Antonshöhe
Antonshöhe (23., Mauer), jungsteinzeitliches Hornsteinbergwerk. Die Antonshöhe in Wien-Mauer (Liesing, 23. Gemeindebezirk) stellt eines der bedeutendsten neolithischen Kulturdenkmäler in Österreich dar. Seit 1880 wurde auf der Antonshöhe ein Steinbruch für Straßenschottergewinnung betrieben. Im Jahr 1924 kamen bei Sprengarbeiten schließlich menschliche Knochen zum Vorschein, woraufhin archäologische Untersuchungen eingeleitet wurden. Josef Bayer, damals Direktor der Prähistorischen Abteilung des NHM Wien leitete die Grabungen, die 1929 und 1930 stattfanden. Dabei wurden vier Schächte und sechs Gräber mit sieben Individuen dokumentiert. Die vier Schächte weisen Durchmesser von 1-2 m und Tiefen von 2 bis max. 8 m auf. Radiokarbondaten der menschlichen Überreste belegen einen Zeitraum zwischen 4500–4200 v. Chr., was einer späteren Phase der der Lengyel-Kultur entspricht. Freigelegt wurden vier Schächte, in denen um 5000 vor Christus Hornstein zur Erzeugung von Klingen, Schabern und Pfeilspitzen gewonnen wurde. Die Schächte waren acht bis zehn Meter tief, einer besaß an der Sohle eine sechs Meter lange unterirdische Abbaustrecke. In den aufgelassenen Schächten wurden sechs Gräber von Bergleuten und ihren Angehörigen gefunden; die Toten hatten als Beigabe Hasen-, Elch-, Rind-, Schweine- und Ziegenfleisch erhalten, eine der Frauen einen ganzen Hund. Die Siedlungsstelle ist nicht bekannt, die Keramik gehört in die mitteljungsteinzeitliche Lengyelkultur. Nach Bayers Tod führte Lotte Adametz 1938 einige weitere Untersuchungen und Dokumentationsarbeiten durch. 1949 versuchte Alfred Neumann schließlich, die von Bayer erforschten Schächte auf Plänen zu verorten, was aufgrund des periodisch fortlaufenden Steinbruchbetriebs seit den ersten Arbeiten jedoch nur approximativ möglich war. In den frühen 1950er Jahren wurde der Steinbruch stillgelegt, und seitdem fanden keine archäologischen Maßnahmen vor Ort mehr statt. Obwohl in der Zwischenzeit einige weitere neolithische Bergbaubefunde mit zum Teil beachtlichen Abbaugruben erforscht sind, ist der Bergbau auf der Antonshöhe nach wie vor einzigartig.
Im Jahr 1956 wurde die Antonshöhe bei Mauer unter der Nummer 441 zum Naturdenkmal
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erklärt. Die Schächte sind heute nicht mehr zu sehen; die Stelle steht unter Naturschutz. (Ortolf Harl)
Literatur
- 5000 Jahre Feuersteinbergbau. Die Suche nach dem Stahl der Steinzeit, Veröffentlichung Deutsches Bergbau-Museum Bochum 22 (1980), S. 405 ff.
- E. Ruttkay: Das jungsteinzeitliche Hornsteinbergwerk mit Bestattung von der Antonshöhe bei Mauer. Wien: Band 23. In: Mitteilungen Anthropologische Gesellschaft Wien 100 (1970), S. 70 ff.
- J. Bayer, Ein Feuersteinbergwerk aus der jüngeren Steinzeit auf der Antonshöhe bei Mauer (Mauer b. Wien 1930)
- M. Doneus, Die hinterlassene Landschaft - Prospektion und Interpretation in der Landschaftsarchäologie. Erkennen, Erklären und Verstehen in der Landschaftsarchäologie, MPK - Mitteilungen der prähistorischen Kommission 78 (Wien 2013)
- H. G. Fuchs, Denkmal an Natur. Schutz von Natur und Bodendenkmal im Archäologischen Park Xanten (Xanten 2003)
- Martin Penz, Die Bedeutung des Gemeindeberges in Wien 13, Ober St. Veit als jungsteinzeitlicher Siedlungsplatz, in: 194–197
- J. Roskosny, Das Hornsteinbergwerk auf der Antonshöhe bei Mauer (1964)
- H. Thiessen, Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Archäologie und Naturschutz, in: , Denkmalschutz und Naturschutz. Voneinander lernen und Synergien nutzen (Bonn-Bad Godesberg 2009) 73–92
- G. Trnka, The Neolithic radiolarite mining site of Wien – „Mauer-Antonshöhe“ (Austria) (2014)