Alte Simmeringer Kirche: Unterschied zwischen den Versionen

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Alte Simmeringer Kirche (11, Kobelgasse 16; Pfarrkirche "Hl. Laurenz"). Die Kirche liegt auf einem Hügel neben der alten Römerstraße, die nach Carnuntum führte. Am
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Alte Simmeringer Kirche (11, Kobelgasse 16; Pfarrkirche „Hl. Laurenz"). Die Kirche liegt auf einem Hügel neben der alten Römerstraße, die nach Carnuntum führte. Am
 
25. November 1267 erstmals als Filialkirche von St. Stephan urkundlich erwähnt, umfaßte ihr Pfarrbezirk 1440 auch Erdberg, St. Marx, den Rennweg und die Landstraße. Nach der siegreichen Schlacht auf dem Lechfeld (955) hatte die Verehrung des hl. Laurenz als Schutzpatron gegen feindliche Einfalle der Ungarn immer
 
25. November 1267 erstmals als Filialkirche von St. Stephan urkundlich erwähnt, umfaßte ihr Pfarrbezirk 1440 auch Erdberg, St. Marx, den Rennweg und die Landstraße. Nach der siegreichen Schlacht auf dem Lechfeld (955) hatte die Verehrung des hl. Laurenz als Schutzpatron gegen feindliche Einfalle der Ungarn immer
 
mehr an Bedeutung gewonnen. Nach der Erhebung Wiens zum Bistum (1469) gehörte die Simmeringer Pfarre neben den drei Stadtpfarren als eine der 14 Landpfarren zum Diözesangebiet. Während der Ersten Türkenbelagerung (1529) fast völlig zerstört, blieb die Kirche lange Zeit baufällig (erst 1558 übernahm Pfarrer Johann Kobel [† 1588] die verwaiste Pfarre). Als die Kirche 1683 durch die Türken neuerlich stark beschädigt wurde, konnte sie 1691-1693 unter Pfarrer (1683-1708) Johann Konrad Molitor (1628-1708) nur notdürftig instand gesetzt werden. Schließlich entschloß sich Pfarrer Johann Jakob Trinkhaus (1742-1767) wegen der Baufälligkeit des Gebäudes zu einem Neubau (1746/1747 durch Baumeister [[Matthias Franziskus Gerl der Jüngere | Matthias Gerl]]; Grundsteinlegung am 11. Juli 1746). Im 19. und 20. Jahrhundert wurde die Simmeringer Kirche mehrfach restauriert (1854, 1880/1881, 1897, 1907).  
 
mehr an Bedeutung gewonnen. Nach der Erhebung Wiens zum Bistum (1469) gehörte die Simmeringer Pfarre neben den drei Stadtpfarren als eine der 14 Landpfarren zum Diözesangebiet. Während der Ersten Türkenbelagerung (1529) fast völlig zerstört, blieb die Kirche lange Zeit baufällig (erst 1558 übernahm Pfarrer Johann Kobel [† 1588] die verwaiste Pfarre). Als die Kirche 1683 durch die Türken neuerlich stark beschädigt wurde, konnte sie 1691-1693 unter Pfarrer (1683-1708) Johann Konrad Molitor (1628-1708) nur notdürftig instand gesetzt werden. Schließlich entschloß sich Pfarrer Johann Jakob Trinkhaus (1742-1767) wegen der Baufälligkeit des Gebäudes zu einem Neubau (1746/1747 durch Baumeister [[Matthias Franziskus Gerl der Jüngere | Matthias Gerl]]; Grundsteinlegung am 11. Juli 1746). Im 19. und 20. Jahrhundert wurde die Simmeringer Kirche mehrfach restauriert (1854, 1880/1881, 1897, 1907).  
  
