Albin Mutterer: Unterschied zwischen den Versionen

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|Geburtsort=Krotzingen, Großherzogtum Baden
 
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|Sterbedatum=03.07.1873
 
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|Sterbeort=Wien 9 AKH
 
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Mutterer Albin, * 1806 Krotzingen, Großherzogtum Baden † 3. Juli 1873 Wien 9, Allgemeines Krankenhaus (Verbrennungen, als er nach der Explosion einer Spiritusflasche in seinem Atelier, 9, Nußdorfer Straße 22, die in Brand geratene Camera obscura zu löschen versuchte), Fotograf.  
 
Mutterer Albin, * 1806 Krotzingen, Großherzogtum Baden † 3. Juli 1873 Wien 9, Allgemeines Krankenhaus (Verbrennungen, als er nach der Explosion einer Spiritusflasche in seinem Atelier, 9, Nußdorfer Straße 22, die in Brand geratene Camera obscura zu löschen versuchte), Fotograf.  
  
Mit 28 Jahren, am 4. Februar 1834, hatte der "Stiefelglanzwichserzeuger Albanus Mutterer" aus Krotzingen, Großherzogtum Baden (Deutschland), in der Lichtentaler Kirche (Wien 9)die 21-jährige Barbara Koller geheiratet. Ihr Vater war Stiefelholzschneider, ihre Mutter Katharina, entstammte der prominenten Porzellanmaler-Familie Anreiter von Zirnfeld. Gottfried Anreiter von Zirnfeld, Buntmaler in der K. K. Porzellanmanufaktur, fungierte als Trauzeuge. Am 18. Dezember 1834 wurde Joseph Anton Mutterer als erstes von vier Geschwistern geboren (Rossau 93 - Porzellangasse 24). Im Taufbuch der Pfarre Rossau ist der Beruf des Vaters mit "Gewölb-Diener" angegeben. 1849 wechselte er die Profession. Als Berufsdaguerrotypist zählte er zu den ersten Mitgliedern der 1861 in Wien gegründeten "Photographischen Gesellschaft", der ersten im deutschsprachigen Raum.  
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Mit 28 Jahren, am 4. Februar 1834, hatte der "Stiefelglanzwichserzeuger Albanus Mutterer" aus Krotzingen, Großherzogtum Baden (Deutschland), in der Lichtentaler Kirche (Wien 9) die 21-jährige Barbara Koller geheiratet. Ihr Vater war Stiefelholzschneider, ihre Mutter Katharina, entstammte der prominenten Porzellanmaler-Familie Anreiter von Zirnfeld. Gottfried Anreiter von Zirnfeld, Buntmaler in der K. K. Porzellanmanufaktur, fungierte als Trauzeuge. Am 18. Dezember 1834 wurde Joseph Anton Mutterer als erstes von vier Geschwistern geboren (Rossau 93 - Porzellangasse 24). Im Taufbuch der Pfarre Rossau ist der Beruf des Vaters mit "Gewölb-Diener" angegeben. 1849 wechselte er die Profession. Als Berufsdaguerrotypist zählte er zu den ersten Mitgliedern der 1861 in Wien gegründeten "Photographischen Gesellschaft", der ersten im deutschsprachigen Raum.
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Er machte die ersten Daguerreotypien vom gründerzeitlichen Wien (darunter Fotos von Parlament und Votivkirche) und eröffnete in der Vorstadt Thury, Kleine Kirchengasse 67, „Zu den fünf Säulen" (9, Marktgasse 8) ein eigenes Atelier (mit dem er später in die Nußdorfer Straße 22 übersiedelte und in dem auch bekannte Porträtaufnahmen entstanden); bemerkenswert ist, dass er auch Tote (Kinder und Erwachsene) fotografierte. Wie noch vorhandene Talbotypien zeigen, wurden die Leichen in einen Lehnstuhl platziert. Erhalten sind solche Bilder u.a. von Dr. Petrus (1849) und Johann Scheimbauer, Mesner der nahen Lichtentaler Pfarrkirche (1850). Ein Maler der nahen Porzellanfabrik retouchierte Augen und Hände. Für seine "Sculpteur-Photographie" erhielt er eine Medaille der Wiener Weltausstellung 1873. In Österreich veröffentlichte das Innenministerium 1891 eine Verordnung, in der das Photographieren von Leichen in Ateliers verboten wurde.
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Albin Mutterer erwarb 1861 das Haus Wien 9, Nussdorfer Straße 22, wobei der bekannte Zimmermeister Fellner den Holzanbau für "Albin Mutterer's Fotografischen Glas-Pavilion" ausführte. 1872 kauften Albin und Barbara Leopoldine Mutterer das Haus Thurygrund 25 („Zur goldenen Krone", 9, Nußdorfer Straße 30, Bindergasse 1). Albin Mutterer kam nach einem Brand seines Ateliers ums Leben. Chemikalien hatten sich entzündet und waren explodiert. Ergebnislos versuchte er, zu löschen. Ein Feuerwehrmann rettete den 67-Jährigen unter Lebensgefahr. Der Fotograf erlag am 3. Juli 1873 im Allgemeinen Krankenhaus seinen Verbrennungen. Nach Mutterers Tod übernahm das Atelier sein ältester Sohn [[Joseph Mutterer]]. Barbara Leopoldine Mutterer starb 1874.  Vom Haus Nussdorfer Straße 30 erbten die Kinder Barbara (* 1838) 7/8  und der minderjährige Hugo 1/8.
  
