiografie "The Pill, Pygmy Chimps and Degas' Horse" (deutsch unter dem Titel "Die Mutter der Pille") erschien 1991. Mehrere autobiografische Varianten (zuletzt "Der Schattensammler", 2013) folgten. | ||
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+ | Seit Mitte der 1960er Jahre sammelte Carl Djerassi die Werke von Paul Klee. 69 Arbeiten des Schweizer Künstlers schenkte er 2008 der [[Albertina (Institution)|Albertina]], den anderen Teil der etwa 160 Bilder überließ er dem Francisco Museum of Modern Art. | ||
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+ | Erstmals kehrte Djerassi in den 1950er Jahren nach Wien zurück, um an einem biochemischen Kongress teilzunehmen. In seinen letzten Lebensjahren war er häufiger in seiner Geburtsstadt zu Gast und hatte nach dem Tod seiner Frau Diane Middlebrook hier auch einen Wohnsitz. Einer seiner letzten großen öffentlichen Auftritte in Wien fand am 19. Mai 2014 im Rahmen der "[[Wiener Vorlesungen]]" statt. | ||
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+ | 2004 bekam er unter Beibehaltung seiner US-Staatsbürgerschaft, die er nach seiner Flucht erhalten hatte, die österreichische Staatsbürgerschaft "im Republiksinteresse" zurück. "Als Chemiker bin ich Amerikaner. Kulturell ist das eine ganz andere Sache", meinte Djerassi einmal. | ||
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+ | Der Wissenschaftler war Träger zahlreicher internationaler Auszeichnungen, darunter finden sich rund 30 Ehrendoktorate. | ||
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+ | ==Quellen== | ||
+ | *[http://wais.wien.gv.at//archive.xhtml?id=Akt+++++979c553a-31a6-4ceb-b83b-d2b19d5ec6f2VERA#Akt_____979c553a-31a6-4ceb-b83b-d2b19d5ec6f2VERA Meldezettel von Carl Djerassi (WStLA, BPD Wien: Historische Meldeunterlagen, K11)] | ||
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+ | ==Literatur== | ||
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+ | * [http://medienportal.univie.ac.at/uniview/uni-intern/detailansicht/artikel/mutter-der-pille-carl-djerassi-verstorben/ "Mutter der Pille" Carl Djerassi verstorben. In: uni:view Magazin, 02.02.2015] [Stand: 18.07.2022] | ||
+ | *[http://orf.at/stories/2263402/2263404/ Chemiker und Autor mit Herzblut. In: orf.at, 31.01.2015] [Stand: 18.07.2022] | ||
+ | *[https://chemie.univie.ac.at/ueber-uns/ehrendoktorate/carl-djerassi/ Universität Wien/Fakultät für Chemie: Carl Djerassi (1923–2015)] [Stand: 18.07.2022] | ||
+ | *[http://derstandard.at/1381370174744/Carl-Djerassi-Miterfinder-der-Pille-wird-90 Carl Djerassi, Miterfinder der Pille, feierte 90. Geburtstag. In: derstandard.at, 29.10.2013] [Stand: 18.07.2022] | ||
+ | * Carl Djerassi: Der Schattensammler. Die allerletzte Biographie. Innsbruck: Haymon 2013 | ||
+ | * Carl Djerassi: This Man's Pill. Sex, die Kunst und Unsterblichkeit. Innsbruck: Haymon 2001 | ||
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+ | == Weblinks == | ||
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+ | *[http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Djerassi Wikipedia: Carl Djerassi] |
Aktuelle Version vom 18. Oktober 2023, 13:37 Uhr
- Professor an der Stanford University (1959)
Carl Djerassi, * 29. Oktober 1923 Wien, † 30. Jänner 2015 San Francisco, Chemiker.