 
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=== Inneres ===
Zu entscheidenden Veränderungen des Innenraums kam es 1975/1976, als der Chorraum den neuen liturgischen Erfordernissen angepaßt und der aus dem Jahr 1777 stammende Hochaltar abgetragen und durch einen "Volksaltar" ersetzt wurde. Das ursprüngliche Hochaltarbild "Hl. Laurentius" von Josef Hendel (1819) wurde 1910 gegen ein neues Bild (Szenendarstellung aus dem Leben des Heiligen) des Nazareners Heinrich Bauer junior (gemalt 1882) ausgetauscht. Die künstlerisch wertvollen
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Zu entscheidenden Veränderungen des Innenraums kam es 1975/1976, als der Chorraum den neuen liturgischen Erfordernissen angepaßt und der aus dem Jahr 1777 stammende Hochaltar abgetragen und durch einen „Volksaltar" ersetzt wurde. Das ursprüngliche Hochaltarbild „Hl. Laurentius" von Josef Hendel (1819) wurde 1910 gegen ein neues Bild (Szenendarstellung aus dem Leben des Heiligen) des Nazareners Heinrich Bauer junior (gemalt 1882) ausgetauscht. Die künstlerisch wertvollen
 
Tabernakeltüren wurden beim neu aufgestellten Sacrarium verwendet. Die barocken Seitenaltarbilder (hl. Franziska Romana, hl. Rosalia) stammen aus der 2. Hälfte des
 
Tabernakeltüren wurden beim neu aufgestellten Sacrarium verwendet. Die barocken Seitenaltarbilder (hl. Franziska Romana, hl. Rosalia) stammen aus der 2. Hälfte des
 
18. Jahrhunderts; an der Ostseite des Chors schönes Grabdenkmal (Tempelfront mit zwei dorischen Säulen, davor trauernder Genius auf Stufen; 1832). Vom Geläute stammt nur die 750 kg schwere "Laurenzglocke" aus dem Jahr 1711 (gegossen von [[Johann Achamer]]), mußte allerdings 1819 umgegossen werden, da sie geborsten war.  
 
18. Jahrhunderts; an der Ostseite des Chors schönes Grabdenkmal (Tempelfront mit zwei dorischen Säulen, davor trauernder Genius auf Stufen; 1832). Vom Geläute stammt nur die 750 kg schwere "Laurenzglocke" aus dem Jahr 1711 (gegossen von [[Johann Achamer]]), mußte allerdings 1819 umgegossen werden, da sie geborsten war.  

Version vom 16. Oktober 2013, 17:36 Uhr

Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Sakralbau
Datum von
Datum bis
Andere Bezeichnung Pfarrkirche Hl. Laurenz
Frühere Bezeichnung
Benannt nach
Einlagezahl
Architekt Matthias Franziskus Gerl der Jüngere
Prominente Bewohner
PageID 20195
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 16.10.2013 durch WIEN1.lanm08w15
  • 11., Simmeringer Hauptstraße 157-159

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48° 10' 12.01" N, 16° 25' 15.98" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Alte Simmeringer Kirche (11, Kobelgasse 16; Pfarrkirche „Hl. Laurenz"). Die Kirche liegt auf einem Hügel neben der alten Römerstraße, die nach Carnuntum führte. Am 25. November 1267 erstmals als Filialkirche von St. Stephan urkundlich erwähnt, umfaßte ihr Pfarrbezirk 1440 auch Erdberg, St. Marx, den Rennweg und die Landstraße. Nach der siegreichen Schlacht auf dem Lechfeld (955) hatte die Verehrung des hl. Laurenz als Schutzpatron gegen feindliche Einfalle der Ungarn immer mehr an Bedeutung gewonnen. Nach der Erhebung Wiens zum Bistum (1469) gehörte die Simmeringer Pfarre neben den drei Stadtpfarren als eine der 14 Landpfarren zum Diözesangebiet. Während der Ersten Türkenbelagerung (1529) fast völlig zerstört, blieb die Kirche lange Zeit baufällig (erst 1558 übernahm Pfarrer Johann Kobel [† 1588] die verwaiste Pfarre). Als die Kirche 1683 durch die Türken neuerlich stark beschädigt wurde, konnte sie 1691-1693 unter Pfarrer (1683-1708) Johann Konrad Molitor (1628-1708) nur notdürftig instand gesetzt werden. Schließlich entschloß sich Pfarrer Johann Jakob Trinkhaus (1742-1767) wegen der Baufälligkeit des Gebäudes zu einem Neubau (1746/1747 durch Baumeister Matthias Gerl; Grundsteinlegung am 11. Juli 1746). Im 19. und 20. Jahrhundert wurde die Simmeringer Kirche mehrfach restauriert (1854, 1880/1881, 1897, 1907).