Er machte die ersten Daguerreotypien vom gründerzeitlichen Wien (darunter Fotos von Parlament und Votivkirche) und eröffnete in der Vorstadt Thury, Kleine Kirchengasse 67, „Zu den fünf Säulen" (9, Marktgasse 8) ein eigenes Atelier (mit dem er später in die Nußdorfer Straße 22 übersiedelte und in dem auch bekannte Porträtaufnahmen entstanden); bemerkenswert ist, dass er auch Tote (Kinder und Erwachsene) fotografierte. Wie noch vorhandene Talbotypien zeigen, wurden die Leichen in einen Lehnstuhl platziert. Ein Maler der nahen Porzellanfabrik retouchierte Augen und Hände. Für seine "Sculpteur-Photographie" erhielt er eine Medaille der Wiener Weltausstellung 1873. In Österreich veröffentlichte das Innenministerium 1891 eine Verordnung, in der das Photographieren von Leichen in Ateliers verboten wurde.
 
  
Albin Mutterer besaß das Haus Thurygrund 25 („Zur goldenen Krone", 9, Nußdorfer Straße 30, Bindergasse 1). Nach Mutterers Tod übernahm das Atelier sein ältester Sohn [[Joseph Mutterer]].
 
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
 
* Geschichte der Fotografie in Österreich. [Wien, Museum des 20. Jahrhunderts / Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum]. Hg. von Otto Hochreiter. Bad Ischl: Verein zur Erarbeitung der "Geschichte der Fotografie in Österreich" 1983
 
* Geschichte der Fotografie in Österreich. [Wien, Museum des 20. Jahrhunderts / Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum]. Hg. von Otto Hochreiter. Bad Ischl: Verein zur Erarbeitung der "Geschichte der Fotografie in Österreich" 1983
 
* Alfred Wolf: Albin und Josef Mutterer. Vater und Sohn als Wegbereiter der Photographie. In: Das Heimatmuseum Alsergrund. Mitteilungsblatt des Museumsvereines Alsergrund 30 (1989), Heft 121, S. 7 ff.
 
* Alfred Wolf: Albin und Josef Mutterer. Vater und Sohn als Wegbereiter der Photographie. In: Das Heimatmuseum Alsergrund. Mitteilungsblatt des Museumsvereines Alsergrund 30 (1989), Heft 121, S. 7 ff.
* Kurier, 06.02.1982
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* Wiener Zeitung 8.7.1873
 
* Neue Freie Presse. Wien, 04.07.1873
 
* Neue Freie Presse. Wien, 04.07.1873

Version vom 22. Februar 2015, 08:52 Uhr

Daten zur Person
Personenname Mutterer, Albin
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 14941
GND
Wikidata
Geburtsdatum 1806
Geburtsort Krotzingen, Großherzogtum Baden
Sterbedatum 3. Juli 1873
Sterbeort Wien 9 AKH
Beruf Fotograf
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 22.02.2015 durch DYN.wolfhelga
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle
  • 9., (Sterbeadresse)
  • 9., Marktgasse 8 (Wirkungsadresse)
  • 9., Nußdorfer Straße 22 (Wirkungsadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Mutterer Albin, * 1806 Krotzingen, Großherzogtum Baden † 3. Juli 1873 Wien 9, Allgemeines Krankenhaus (Verbrennungen, als er nach der Explosion einer Spiritusflasche in seinem Atelier, 9, Nußdorfer Straße 22, die in Brand geratene Camera obscura zu löschen versuchte), Fotograf.

