Bezirksmuseum Alsergrund: Unterschied zwischen den Versionen

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[[Bezirksmuseen|Bezirksmuseum]] [[Alsergrund]] ([[9]], [[Währinger Straße]] 43).  
 
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Bereits in den 1920ern wollte der damalige [[Bezirksvorsteher]] [[Josef Schober]] das Heimatbuch neuauflegen. Allerdings gelang die Gründung eines Heimatmuseums erst im Juni 1935. Es konstituierte sich eine Arbeitsgemeinschaft zur Errichtung eines [[Museen|Museums]] Alsergrund (9, [[Drachengasse]] 3). Dies scheiterte jedoch letztendlich an den fehlenden finanziellen Mitteln und an den historischen Umständen. Damals veröffentlichte der Verleger Oskar Hinterberger ein Heimatbuch unter dem Titel  "Der Alsergrund zu Großvaters Zeiten".  
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Die "Vorgeschichte" des Bezirksmuseums Alsergrund - jetzt ein Teil des ALSEUMS - reicht mehr als ein Jahrhundert zurück. 1903 erschien das erste Heimatbuch "Der Alsergrund einst und jetzt", vom Lehrer Leopold Donatin als "geographisch-historischer Anschauungsunterricht" für die Kinder der dritten Volksschulklasse. In den 1920er Jahren sollte es neu aufgelegt und zugleich ein Museum eingerichtet werden. Dieser Wunsch des Bezirksvorstehers Josef Schober kam aber ebenso wenig zur Ausführung wie das Projekt unter seinem Nachfolger Fritz Erban. Damals plante eine, 1935 aus dem Arbeiter-Bildungsverein Alsergrund hervorgegangene, Arbeitsgemeinschaft ein "Bezirks-Heimatmuseum".  
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1957 konstituierte sich unter Bezirksvorsteher Johann Rajnoha ein Museumsverein, als dessen Präsident er fungierte. Die Erstaufstellung des Museums in zwei Räumen im Haus der Bezirksvorstehung erfolgte 1959. Museumsleiter wurde der Lehrer Franz Zabusch, Kustoden Volksschul-Oberlehrer i. P. Hans Mück (bis 1967) und der Buchdruckereibesitzer Ing. Alfred Wolf. Auf seine Initiative und unter seiner Redaktion erschien 1960 das erste von 129 vierteljährlich herausgegebenen Mitteilungsheften "Das Heimatmuseum Alsergrund". Zwischen 1966 und 1970 gab er alljährlich eine umfangreiche Publikation zu den Sonderausstellungen heraus.  
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1968 übernahm Obermuseumsrat Dr. Ernst Donatin die Leitung. 1970 gründete Ing. Alfred Wolf die "Galerie Alsergrund". Als erste ihrer Art gab sie Kunstschaffenden aus dem Bezirk unentgeltliche Ausstellungsmöglichkeiten. 1972 entstand auf Initiative Dr. Ernst Donatins die Gedenkstätte für Heimito von Doderer (mit Teilen seiner Wohnungseinrichtung) 1973 wurde aus dem "Heimatmuseum" ein Bezirksmuseum. Im selben Jahr wurde Ing. Alfred Wolf zum Museumsleiter bestellt (bis 1991), sowie Dkfm. Philipp Jakob Formann und Helga Maria Wolf zu Kustoden.  
  
