Alma Motzko: Unterschied zwischen den Versionen

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Nach der Matura, die sie als Privatistin am Gymnasium in Prag ablegte, begann sie an der Universität Geschichte, Geografie und Philosophie zu studieren (Dr. phil. 1912). Politisch stark interessiert, nahm sie Kontakt zur katholischen Frauenorganisation (KFO) auf und stellte sich dieser ehrenamtlich zur Verfügung; sie stieg im Verband allmählich zur Generalsekretärin und schließlich zur Präsidentin auf. Sie heiratete einen Beamten der [[Bauabteilungen|Bauabteilung]] des Wiener [[Magistrat]]s.  
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Nach der Matura, die sie als Privatistin am Gymnasium in Prag ablegte, begann sie an der Universität Geschichte, Geografie und Philosophie zu studieren (Dr. phil. 1912). Politisch stark interessiert, nahm sie Kontakt zur katholischen Frauenorganisation (KFO) auf und stellte sich dieser ehrenamtlich zur Verfügung; sie stieg im Verband allmählich zur Generalsekretärin und schließlich zur Präsidentin auf. Sie heiratete einen Beamten der [[Bauamtsabteilungen|Bauabteilung]] des Wiener [[Magistrat]]s.  
  
 
Als sie 1918 in den provisorischen [[Gemeinderat]] entsandt wurde und 1919 bis 1934 als Stadträtin ohne Portefeuille arbeitete, entwickelte sie sich zur bedeutendsten [[Christlichsoziale Partei|christlichsozialen]] Kommunalpolitikerin Wiens in der Zwischenkriegszeit. Schwerpunkte ihrer Arbeit bildeten soziale und Frauenthemen, Volks- und Weiterbildung. 1934 bis 1938 war sie Mitglied der (ernannten) [[Wiener Bürgerschaft]]. Obwohl sie grundsätzlich den "[[Ständestaat]]" begrüßte, stand sie Maßnahmen, die sich gegen Frauen richteten (Wiedereinführung des Heiratsverbots für aktive Beamtinnen und Lehrerinnen, Rücknahme der gesetzlichen Gleichstellung der Frau, Subventionskürzungen für Mädchenmittelschulen), kritisch gegenüber und hielt sich mit öffentlichen Äußerungen nicht zurück; im eigenen Bereich (katholische Frauenorganisation) kämpfte sie dagegen an, dass der Verband durch die katholische Kirche vereinnahmt wurde und dass Funktionärinnen nicht mehr gewählt werden durften, sondern durch Kardinal [[Theodor Innitzer|Innitzer]] ernannt wurden.  
 
Als sie 1918 in den provisorischen [[Gemeinderat]] entsandt wurde und 1919 bis 1934 als Stadträtin ohne Portefeuille arbeitete, entwickelte sie sich zur bedeutendsten [[Christlichsoziale Partei|christlichsozialen]] Kommunalpolitikerin Wiens in der Zwischenkriegszeit. Schwerpunkte ihrer Arbeit bildeten soziale und Frauenthemen, Volks- und Weiterbildung. 1934 bis 1938 war sie Mitglied der (ernannten) [[Wiener Bürgerschaft]]. Obwohl sie grundsätzlich den "[[Ständestaat]]" begrüßte, stand sie Maßnahmen, die sich gegen Frauen richteten (Wiedereinführung des Heiratsverbots für aktive Beamtinnen und Lehrerinnen, Rücknahme der gesetzlichen Gleichstellung der Frau, Subventionskürzungen für Mädchenmittelschulen), kritisch gegenüber und hielt sich mit öffentlichen Äußerungen nicht zurück; im eigenen Bereich (katholische Frauenorganisation) kämpfte sie dagegen an, dass der Verband durch die katholische Kirche vereinnahmt wurde und dass Funktionärinnen nicht mehr gewählt werden durften, sondern durch Kardinal [[Theodor Innitzer|Innitzer]] ernannt wurden.  

Version vom 10. August 2018, 16:01 Uhr

Daten zur Person
Personenname Motzko, Alma
Abweichende Namensform Seitz, Alma
Titel Dr. phil.
Geschlecht weiblich
PageID 18576
GND 127977279
Wikidata
Geburtsdatum 1. Juni 1887
Geburtsort Kierling bei Wien, Niederösterreich
Sterbedatum 22. November 1968
Sterbeort Wien
Beruf Politikerin, Verbandsangestellte
Parteizugehörigkeit Christlichsoziale Partei, Einheitsliste, Vaterländische Front
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 10.08.2018 durch WIEN1.lanm08pil
Begräbnisdatum 28. November 1968
Friedhof Friedhof Ober St. Veit
Grabstelle Gruppe J, Reihe 10, Nr. 14

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst (Übernahme: 1968)

  • Generalsekretärin der Katholischen Frauenbewegung )
  • Diözesanpräsidentin der Katholischen Frauenbewegung )
  • Abgeordnete zum Wiener Landtag und Mitglied des Wiener Gemeinderats (03.12.1918)
  • Stadträtin ohne Portefeuille (19.05.1919 bis 26.03.1938)

Motzko Alma, geborene Seitz, * 1. Juni 1887 Kierling bei Wien, Niederösterreich, † 22. November 1968 Wien, Kommunalpolitikerin.

Biografie

Nach der Matura, die sie als Privatistin am Gymnasium in Prag ablegte, begann sie an der Universität Geschichte, Geografie und Philosophie zu studieren (Dr. phil. 1912). Politisch stark interessiert, nahm sie Kontakt zur katholischen Frauenorganisation (KFO) auf und stellte sich dieser ehrenamtlich zur Verfügung; sie stieg im Verband allmählich zur Generalsekretärin und schließlich zur Präsidentin auf. Sie heiratete einen Beamten der Bauabteilung des Wiener Magistrats.

Als sie 1918 in den provisorischen Gemeinderat entsandt wurde und 1919 bis 1934 als Stadträtin ohne Portefeuille arbeitete, entwickelte sie sich zur bedeutendsten christlichsozialen Kommunalpolitikerin Wiens in der Zwischenkriegszeit. Schwerpunkte ihrer Arbeit bildeten soziale und Frauenthemen, Volks- und Weiterbildung. 1934 bis 1938 war sie Mitglied der (ernannten) Wiener Bürgerschaft. Obwohl sie grundsätzlich den "Ständestaat" begrüßte, stand sie Maßnahmen, die sich gegen Frauen richteten (Wiedereinführung des Heiratsverbots für aktive Beamtinnen und Lehrerinnen, Rücknahme der gesetzlichen Gleichstellung der Frau, Subventionskürzungen für Mädchenmittelschulen), kritisch gegenüber und hielt sich mit öffentlichen Äußerungen nicht zurück; im eigenen Bereich (katholische Frauenorganisation) kämpfte sie dagegen an, dass der Verband durch die katholische Kirche vereinnahmt wurde und dass Funktionärinnen nicht mehr gewählt werden durften, sondern durch Kardinal Innitzer ernannt wurden.

1935 wurde ihr nahegelegt, als Präsidentin zurückzutreten; sie wich dem Druck und schloss sich 1937 als Landesfrauenreferentin der "Vaterländischen Front" an. Nach 1945 ging sie nicht mehr in die Politik, arbeitete aber als Landesgeschäftsführerin des Sozialen Hilfswerks.

1959 veröffentlichte sie "Weg der Frau zu Recht und Geltung" (1959) und "Über die Persönlichkeit der Frau" (1962); postum erschien "Leben, Welt und Gott".

Alma-Motzko-Seitz-Hof (1, Schwedenplatz 3-4).

Quellen

Literatur

  • Maren Seliger: Scheinparlamentarismus im Führerstaat "Gemeindevertretung" im Austrofaschismus und Nationalsozialismus. Funktionen und politische Profile Wiener Räte und Ratsherren 1934–1945 im Vergleich. Wien: Lit-Verlag 2010, S. 791
  • Wolfgang Solt: Wiener Abgeordnete zum Nationalrat, Mitglieder des Wiener Gemeinderates (Landtages) und des Wiener Stadtsenates (Wiener Landesregierung), Wiener Bezirksvorsteher und -Stellvertreter 1918 (1920)-1934. Wiener Bundesräte 1920-1934. Wiener Bezirksvorsteher 1934-1948. Wien (maschinschriftlich) 2002
  • Wolfgang Solt: Mitglieder des Gemeinderates der Stadt Wien (Wiener Landtages) und des Stadtsenates der Stadt Wien (der Wiener Landesregierung) 1918-1934, Wien 1995
  • Pia Maria Plechl: Alma Motzko. In: Christliche Demokratie. Schriften des Karl-von-Vogelsang-Instituts. Vierteljahresschrift für Zeitgeschichte, Sozial-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte 2 (1984), S. 231-234
  • Irene Schöffmann: Ein (anderer) Blick auf die katholische Frauenbewegung der Zwischenkriegszeit. In: Österreich in Geschichte und Literatur 28 (1984), S. 155–168
  • Oswald Knauer: Der Wiener Gemeinderat 1861–1962. In: Handbuch der Stadt Wien 77 (1962)
  • Wolfgang Oberleitner: Politisches Handbuch der Republik Österreich 1945–1960. Wien: Guardaval 1960 (Guarda Information, 4), S. 18, S. 122
  • Das Neue Wien und seine Bürgerschaft. Eine Darstellung des ständischen Aufbaues der Stadt Wien. Almanach für die bundesunmittelbare Stadt Wien (1935), S. 75
  • Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950, III., X.–XII. Band. Wien: Österreichische Akademie der Wissenschaften 1965, 1994, 1999, 2005, 2009
  • Wiener Bezirksvorsteher 1934–1938
  • Susanne Feigl: Politikerinnen in Wien. 1848-2000. 2 Bände. Wien: Frauenbüro, Magistrat der Stadt Wien, S. 30

Links