Öffentliche Beleuchtung

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Im Februar 1687 soll auf Anregung des niederösterreichischen Statthalters Johann Quintin Graf Jörger (1624-1705) in der Inneren Stadt erstmals probeweise eine öffentliche Beleuchtung mittels Laternen eingeführt worden sein, doch gibt es dafür keinen Beweis (Jörger wurde übrigens erst am 23. Oktober 1687 zum Statthalter ernannt); die Austeilung des Brennmaterials (Klauenfett) soll im Ölererladen beim „Hahnenbeiß" vorgenommen worden sein. Fest steht lediglich, daß am 7. November 1687 eine Probebeleuchtung mittels 17 Laternen in der Dorotheergasse eingerichtet wurde und am 5. Juni 1688 erstmals in der gesamten Innenstadt Laternen aufgestellt wurden; damit begann das Zeitalter der Wiener Straßenbeleuchtung. Leopold I. stellte die Beschädigung der Laternen unter strenge Bestrafung (Abhacken der rechten Hand). Erst Jahrzehnte später begann man 1776 mit der Aufstellung von Laternen auf dem Glacis beziehungsweise 1786 in den Vorstädten. 1793 wurde die Austeilung der mit Öl gefüllten Lampen auf den Petersplatz verlegt, dann in den Tiefen Graben. Da sich aber das tägliche Überbringen der Lampen auf die Dauer als unpraktisch erwies, versuchte Joseph von Sonnenfels 1776, die Unzukömmlichkeiten durch neue Leuchten und die Aufstellung einer Truppe von „Lampenknechten" (Lampenanzündern) zu verbessern, die bis 1810 bestand. Im ersten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts begannen Versuche mit Leuchtgas. 1802 kam es zu Experimenten mit einer „Thermolampe" nach dem Prinzip des Franzosen Philippe Lebon durch Zacharias Andreas Winzler, dessen gasbefeuerter Koch- und Heizofen am 18. Februar 1803 in der Alser Kaserne aufgestellt wurde; im Mai desselben Jahres wurde die erste Gasbeleuchtungsanlage in der Deymschen Kunstgalerie beim Roten Turm installiert. 1812 beleuchtete Professor Dr. Johann Nepomuk Jassnüger die k. k. Theresianische Ritterakademie mittels Gaslicht, 1816 der Apotheker (und Chemiker) Joseph Moser die Schaufenster seiner Apotheke „Zum goldenen Löwen" (Josefstadt, Kaiserstraße 126 [8, Josefstädter Straße 30]); ganz Wien staunte die Beleuchtung an, und selbst Franz I. kam mit der kaiserlichen Familie in die Apotheke, um das neue Licht zu sehen. Im Oktober 1816 wurden im Polytechnischen Instutut durch Direktor Johann Joseph Prechtl weitere Versuche mit Gasbeleuchtung unternommen, am 8. Juli 1818 wurden die ersten Gasstraßenleuchten entzündet (Krugerstraße, Walfischgasse und Teil der Kärntner Straße). Zwischen 28. April und 8. Mai 1826 wurden 15 Gaslaternen nächst dem Franzenstor, auf der Josefstädter Brücke sowie in der Teinfalt- und der Löwelstraße aufgestellt. Sie erwiesen sich als zweckmäßig und fanden rasch Verbreitung (so wurden beispielsweise bereits 1826 auch in Breitenfeld 75 Laternen angeschafft). Später begann der Apotheker Dr. Georg Pfendler in der Roßau Leuchtgas zu erzeugen (Eröffnung der mit Gas beleuchteten „Apothekerhalle" [Gaswerk] am 19. Jänner 1828), das in tragbaren Flaschen den wenigen Konsumenten (Hofküche, Feldapotheke, Akademie der bildenden Künste, Nationalbank) zugestellt wurde. Am 23. Jänner 1828 erhielt Pfendler ein zweijähriges Privilegium für die Verbesserung der tragbaren Gasbeleuchtung. Am 14. Juli 1828 kam es zur Konstituierung der „Österreichischen Gesellschaft zur Beleuchtung mit Gas" und 1834/1835 zur Verlegung von Gasrohrleitungen ab dem Gaswerk Roßau über das Glacis zum Schottentor und weiter über die Schottengasse und Herrengasse. Das Engelskirchnerpalais (damals im Besitz von Johann Heinrich Freiherr von Geymüller) war das erste mittels Gas beleuchtete Privathaus in Wien (1832). Auf den Straßen wurden ab 1834 die sogenannte Rautschekschen Lampen verwendet. 1836 berichtet der „Hans Jörgel" über eine neu errichtete Gasbeleuchtung auf dem Graben, 1838 kam es zur probeweisen Errichtung eines sechsflammigen Gaskandelabers auf dem Michaelerplatz und am 18. August 1839 auf dem Neuen Markt. 