Albert Sever
- Mitglied des Reichsrats (1911 bis 1918)
- Abgeordneter zum Nationalrat (21.10.1918 bis 17.02.1934)
- Niederösterreichischer Landtagsabgeordneter (1908)
- Landeshauptmann von Niederösterreich (20.05.1919 bis 11.05.1921)
Albert Sever, * 24. November 1867 Agram (Zagreb, Kroatien), † 12. Februar 1942 Wien 9, Borschkegasse 1 (Ottakringer Friedhof, Urnenbestattung), sozialdemokratischer Sozialpolitiker, Gattin Ida Kirchberger (* 1873, † 12. Februar 1934, getötet während der Beschießung des Ottakringer Arbeiterheims durch das Bundesheer [Opfer der Februarkämpfe]). Nach dem Tod des Vaters übersiedelte seine Mutter mit ihm nach Wien, wo er sich (von Franz Schuhmeier geworben) bereits in frühester Jugend in der Arbeiterbewegung betätigte. Als Krankenkassenbeamter wurde er 1908 in den niederösterreichischen Landtag gewählt, 1911-1918 war er Mitglied des Reichsrats beziehungsweise 1920-1934 des Nationalrats, nach der Ermordung Schuhmeiers (1913) sozialdemokratischer Bezirksobmann von Ottakring. Im Ersten Weltkrieg entsandte ihn auf Ersuchen der Marinesektion in Wien der Parlamentsklub der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei im Oktober 1918 zur Aufrechterhaltung der Ordnung unter der Besatzung des Kriegshafens Pola (Hafenkommandant war Admiral Horthy, der nicht mehr Herr der Lage war) dorthin; gemeinsam mit August Forstner und Oskar Helmer gelang es ihm, die Gefangennahme von 22.000 Soldaten und Offizieren durch Italien und das neuentstehende Jugoslawien zu verhindern und die Rückführung der Soldaten in die Heimat sicherzustellen. Von 20. Mai 1919 bis 5. November 1921 war Sever Landeshauptmann von Niederösterreich (nachdem die Sozialdemokraten bei der Wahl am 4. Mai 1919 in Wien und Niederösterreich [die noch nicht getrennt waren] die Mehrheit erhalten hatten); in dieser Funktion erließ er eine Verordnung, die es aufgrund des "Dispenses" des Landeshauptmanns Geschiedenen ermöglichte, nochmals zu heiraten (diese "Sever-Ehen" blieben, da sich der Verfassungsgerichtshof und der Oberste Gerichtshof nicht einigen konnten, bestehen); damit wurden Tausende "wilde" Ehen legalisiert. 1921 brachte man ihm das Vertrauen entgegen, Kaiser Karl nach seinem zweiten gescheiterten Restaurationsversuch von Ungarn in sein Schweizer Exil zurückzubringen. In der Folge konzentrierte sich Sever auf die Parteiarbeit in Ottakring, gehörte aber 1918-1934 auch dem Nationalrat an. Im Februar 1934 wurde er verhaftet; nach seiner Enthaftung zog er sich aus dem politischen Leben zurück. Seine Autobiographie erschien unter dem Titel "Ein Mann aus dem Volke" (1956). Bürger der Stadt Wien (18. November 1927). Wohnhaft 16, Kreitnergasse 29. Seversaal (16, Schuhmeierplatz 17-18); Albert-Sever-Straße
Literatur
- Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971
- Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
- Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
- Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 305 f., Register
- Norbert Leser [Hg.]: Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1964, S. 309 ff. (Hubert Pfoch)
- Alfred Magaziner: Die Wegbereiter. Aus der Geschichte der Arbeiterbewegung. Wien: Volksbuchverlag 1975, S. 68 ff.
- Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Ottakring. Vom Brunnenmarkt zum Liebhartstal. Wien: Mohl 1983, S. 135 ff., Register (auch Ida Sever)
- Günther Berka: Berühmte Lebensmittelarbeiter, S. 124 ff.
- Schwarzbuch der österreichischen Diktatur. 1934, S. 112 f.
- 1918-1968. Wien, 50 Jahre Hauptstadt der Republik. Wien 1968 (Stadt Wien. Offizielles Organ der Bundeshauptstadt, 73), 16.12.1967
- Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 22.11.1967