Bäckerschupfen

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Das Bäckerschupfen.
Daten zum Eintrag
Datum von
Datum bis
Objektbezug Mittelalter, Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 19.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Bildname Bäckerschupfen.jpg
Bildunterschrift Das Bäckerschupfen.

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Ehrenstrafe für Vergehen gegen Qualität bzw. Gewicht von Backwaren, die analog zu anderen Gebieten Europas auch in Wien üblich war.

Geschichte

Die älteste schriftliche Fixierung des Bäckerschupfens stammt aus dem 13. Jahrhundert (Ottokar II.). Seit den Babenbergern wurde das Bäckerschupfen in Wien angewandt. Abrecht II. brachte die Strafe am 24. Juli 1340 mit einigen Zusätzen und Verschärfungen in Anwendung. Das letzte Bäckerschupfen fand 1773 in der Roßau statt. Erst Joseph II. schaffte das Bäckerschupfen ab.

Orte

Schupfe beim Haus Roßau 22 im Huber-Plan.

Zunächst kam das Bäckerschupfen am Mehlmarkt zum Einsatz. Ab dem 17. Jahrhundert auch beim Roten Turm und Fischertor. Auch am Graben und dem Neuen Markt oder später an der Donau (Roßau) exekutiert, entsprach das Bäckerschupfen dem derberen Geschmack schadenfroher Zuschauer und gab Gelegenheit, der Spottlust freien Lauf zu lassen. In der Roßau wurden die häufigsten Bäckerschupfen vollstreckt.

Strafe

Der "Strafkasten".

Der zu Bestrafende wurde in einen hölzernen Käfig oder Korb gesteckt und mittels einer hebelartigen Vorrichtung mindestens einmal ins Wasser getaucht. Dass diese Vorgangsweise nicht ganz ungefährlich war, beweist ein 1550 eingetretener Todesfall eines Delinquenten.

Quellen

  • Von einer „Wiederaufrichtung" der Schupfe in der Roßau ist 1685 die Rede (Hauptarchiv-Akt 21/1685).
  • Eine ausführliche Beschreibung des Bäckerschupfens stammt aus dem Jahr 1728 (Roßau; Delinquent Franz Xaver Göttl).
  • Auf dem Vogelschauplan von Joseph Daniel Huber (1769-74) (Huber-Plan) ist die Schupfe beim Haus Roßau 22 eingezeichnet.
  • In josephinischer Zeit wurde ein altes Gedicht überliefert:


"Beging hier jemand nur den Streich,
Die Waren zu verletzen,
So zwang man ihn, sich alsogleich
In diesen Korb zu setzen.
Und zog ihn dann - Bedenkt den Graus,
Stets in das Wasser ein und aus.
Vier Zoll war das bestimmte Ziel,
Für die zu leichten Lothe;
Nur fehlte manchmal schrecklich viel
An Semmeln und an Brote,
So daß man (was sehr oft geschah)
Nur blos des Mannes Mütze sah."

Weblinks

Literatur

  • Otto Brunner: Die Finanzen der Stadt Wien. Von den Anfängen bis ins 16. Jahrhundert. Wien: Deutscher Verlag für Jugend und Volk 1929 (Studien aus dem Archiv der Stadt Wien, 1/2), S. 205
  • Wilhelm Kisch: Wien. Die alten Strassen und Plaetze Wien's und ihre historisch interessanten Haeuser : ein Beitrag zur Culturgeschichte Wiens mit Rücksicht auf die vaterländische Kunst, Architektur, Musik und Literatur. Wien: Gottlieb 1883, S. 197 f.
  • Max Kratochwill: Ein Bäckerschupfen in der Roßau (1728). In: Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Stadt Wien 21/22 (1965/1966), S. 250 ff.
  • Adolf Wolf: Alsergrund-Chronik. Von der Römerzeit bis zum Ende der Monarchie. Wien: Selbstverlag 1981, S. 118