Über Initiative von Bezirksvorsteher Johann Rasnoha wurde das Bezirksmuseum Alsergrund 1958 gegründet, gemeinsam mit der Bezirksvorstehung in dem 1861-1863 an der Stelle des (1860 aufgelassenen) k. k. Militärmonturdepots errichteten Gemeindehaus des Bezirks Alsergrund untergebracht und am 19. Juni 1959 eröffnet. Das Museum, in dem drei Werkstätten (Sattler, Buchdrucker, Waschküche) und die [[Doderer-Gedenkstätte]] eingerichtet wurden, veranstaltet Sonderausstellungen und präsentiert in der angeschlossenen Galerie Werke von im Bezirk lebenden Künstlern. Von den rund 10.000 Exponaten sind etwa 1000 ausgestellt. Seit August 1960 erscheint ein Mitteilungsblatt, das erste von einem Bezirksmuseum herausgegebene („Das Heimatmuseum Alsergrund"); seit 1966 werden in zwangloser Folge auch „Beiträge zur Heimatkunde des IX. Bezirks" veröffentlicht, außerdem Einzelpublikationen von Museumsleiter Alfred Wolf („Alsergrund-Album", „Alsergrund-Chronik"). 1965 wird das Museum räumlich erweitert. 1995 wurden Möbel eines 1938 nach London vertriebenen [[Juden|jüdischen]] Dichters aufgenommen. 2001 wurde ein Memorial für die Familie Schnitzler eingerichtet.
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Seit 1991 leitet der Gymnasialprofessor Dr. Wilhelm Urbanek das Bezirksmuseum Alsergrund. In seine Ära fallen 1995 die Einrichtung der Gedenkstätte für Erich Fried (mit Möbeln aus seinem Arbeitszimmer, die Nutzung des Bunkers im angrenzenden Arne Karlsson-Park, 2011 die Einrichtung des Religionsraums (Kurator Mag. Dietmar Hübsch) und die Einrichtung des Sparefroh Hauses im Hofpavillon (Kuratorin Renate Steinkellner). 2015 wurde das  Befreiungsmuseum im Erinnerungsbunker eröffnet.
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2015 entwickelte der Kunsthistoriker Mag. Matthias Bechtle ein neues Konzept. Die verschiedenen Teilbereiche sind nun unter dem Oberbegriff ALSEUM zusammengefasst. Gemeinsam mit der Ethnologin Dr. Helga Maria Wolf und der künstlerisch tätigen Pädagogin Doris Wolf gestaltete er die Schausammlung des Bezirksmuseums Alsergrund in renovierten Räumen völlig neu. Die Grundaufstellung umfasst zwei Säle, die Architektur-Sammlung mit originalen Hauszeichen, Modellen und Plänen. In 12 Kapiteln werden Arbeit und Freizeit, mit Schwerpunkt 19. Jahrhundert vorgestellt. Es beginnt mit dem Thema Wohnen - vom Vorstadthaus zum Gemeindebau - und einem kleinen Einblick in die Kinderwelt von anno dazumal. Die zweite Vitrine widmet sich dem Alltag: Einkaufen, Küchengeräte und Hygiene. Diese bildet den Übergang zum nächsten Schwerpunkt. In der Gegend um den Sobieskiplatz waren die legendären "Wiener Wäschermädel" zu Hause. Ihnen sollte ein Denkmal gesetzt werden, dessen Abguss hier zu sehen ist. Die folgenden Vitrinen erinnern an verschwundenes Handwerk. Der Alsergrund war ein Zentrum der "Schwarzen Kunst", der Buchdruckereien, woran u. a. eine Tiegeldruckpresse und ein Setzkasten erinnern. In der Rossau befanden sich die Firmen der Sattler, Wagenbauer und später Automobilerzeuger, wie die Hoflieferanten Sebastian Armbruster und Ludwig Lohner. Einer der letzten Lohnerroller "L 150" ist ebenfalls zu sehen. Die Oesterreichische Nationalbank ist wohl der berühmteste "Großbetrieb" des Bezirks. Nicht mehr hier ansässig ist die Porzellanmanufaktur - vertreten durch einen bemalten Barockteller - in der bekannte Künstler wirkten. Um Kunst und Komponisten geht es auch in der folgenden Vitrine. Sie würdigt die "großen Vier" der Wiener Klassik, und zeigt einige Werke des Alsergrunder Malers und Bildhauers Ernst Eisenmayer. Der leichten Muse und Unterhaltung widmet sich die nächste Abteilung, mit Exponaten aus der Volksoper und den einst zahlreichen Vergnügungslokalen. Einen Blickfang bilden einige Fahnen und eine Fähnrichs-Uniform des Rossauer Männergesangvereins. An der Stirnwand beinhalten Kommoden weitere Kunstwerke und Objekte zum Thema "Medizin und Forschung", Stichworte: Josephinum, AKH und Chemische Institute. Die vorletzte Vitrine ist "Katastrophen" übertitelt und gemahnt auch an die ehemalige Hinrichtungsstätte "Rabenstein". Mit dem Thema "Verkehr" - vom Zeiselwagen bis zur Franz-Josefs-Bahn - endet der Rundgang.  
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Die neue Marke ALSEUM umfasst neben der Dauerausstellung einen Sonderausstellungsraum, Gedenkstätten für die Dichter Heimito von Doderer (1896-1966) und Erich Fried (1921-1988), eine umfangreiche Bibliothek, sowie das "Sparefrohhaus" und den "Erinnerungsbunker" (Befreiungsmuseum).  
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Quelle:
 