1835 waren die Straßen der Stadt und der Vorstädte mit rund 2.800 Öllampen beleuchtet, die in den Hauptstraßen in Abständen von etwa 20 Schritt befestigt waren; waren anfangs die Hausbesitzer zum Füllen, Anzünden und Reinigen der Öllampen verpflichtet, so bildeten sich bald Gesellschaften, die dies gegen Entgelt übernahmen (es gab eigene „Lampenputzer"). Am 27. Jänner 1840 gründete Theodor Friedrich Hene eine „Gesellschaft zur Beleuchtung mit k. k. ausschließlich privatem verbessertem Gas"; Ende Okt. 1840 beleuchtete er die Schönbrunner Hofstraße von der Mariahilfer Linie bis zum Beginn des Vororts Fünfhaus. 1842 wurde Henes Gesellschaft über einen Mittelsmann von der englischen Imperial-Continental-Gas-Association (ICGA) aufgekauft, die 1843 ein neues Gaswerk in Fünfhaus errichtete. 1841 wurde die Stadtbeleuchtungs-Direktion in das Unterkammeramt eingegliedert. Offiziell hörte Henes Gesellschaft am 31. Dezember 1843 zu bestehen auf; damit ging sie am 1. Jänner 1844 in den Besitz der ICGA über, die daraufhin 1844/1845 das Gaswerk Erdberg baute. Den Engländern gelang es, die Gasbeleuchtung auf breiterer Basis einzuführen beziehungsweise unterirdisch Rohrleitungen zur Versorgung mit Leuchtgas zu legen; das Rohrnetz war 1844 vollendet. Am 10. Mai 1845 kam es zum Abschluß eines Straßenbeleuchtungsvertrags mit den Engländern (Laufzeit 1. Juli 1845 bis 31. Jänner 1852), der am 9. Februar 1852 (mit Laufzeitende 31. Oktober 1877) erneuert wurde und ihnen ein Monopol zusprach. Als 1846 das Petroleum zum Zweck der Beleuchtung in den Handel kam, wurden die restlichen Öllampen durch Petroleumlampen ersetzt; die letzte wurde erst 1926 durch elektrische Beleuchtung ersetzt (Heiligenstädter Lände). Auch in den Vorstädten und Vororten begann man, mit Hilfe von Gas eine öffentliche Beleuchtung zu installieren (zum Beispiel Oberdöbling 1852-1858, Unterdöbling und Floridsdorf 1872). Am 4. März 1855 kam es zur Gründung der „Österreichischen Gasbeleuchtungs-AG." (Private Gaswerke). Am 16. November 1864 setzte der Gemeinderat eine Gaskommission zum Zweck der Revision des Vertrags mit der ICGA ein, am 20. Juli 1869 trat der österreichische Gasexperte C. Rudolf Kühneil in einem Gutachten für die Errichtung eines städtischen Gaswerks ein, und am 4. Juni 1872 faßte der Gemeinderat einen diesbezüglichen Beschluß. Obwohl damit die Weichen gestellt waren und es wegen der inzwischen aufgetretenen Unzukömmlichkeiten in der Versorgung und bei der Preisgestaltung gegen die ICGA zu heftiger Opposition im Gemeinderat gekommen war, unterfertigte Bürgermeister Cajetan Felder am 22. Mai 1875 einen (dritten) Vertrag mit den Engländern (Laufzeit 1. November 1877 bis 31. Oktober 1899), worauf die ICGA 1878/1879 das Gaswerk Hütteldorf errichtete. 1873 wurden auf der Weltausstellung Gleichstrom-Bogenlampen gezeigt; nach der Erfindung des dynamoelektrischen Prinzips durch Werner von Siemens (1867) war der Bau von elektrischen Strom erzeugenden Maschinen für größere Energien möglich geworden. 1876 wurde die erste Bogenlichtlampe erzeugt („Jablochkoffsche Kerze"). 1878-1880 kam es zu ersten Versuchen mit Kleinbogenlampen; 1879 erfand Edison die erste brauchbare Kohlenfadenlampe. 1880 wurden 40 Lampen im Volksgarten installiert, 1882 weitere auf dem Graben und einem Teil des Stephansplatzes (Probebeleuchtung, System Brush; Elektrizität) sowie am Opernring und in einem Teil der Kärntner Straße (System Bray und Sugg, „Intensivbrenner"); am 21. August 1885 kam es zur Inbetriebnahme eines elektrischen Lusters im Gemeinderat-Sitzungssaal des (Neuen) Rathauses, 1887 wurde die Hofoper elektrifiziert, 1893 der Kohlmarkt elektrisch beleuchtet. 