Bäckerschupfen: Unterschied zwischen den Versionen

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Ehrenstrafe für Vergehen gegen Qualität bzw. Gewicht von Backwaren, die analog zu anderen Gebieten Europas auch in Wien üblich war. Die älteste schriftliche Fixierung des Bäckerschupfens stammt aus dem 13. Jahrhundert (Ottokar II.); erst Joseph II. schaffte das Bäckerschupfen ab. Ob auf dem Graben, dem Neuen Markt oder später an der Donau (Roßau) exekutiert, entsprach das Bäckerschupfen dem derberen Geschmack schadenfroher Zuschauer und gab Gelegenheit, der Spottlust freien Lauf zu lassen. Der zu Bestrafende wurde in einen hölzernen Käfig oder Korb gesteckt und mittels einer hebelartigen Vorrichtung mindestens einmal ins Wasser getaucht. Daß diese Vorgangsweise nicht ganz ungefährlich war, beweist ein 1550 eingetretener Todesfall eines Delinquenten. Von einer „Wiederaufrichtung" der Schupfe in der Roßau ist 1685 die Rede (Hauptarchiv-Akt 21/1685). Eine ausführlicher Beschreibung des Bäckerschupfens stammt aus dem Jahr 1728 (Roßau; Delinquent Franz Xaver Göttl). Auf dem Vogelschauplan von Joseph Daniel Huber (1769-74) ist die Schupfe beim Haus Roßau 22 eingezeichnet. Das letzte Bäckerschupfen fand 1773 in der Roßau statt.
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Ehrenstrafe für Vergehen gegen Qualität bzw. Gewicht von Backwaren, die analog zu anderen Gebieten Europas auch in Wien üblich war. Die älteste schriftliche Fixierung des Bäckerschupfens stammt aus dem 13. Jahrhundert (Ottokar II.); erst Joseph II. schaffte das Bäckerschupfen ab. Ob auf dem Graben, dem Neuen Markt oder später an der Donau (Rossau) exekutiert, entsprach das Bäckerschupfen dem derberen Geschmack schadenfroher Zuschauer und gab Gelegenheit, der Spottlust freien Lauf zu lassen. Der zu Bestrafende wurde in einen hölzernen Käfig oder Korb gesteckt und mittels einer hebelartigen Vorrichtung mindestens einmal ins Wasser getaucht. Dass diese Vorgangsweise nicht ganz ungefährlich war, beweist ein 1550 eingetretener Todesfall eines Delinquenten. Von einer „Wiederaufrichtung" der Schupfe in der Rossau ist 1685 die Rede (Hauptarchiv-Akt 21/1685). Eine ausführliche Beschreibung des Bäckerschupfens stammt aus dem Jahr 1728 (Roßau; Delinquent Franz Xaver Göttl). Auf dem Vogelschauplan von Joseph Daniel Huber (1769-74) ist die Schupfe beim Haus Rossau 22 eingezeichnet. Das letzte Bäckerschupfen fand 1773 in der Rossau statt.
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
*Max Kratochwill: Ein Bäckerschupfen in der Roßau (1728). In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 21/22 (1965/1966), S. 250 ff.
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* Max Kratochwill: Ein Bäckerschupfen in der Roßau (1728). In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 21/22 (1965/1966), S. 250 ff.
*Otto Brunner: Die Finanzen der Stadt Wien. Von den Anfängen bis ins 16. Jahrhundert. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1929 (Studien aus dem Archiv der Stadt Wien, 1/2), S. 205
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* Otto Brunner: Die Finanzen der Stadt Wien. Von den Anfängen bis ins 16. Jahrhundert. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1929 (Studien aus dem Archiv der Stadt Wien, 1/2), S. 205
*Adolf Wolf: Alsergrund-Chronik. Von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie. Wien: Selbstverlag 1981, S. 118
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* Adolf Wolf: Alsergrund-Chronik. Von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie. Wien: Selbstverlag 1981, S. 118

Version vom 12. September 2014, 11:56 Uhr

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Ehrenstrafe für Vergehen gegen Qualität bzw. Gewicht von Backwaren, die analog zu anderen Gebieten Europas auch in Wien üblich war. Die älteste schriftliche Fixierung des Bäckerschupfens stammt aus dem 13. Jahrhundert (Ottokar II.); erst Joseph II. schaffte das Bäckerschupfen ab. Ob auf dem Graben, dem Neuen Markt oder später an der Donau (Rossau) exekutiert, entsprach das Bäckerschupfen dem derberen Geschmack schadenfroher Zuschauer und gab Gelegenheit, der Spottlust freien Lauf zu lassen. Der zu Bestrafende wurde in einen hölzernen Käfig oder Korb gesteckt und mittels einer hebelartigen Vorrichtung mindestens einmal ins Wasser getaucht. Dass diese Vorgangsweise nicht ganz ungefährlich war, beweist ein 1550 eingetretener Todesfall eines Delinquenten. Von einer „Wiederaufrichtung" der Schupfe in der Rossau ist 1685 die Rede (Hauptarchiv-Akt 21/1685). Eine ausführliche Beschreibung des Bäckerschupfens stammt aus dem Jahr 1728 (Roßau; Delinquent Franz Xaver Göttl). Auf dem Vogelschauplan von Joseph Daniel Huber (1769-74) ist die Schupfe beim Haus Rossau 22 eingezeichnet. Das letzte Bäckerschupfen fand 1773 in der Rossau statt.

Literatur

  • Max Kratochwill: Ein Bäckerschupfen in der Roßau (1728). In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 21/22 (1965/1966), S. 250 ff.
  • Otto Brunner: Die Finanzen der Stadt Wien. Von den Anfängen bis ins 16. Jahrhundert. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1929 (Studien aus dem Archiv der Stadt Wien, 1/2), S. 205
  • Adolf Wolf: Alsergrund-Chronik. Von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie. Wien: Selbstverlag 1981, S. 118