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https://www.alseum.at/
== Literatur ==
 
*Andrea Hauer: Wiener Bezirksmuseen. Diplomarbeit, Univ., Wien. Wien 1992
 
*Felix Czeike: IX. Alsergrund. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1979 (Wiener Bezirkskulturführer, 9), S. 54 ff.
 
*Maria Dawid / Erich Egg: Der österreichische Museumsführer in Farbe. Museen und Sammlungen in Österreich 1985, S. 324 f.
 
*Wilhelm Urbanek, 9 Bezirksmuseum Alsergrund, in: Wiener Geschichtsblätter, Beiheft 3/2001.
 

Version vom 15. Dezember 2016, 14:46 Uhr

Daten zur Organisation
Art der Organisation Institution
Datum von 1958
Datum bis
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 10698
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 15.12.2016 durch DYN.wolfhelga
  • 9., Währinger Straße 43

Es wurden noch keine Bezeichnungen erfasst.

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48° 13' 14.32" N, 16° 21' 15.37" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Bezirksmuseum Alsergrund (9, Währinger Straße 43).

Die "Vorgeschichte" des Bezirksmuseums Alsergrund - jetzt ein Teil des ALSEUMS - reicht mehr als ein Jahrhundert zurück. 1903 erschien das erste Heimatbuch "Der Alsergrund einst und jetzt", vom Lehrer Leopold Donatin als "geographisch-historischer Anschauungsunterricht" für die Kinder der dritten Volksschulklasse. In den 1920er Jahren sollte es neu aufgelegt und zugleich ein Museum eingerichtet werden. Dieser Wunsch des Bezirksvorstehers Josef Schober kam aber ebenso wenig zur Ausführung wie das Projekt unter seinem Nachfolger Fritz Erban. Damals plante eine, 1935 aus dem Arbeiter-Bildungsverein Alsergrund hervorgegangene, Arbeitsgemeinschaft ein "Bezirks-Heimatmuseum".

1957 konstituierte sich unter Bezirksvorsteher Johann Rajnoha ein Museumsverein, als dessen Präsident er fungierte. Die Erstaufstellung des Museums in zwei Räumen im Haus der Bezirksvorstehung erfolgte 1959. Museumsleiter wurde der Lehrer Franz Zabusch, Kustoden Volksschul-Oberlehrer i. P. Hans Mück (bis 1967) und der Buchdruckereibesitzer Ing. Alfred Wolf. Auf seine Initiative und unter seiner Redaktion erschien 1960 das erste von 129 vierteljährlich herausgegebenen Mitteilungsheften "Das Heimatmuseum Alsergrund". Zwischen 1966 und 1970 gab er alljährlich eine umfangreiche Publikation zu den Sonderausstellungen heraus.

1968 übernahm Obermuseumsrat Dr. Ernst Donatin die Leitung. 1970 gründete Ing. Alfred Wolf die "Galerie Alsergrund". Als erste ihrer Art gab sie Kunstschaffenden aus dem Bezirk unentgeltliche Ausstellungsmöglichkeiten. 1972 entstand auf Initiative Dr. Ernst Donatins die Gedenkstätte für Heimito von Doderer (mit Teilen seiner Wohnungseinrichtung) 1973 wurde aus dem "Heimatmuseum" ein Bezirksmuseum. Im selben Jahr wurde Ing. Alfred Wolf zum Museumsleiter bestellt (bis 1991), sowie Dkfm. Philipp Jakob Formann und Helga Maria Wolf zu Kustoden.