1893 kam es bei der öffentlichen Beleuchtung in der Herrengasse und in der Zufahrtsstraße zum (Neuen) Rathaus erstmals zum Einsatz des Auer-Gasglühlichts für die öffentliche Beleuchtung (Veröffentlichung der Erfindung durch Auer-Welsbach 1886); im selben Jahr installierte Siemens & Halske eine elektrische Versuchsanlage mit Bogenlampen am Kohlmarkt. Lueger trat in den Jahren der Opposition vehement für die Nichtverlängerung des Gasvertrags ein und schlug vor, die Gasversorgung durch die Gemeinde Wien in Aussicht zu nehmen. Als die Christlichsozialen 1895 die Mehrheit im Gemeinderat errangen, wurde der Plan realisiert; 1896 begann der Bau des Simmeringer Gaswerks, am 31. Oktober 1899 wurde dasselbe eröffnet. Bald wurde auch die Elektrizität in den Dienst der öffentlichen Beleuchtung gestellt. Im Zusammenhang mit der Kommunalisierung und Elektrifizierung der Straßenbahn entstand neben einem „Bahnwerk" auch ein „Lichtwerk" (1902); die ersten elektrischen Bogenlampen wurden (neben der bestehenden Gasbeleuchtung) auf der Ringstraße installiert, aber auch die Gasbeleuchtung machte Fortschritte (1902 Erfindung der Wolframdrahtlampe durch Auer-Welsbach). 1913 gab es 45.522 Gas- und 2.901 E-Lichtquellen. War während des Ersten Weltkriegs die öffentliche Beleuchtung stark eingeschränkt worden, ging man in den Zwanziger Jahren daran, sie auszubauen und zu modernisieren; mit der Fertigstellung des Opponitzer Wasserkraftwerks (1924) wurden 1800 elektrische Lampen in Betrieb genommen. Ab diesem Jahr setzte die Elektrifizierung der öffentlichen Beleuchtung in großem Umfang ein; wo Verspannungen nicht möglich waren, wurden eiserne Lichtmaste aufgestellt. Anläßlich des „Lichtfests“ 1930 wurden neben dem Rathaus (Festbeleuchtung erstmals 1898) auch andere öffentliche Gebäude angestrahlt; lichttechnisch interessant gelöst wurde auch die Beleuchtung des Hochstrahlbrunnens. 1933 waren über 30.000 elektrische Lampen in Betrieb, die rund drei Veirtel der Straßen Wiens (rund 800 Kilometer) beleuchteten. 1939 standen in „Groß-Wien" 51.963 Straßenlampen in Betrieb. Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Netz der Straßenbeleuchtung zu 60 % zerstört, der Rest beschädigt, doch konnte bereits am 18. September 1948 die 25.000. Straßenlampe entzündet werden (10, Reumannplatz); Ende 1949 war Wien wieder hinlänglich beleuchtet. 1950 begannen Versuche mit Leuchtstofflampen (Probebeleuchtung am 4. Dezember 1950 am Graben), 1951 wurden neue Glühlampentypen eingesetzt (200 W), 1954 wurden erstmals Quecksilberdampflampen (ab 250 W) eingesetzt (1959 in steigendem Maße verwendet), ebenso Natriumdampflampen (erstmals 10, Laxenburger Straße), 1955 war die Behebung der Kriegsschäden abgeschlossen. Am 27. November 1962 wurde die letzte Gaslaterne gelöscht (13, Sauraugasse 22; sie steht zur Erinnerung vor dem Bezirksmuseum, 13, Am Platz); elektrifizierte Gaskandelaber wurden in historischen Ortskernen (Nußdorf, Sievering), auf historischen Plätzen (Minoritenpl., Am Hof, Mölker Bastei) und in den Gehalleen der Ringstraße silber- beziehungsweise Natriumdampflampen. 1968 wurde die 150.000. (1, Börseplatz), 1971 die 175.000. (3, Lisztstraße), 1974 die 200.000. (9, Fürstengasse; letzte „feierliche“ Inbetriebnahme) und 1985 die 225.000. Lampe in Betrieb genommen (am 1. März 1991 gab es 230.289 Lampen mit einer Anschlußleistung von 14.787 kW). Stieg die Anschlussleistung ursprünglich mit der rasch steigenden Lampenzahl stark an, so ist es seit etwa 1960 durch den Ersatz der unwirtschaftlichen Glühlampen und hochwattigen Quecksilberdampflampen durch energiesparende moderne Leuchtmittel (wie Leuchtstofflampen und Natriumhochdruckdampflampen) gelungen, trotz steigender Lampenzahl die Anschlußleistung nahezu gleich zu halten (Jahresverbrauch 1990: 52,316.628 kWh). Siehe auch Elektrizität, Städtisches Elektrizitätswerk, Private Elektrizitätswerke, Städtisches Gaswerk, Private Gaswerke.

Literatur

  • 100 Jahre Wiener Stadtbauamt. Festschrift 1935, S. 274 ff.
  • Die Tätigkeit des Wiener Stadtbauamtes und der städtischen Unternehmungen technischer Richtung in der Zeit von 1935 bis 1965. Band 2. 1974, Kapitel XVI
  • Wiener Stadtbauamt 1965-1985. Dokumentation 1988, S. 237 ff.
  • Festschrift Stadtwerke
  • Ludwig Böck: Zur Gesch. der öffentlichen Beleuchtung Wiens. In: Wiener Neujahrsalmanach 1898, S. 87 ff.
  • Margit Altfahrt / Karl Fischer: „Illuminations-Anfang der Stadt Wien“ (Zur Einführung der Straßenbeleuchtung im Jahre 1687). In: Wiener Geschichtsblätter 42. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1987, S. 167 ff.
  • Peter Csendes [Hg.]: Österreich 1790-1848. