Alice Urbach

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Daten zur Person
Personenname Urbach, Alice
Abweichende Namensform Mayer, Alice
Titel
Geschlecht weiblich
PageID 64249
GND 126862435
Wikidata Q101384796
Geburtsdatum 5. Februar 1886
Geburtsort Wien
Sterbedatum 26. Juli 1982
Sterbeort Mill Valley (CA)
Beruf Kochbuchautorin, Besitzerin einer Kochschule
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Wiener Kochbücher
Quelle Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 15.01.2021 durch DYN.krabina
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Alice Urbach * 5. Februar 1886 Wien, † 26. Juli 1983, Mill Valley, California, USA, Kochbuchautorin.

Biografie

Alice Urbach wurde 1886 als Alice Mayer und Tochter des bekannten Kaufmannes und Autors, Sigmund Mayer, geboren. 1912 heiratete sie den Arzt Maximilian Urbach. Mit ihm hatte sie zwei Söhne, Otto Robert und Karl.

Ihre Halbschwester Sidonie Rosenberg hatte Urbach, die nach dem frühen Tod ihres Mannes in 1920 mit zwei Kindern völlig mittellos dastand, geholfen ihre kulinarische Karriere zu starten. Seit Mitte der 1920er Jahre leitete Urbach eine erfolgreiche Kochschule für Fachkräfte, Hausfrauen, berufstätige Frauen, das "moderne Mädchen" und Junggesellen. Ihre Kochschule nannte sie später "Moderne Kochkurse" nannte; für ihre Schülerinnen bot sie ab 1934 auch eine Pension mit Familienanschluss. Sie hielt im "Café Landtmann" und in anderen Lokalen weit publizierte und beliebte Vorträge über die klassische und moderne Wiener Küche inklusive der Diätküche. Weiters organisierte sie Kochkunstausstellungen, veröffentlichte Rezepte und Menüs in Zeitungen, und warb mit täglicher Hauszustellung eines nahrhaften und billigen Menüs. Zusammen mit Sidonie Rosenberg (1864-1942) schrieb sie im Jahr 1925 ihr erstes Kochbuch, “Das Kochbuch für Feinschmecker Vorspeisen, Torten, Bäckereien.” Rosenberg wurde später in Treblinka ermordet, während Urbach zunächst nach England flüchtete, wo sie Kinder der Kindertransporte versorgte, und 1946 zu ihren Söhnen in die USA emigrierte. Auch dort kochte sie immer wieder beruflich, trat in Kochshows auf, und begann noch mit neunzig Jahren in San Francisco Wiener Küche an einer Kochschule zu unterrichten.

Nach der dritten Ausgabe ihres berühmten Kochbuches "So kocht man in Wien!" (1. Auflage 1935) im Frühjahr 1938 zwang der Buchverlag Ernst Reinhardt (München) Alice Urbach, ihre Rechte zu ihrem Buch abzutreten. Im Herbst 1938 gab der Reinhardt Verlag ihr (unverändertes) Kochbuch unter dem Namen des Autors Rudolf Rösch “So kocht man in Wien!” heraus. Rudolf Rösch wurde durch dieses arisierte Kochbuch Alice Urbachs berühmt und veröffentlichte insgesamt sieben Ausgaben unter dem selbigen Titel (zum Teil verändert) bis in die 1960ger Jahre. “… aber meine jüdischen Hände auf den Fotos blieben drin,” kommentierte Urbach trocken, nachdem ihr Restitutionsantrag für ihre Rechte und Verluste in den 1950ger Jahren abgelehnt worden war.

Im Gegensatz zu Röschs Behauptung ein berühmter Wiener Koch zu sein, findet sich sein Name in keinem der zeitgenössischen Wiener Adressbücher und Zeitungsartikeln. In den 1930ger Jahren trat ein nicht weiter identifizierter Rösch mehrmals in einem Kochprogram einer Münchener Radiostation auf, welches auch in Wien zu hören war. Als Mitglied des Reichsnährstandes, publizierte Rösch während des Zweiten Weltkrieges dann noch weitere Kochbücher mit dem Verlag Ernst Reinhardt.

Der Versuch, die berühmte Wiener Küche zu arisieren schlug fehl. Die Nationalsozialisten hatten zwar den Namen Urbachs als klar sichtbare jüdische Repräsentantin der Wiener Küche ausgelöscht; ihre Rezepte und Fotos hatten die Wiener Esskultur über Jahrzehnte hinweg weiter geprägt. Urbach war nur die Spitze des Eisbergs: seit dem späten 18. Jahrhundert, war die Wiener Küche zu einer gemeinsamen kulinarischen Tradition von jüdischen wie nicht-jüdischen Mitbewohnern geworden.

Werke

  • Sidonie Rosenberg / Alice Urbach: Das Kochbuch für Feinschmecker. Wien: Perles 1925
  • Alice Urbach: So kocht man in Wien! Ein Koch- u. Haushaltungsbuch der gut bürgerl. Küche. Wien : Zentralgesellschaft für Buchgewerbliche und Graphische Betriebe 1935

Quellen

Literatur