Seit 1991 leitet der Gymnasialprofessor Dr. Wilhelm Urbanek das Bezirksmuseum Alsergrund. In seine Ära fallen 1995 die Einrichtung der Gedenkstätte für Erich Fried (mit Möbeln aus seinem Arbeitszimmer, die Nutzung des Bunkers im angrenzenden Arne Karlsson-Park, 2011 die Einrichtung des Religionsraums (Kurator Mag. Dietmar Hübsch) und die Einrichtung des Sparefroh Hauses im Hofpavillon (Kuratorin Renate Steinkellner). 2015 wurde das Befreiungsmuseum im Erinnerungsbunker eröffnet.

2015 entwickelte der Kunsthistoriker Mag. Matthias Bechtle ein neues Konzept. Die verschiedenen Teilbereiche sind nun unter dem Oberbegriff ALSEUM zusammengefasst. Gemeinsam mit der Ethnologin Dr. Helga Maria Wolf und der künstlerisch tätigen Pädagogin Doris Wolf gestaltete er die Schausammlung des Bezirksmuseums Alsergrund in renovierten Räumen völlig neu. Die Grundaufstellung umfasst zwei Säle, die Architektur-Sammlung mit originalen Hauszeichen, Modellen und Plänen. In 12 Kapiteln werden Arbeit und Freizeit, mit Schwerpunkt 19. Jahrhundert vorgestellt. Es beginnt mit dem Thema Wohnen - vom Vorstadthaus zum Gemeindebau - und einem kleinen Einblick in die Kinderwelt von anno dazumal. Die zweite Vitrine widmet sich dem Alltag: Einkaufen, Küchengeräte und Hygiene. Diese bildet den Übergang zum nächsten Schwerpunkt. In der Gegend um den Sobieskiplatz waren die legendären "Wiener Wäschermädel" zu Hause. Ihnen sollte ein Denkmal gesetzt werden, dessen Abguss hier zu sehen ist. Die folgenden Vitrinen erinnern an verschwundenes Handwerk. Der Alsergrund war ein Zentrum der "Schwarzen Kunst", der Buchdruckereien, woran u. a. eine Tiegeldruckpresse und ein Setzkasten erinnern. In der Rossau befanden sich die Firmen der Sattler, Wagenbauer und später Automobilerzeuger, wie die Hoflieferanten Sebastian Armbruster und Ludwig Lohner. Einer der letzten Lohnerroller "L 150" ist ebenfalls zu sehen. Die Oesterreichische Nationalbank ist wohl der berühmteste "Großbetrieb" des Bezirks. Nicht mehr hier ansässig ist die Porzellanmanufaktur - vertreten durch einen bemalten Barockteller - in der bekannte Künstler wirkten. Um Kunst und Komponisten geht es auch in der folgenden Vitrine. Sie würdigt die "großen Vier" der Wiener Klassik, und zeigt einige Werke des Alsergrunder Malers und Bildhauers Ernst Eisenmayer. Der leichten Muse und Unterhaltung widmet sich die nächste Abteilung, mit Exponaten aus der Volksoper und den einst zahlreichen Vergnügungslokalen. Einen Blickfang bilden einige Fahnen und eine Fähnrichs-Uniform des Rossauer Männergesangvereins. An der Stirnwand beinhalten Kommoden weitere Kunstwerke und Objekte zum Thema "Medizin und Forschung", Stichworte: Josephinum, AKH und Chemische Institute. Die vorletzte Vitrine ist "Katastrophen" übertitelt und gemahnt auch an die ehemalige Hinrichtungsstätte "Rabenstein". Mit dem Thema "Verkehr" - vom Zeiselwagen bis zur Franz-Josefs-Bahn - endet der Rundgang.

Die neue Marke ALSEUM umfasst neben der Dauerausstellung einen Sonderausstellungsraum, Gedenkstätten für die Dichter Heimito von Doderer (1896-1966) und Erich Fried (1921-1988), eine umfangreiche Bibliothek, sowie das "Sparefrohhaus" und den "Erinnerungsbunker" (Befreiungsmuseum).


Quelle: https://www.alseum.at/