Biografie
Carl Djerassi kam als Sohn eines jüdischen Ärztepaares zur Welt; seine Mutter war Wienerin, sein Vater Bulgare. Seine frühe Kindheit verbrachte Djerassi in Bulgarien, nach der Scheidung der Eltern kehrte er mit der Mutter nach Wien zurück. 1938 floh er in die USA, wo ihm Pflegeeltern den Besuch der High School in Newark und der University of Wisconsin ermöglichten. Bereits im Alter von 21 Jahren promovierte er in organischer Chemie. Zunächst war er in der Industrieforschung für die Pharmafirma CIBA in New Jersey tätig, ab 1949 für die Firma Syntex in Mexiko.
Hier gelang ihm die Synthetisierung des Hormons Cortison, wodurch dessen Massenproduktion ermöglicht wurde. Gemeinsam mit den Bostoner Pharmakologen Gregory Pincus und John Rock konnte er 1951 erstmals das Schwangerschaftshormon Gestagen synthetisieren und hatte damit die Grundlage für die sogenannte "Antibabypille" geschaffen – eine Bezeichnung, die Djerassi selbst ablehnte, weil er die "Pille" nicht als gegen Babys, sondern für die Frauen gerichtet sah.
Ab 1952 lehrte Carl Djerassi an der Wayne State University in Detroit. 1959 wechselte er an die Stanford University in Kalifornien, von der er 2002 emeritierte. Seine Forschungsschwerpunkte waren Empfängnis, Reproduktionsmedizin und ihre Folgen für die Familie.
Die Auseinandersetzung mit den Fragen der gesellschaftlichen Auswirkungen von biomedizinischer Forschung führte schließlich zu Djerassis zweiter Karriere als Schriftsteller, in deren Rahmen er mit der "Science in Fiction" ein neues Genre kreierte. Auf Gedichte und Kurzgeschichten folgten ab 1997 auch Theaterstücke. Seine Autobiografie "The Pill, Pygmy Chimps and Degas' Horse" (deutsch unter dem Titel "Die Mutter der Pille") erschien 1991. Mehrere autobiografische Varianten (zuletzt "Der Schattensammler", 2013) folgten.
Seit Mitte der 1960er Jahre sammelte Carl Djerassi die Werke von Paul Klee. 69 Arbeiten des Schweizer Künstlers schenkte er 2008 der Albertina, den anderen Teil der etwa 160 Bilder überließ er dem Francisco Museum of Modern Art.
Erstmals kehrte Djerassi in den 1950er Jahren nach Wien zurück, um an einem biochemischen Kongress teilzunehmen. In seinen letzten Lebensjahren war er häufiger in seiner Geburtsstadt zu Gast und hatte nach dem Tod seiner Frau Diane Middlebrook hier auch einen Wohnsitz. Einer seiner letzten großen öffentlichen Auftritte in Wien fand am 19. Mai 2014 im Rahmen der "Wiener Vorlesungen" statt.
2004 bekam er unter Beibehaltung seiner US-Staatsbürgerschaft, die er nach seiner Flucht erhalten hatte, die österreichische Staatsbürgerschaft "im Republiksinteresse" zurück. "Als Chemiker bin ich Amerikaner. Kulturell ist das eine ganz andere Sache", meinte Djerassi einmal.
Der Wissenschaftler war Träger zahlreicher internationaler Auszeichnungen, darunter finden sich rund 30 Ehrendoktorate.
Quellen
Literatur
- "Mutter der Pille" Carl Djerassi verstorben. In: uni:view Magazin, 02.02.2015 [Stand: 18.07.2022]
- Chemiker und Autor mit Herzblut. In: orf.at, 31.01.2015 [Stand: 18.07.2022]
- Universität Wien/Fakultät für Chemie: Carl Djerassi (1923–2015) [Stand: 18.07.2022]
- Carl Djerassi, Miterfinder der Pille, feierte 90. Geburtstag. In: derstandard.at, 29.10.2013 [Stand: 18.07.2022]
- Carl Djerassi: Der Schattensammler. Die allerletzte Biographie. Innsbruck: Haymon 2013
- Carl Djerassi: This Man's Pill. Sex, die Kunst und Unsterblichkeit. Innsbruck: Haymon 2001