Burgkapelle
48° 12' 23.63" N, 16° 21' 57.50" E zur Karte im Wien Kulturgut
Burgkapelle (1, Hofburg, Schweizertrakt, k.k. Burgpfarrkirche „Mariä Himmelfahrt"), wird 1296 erstmals urkundlich erwähnt; sie lag im Schutz des Südturms des Schweizertrakts.
Albrecht I., der sich selbst als Gründer der Kapelle bezeichnete, dürfte diese nach den Wirren von 1287/1288 eingerichtet haben; sie war damals Maria sowie den Heiligen Johannes der Täufer, Johannes Evangelist und Pankratius geweiht (man griff damit auf Patrozinien der Babenberger Am Hof zurück; siehe Johanneskapelle, Pankrazkapelle).
1298 wurde dem Rektor (Martinus) eine teilweise Exemtion von der Gerichtsbarkeit des Stadtrichters zugestanden. Zu einer Erweiterung der Burkapelle kam es unter Herzog Albrecht V. (1423-1426); die Verglasung wurde dem Priester Thomas Paumgartner aus Oberhollabrunn übertragen.
Friedrich III. ließ die gotische Burgkapelle 1447-1449 umgestalten und am 24. April 1449 durch Bischof Johann von Gurk der Heiligen Dreifaltigkeit und allen Heiligen weihen.
Äußerlich ist nur wenig vom ursprünglichen Bau erkennbar geblieben (Chorschluß zwischen Schweizertrakt und Österreichischer Nationalbibliothek), weil die Sicht durch seitliche Anbauten stark beeinträchtigt ist.
Inneres
Die einschiffige Kapelle (mit Netzrippengewölbe) besitzt drei Emporen und zeigt architektonisch Formen der donauländischen Gotik des 15. Jahrhunderts, die Unterkapelle ist nicht zugänglich.
Unter Maria Theresia wurde die Burgkapelle im Inneren barock umgestaltet (Holzaltäre durch Marmoraltäre ersetzt). Von der alten Ausstattung haben sich 13 Holzstatuen der (14) Nothelfer unter Baldachinen erhalten (1470/1480).
Der Tabernakel des Hauptaltars, mit Kennzeichen des theresianischen Stils, trägt ein hölzernes Kruzifix, das „Ferdinandskruzifix" (schwarz angestrichen, Christus aus Holz in brauner Farbe), an welches sich eine Legende knüpft: Während der Bedrängung durch die Protestanten am 19. Juni 1619 nahm Ferdinand II. Zuflucht zu diesem Kruzifix, welches ihm mit den Worten „Ferdinand, ich werde Dich nicht verlassen", Trost zugesprochen haben soll. Tatsächlich wurde Ferdinand durch das einrückende Regiment Dampierre aus seiner mißlichen Lage befreit.
Das Kruzifix, das zunächst in der Schatzkammer verwahrt worden war, wurde durch Maria Theresia auf den Tabernakel der Burgkapelle gesetzt. Zu beiden Seiten des Hochaltars sind Reliefs angebracht (links Begegnung Attilas mit Papst Leo I., rechts Maria mit dem Jesuskind).
Das Altarbild „Heilige Katharina mit Jesukind" am rechten Seitenaltar schuf Hubert Maurer (1803), die hölzerne Marienstatue am linken Seitenaltar stammt aus dem 15. Jahrhundert (von Ferdinand III. mit einem kostbaren Silbermantel geschmückt); der Altar wurde von Louis Montoyer entworfen. 1802 wurde die Burgkapelle im Inneren regotisiert (klassizistische Gotik).
Literatur
- Harry Kühnel: Die Hofburg zu Wien. 1964, S. 35
- Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 81 f.
- Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag 31970, S. 96
- Gustav Gugitz: Österreichs Gnadenstätten in Kult und Brauch. Band 1: Wien. Wien: Hollinek 1955, S. 14
- Felix Czeike: Wien. Kunst und Kultur-Lexikon. Stadtführer und Handbuch. München: Süddeutscher Verlag 1976, S. 46 f.
- Felix Czeike: I. Innere Stadt. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 1), S. 72
- Josef Zykan: Die Schlußsteine der Burgkapelle in Wien. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 10 (1956), S. 49 ff.
- Coelestin Wolfsgruber: Die k.u.k. Hofburgkapelle und die k.u.k. geistliche Hofkapelle. 1905
- Coelestin Wolfsgruber: Das Kaiser-Ferdinand-Kruzifix in der Hofburgkapelle in Wien. 1903
- Marlene Zykan: Die Hofburgkapelle in Wien. Zur Baugeschichte und zu den historischen Restaurierungen. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 28 (1974), S. 1 ff.
- Elisabeth Fichtenau: Die Hofburgkapelle in Wien. Der Zyklus der Wandpfeilerfiguren. In: Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege 28 (1974), S. 21 ff.
- Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 280 f.