Mit 28 Jahren, am 4. Februar 1834, hatte der "Stiefelglanzwichserzeuger Albanus Mutterer" aus Krotzingen, Großherzogtum Baden (Deutschland), in der Lichtentaler Kirche (Wien 9) die 21-jährige Barbara Koller geheiratet. Ihr Vater war Stiefelholzschneider, ihre Mutter Katharina, entstammte der prominenten Porzellanmaler-Familie Anreiter von Zirnfeld. Gottfried Anreiter von Zirnfeld, Buntmaler in der K. K. Porzellanmanufaktur, fungierte als Trauzeuge. Am 18. Dezember 1834 wurde Joseph Anton Mutterer als erstes von vier Geschwistern geboren (Rossau 93 - Porzellangasse 24). Im Taufbuch der Pfarre Rossau ist der Beruf des Vaters mit "Gewölb-Diener" angegeben. 1849 wechselte er die Profession. Als Berufsdaguerrotypist zählte er zu den ersten Mitgliedern der 1861 in Wien gegründeten "Photographischen Gesellschaft", der ersten im deutschsprachigen Raum.

Er machte die ersten Daguerreotypien vom gründerzeitlichen Wien (darunter Fotos von Parlament und Votivkirche) und eröffnete in der Vorstadt Thury, Kleine Kirchengasse 67, „Zu den fünf Säulen" (9, Marktgasse 8) ein eigenes Atelier (mit dem er später in die Nußdorfer Straße 22 übersiedelte und in dem auch bekannte Porträtaufnahmen entstanden); bemerkenswert ist, dass er auch Tote (Kinder und Erwachsene) fotografierte. Wie noch vorhandene Talbotypien zeigen, wurden die Leichen in einen Lehnstuhl platziert. Erhalten sind solche Bilder u.a. von Dr. Petrus (1849) und Johann Scheimbauer, Mesner der nahen Lichtentaler Pfarrkirche (1850). Ein Maler der nahen Porzellanfabrik retouchierte Augen und Hände. Für seine "Sculpteur-Photographie" erhielt er eine Medaille der Wiener Weltausstellung 1873. In Österreich veröffentlichte das Innenministerium 1891 eine Verordnung, in der das Photographieren von Leichen in Ateliers verboten wurde.

Albin Mutterer erwarb 1861 das Haus Wien 9, Nussdorfer Straße 22, wobei der bekannte Zimmermeister Fellner den Holzanbau für "Albin Mutterer's Fotografischen Glas-Pavilion" ausführte. 1872 kauften Albin und Barbara Leopoldine Mutterer das Haus Thurygrund 25 („Zur goldenen Krone", 9, Nußdorfer Straße 30, Bindergasse 1). Albin Mutterer kam nach einem Brand seines Ateliers ums Leben. Chemikalien hatten sich entzündet und waren explodiert. Ergebnislos versuchte er, zu löschen. Ein Feuerwehrmann rettete den 67-Jährigen unter Lebensgefahr. Der Fotograf erlag am 3. Juli 1873 im Allgemeinen Krankenhaus seinen Verbrennungen. Nach Mutterers Tod übernahm das Atelier sein ältester Sohn Joseph Mutterer. Barbara Leopoldine Mutterer starb 1874. Vom Haus Nussdorfer Straße 30 erbten die Kinder Barbara (* 1838) 7/8 und der minderjährige Hugo 1/8.


Literatur

  • Geschichte der Fotografie in Österreich. [Wien, Museum des 20. Jahrhunderts / Innsbruck, Landesmuseum Ferdinandeum]. Hg. von Otto Hochreiter. Bad Ischl: Verein zur Erarbeitung der "Geschichte der Fotografie in Österreich" 1983
  • Alfred Wolf: Albin und Josef Mutterer. Vater und Sohn als Wegbereiter der Photographie. In: Das Heimatmuseum Alsergrund. Mitteilungsblatt des Museumsvereines Alsergrund 30 (1989), Heft 121, S. 7 ff.
  • Wiener Zeitung 8.7.1873
  • Neue Freie Presse. Wien, 04.07.1873