Inneres

Zu entscheidenden Veränderungen des Innenraums kam es 1975/1976, als der Chorraum den neuen liturgischen Erfordernissen angepaßt und der aus dem Jahr 1777 stammende Hochaltar abgetragen und durch einen „Volksaltar" ersetzt wurde. Das ursprüngliche Hochaltarbild „Hl. Laurentius" von Josef Hendel (1819) wurde 1910 gegen ein neues Bild (Szenendarstellung aus dem Leben des Heiligen) des Nazareners Heinrich Bauer junior (gemalt 1882) ausgetauscht. Die künstlerisch wertvollen Tabernakeltüren wurden beim neu aufgestellten Sacrarium verwendet. Die barocken Seitenaltarbilder (hl. Franziska Romana, hl. Rosalia) stammen aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts; an der Ostseite des Chors schönes Grabdenkmal (Tempelfront mit zwei dorischen Säulen, davor trauernder Genius auf Stufen; 1832). Vom Geläute stammt nur die 750 kg schwere "Laurenzglocke" aus dem Jahr 1711 (gegossen von Johann Achamer), mußte allerdings 1819 umgegossen werden, da sie geborsten war.

Im anschließenden Simmeringer Friedhof (dessen neuer Teil am 22. November 1911 eröffnet wurde) steht eine kleine neugotische Kapelle aus dem beginnenden 19. Jahrhundert; einige bemerkenswerte klassizistische Grabsteine aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben sich erhalten. Gedenktafel am Sakristeianbau. 1933 wurde ein Kriegerdenkmal mit Relief (Infanterist, von Weib und Kind Abschied nehmend) errichtet, das den Simmeringer Gefallenen des Ersten Weltkriegs gewidmet ist. - Über Initiative des Bezirksmuseums Simmering (Hans Havelka) wurden vom Historischen Museum der Stadt Wien in Gemeinschaftsarbeit mit dem Bezirksmuseum 1978/1979 archäologische Grabungen durchgeführt. An der Westfront der Kirche wurden an der südlichen und nördlichen Turmecke die Fundamente freigelegt, die auf verschiedene Bauphasen hinweisen; unter dem rechten Seitenaltar der Krypta (Gruft) wurden fünf barockzeitliche Bestattungen aufgefunden, darunter jene von drei Pfarrern (Johann Konrad Molitor, Johann Gualbertus Halter und Johann Jakob Christa); in der Nähe muß sich (aufgrund vorgefundener Kleinfunde) eine (nicht genauer lokalisierbare) römische Anlage befunden haben.

Literatur

  • Wolfgang J. Bandion: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die Heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien: Herold 1989, S. 226 f.
  • Hans Havelka: Simmering. Geschichte des 11. Wiener Gemeindebezirkes und seiner alten Orte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Heimatkunde, 11), S. 99 ff.
  • Felix Czeike: XI. Simmering. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 11), S. 22 ff.
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 185 f.
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. Wien: A. Schroll 1954 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs), S. 154
  • Hans Tietze: Die Denkmale der Stadt Wien (XI. - XXI. Bezirk). Wien: Schroll 1908 (Österreichische Kunsttopographie, 2), S. 10 f.
  • Hans Havelka: Das Hochaltarbild der Laurenz-Kirche in Simmering. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 29 (1974)
  • Rudolf Geyer: Handbuch der Wiener Matriken. Ein Hilfswerk für Matriken-Führer und Familienforscher. Wien: Verlag d. Österr. Inst. für Genealogie, Familienrecht und Wappenkunde [1929], S. 87 (Sprengel), S. 256 (Matrikenbestand)
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. Band 3: Allgemeine und besondere Topographie von Wien. Wien: Jugend & Volk 1956, S. 262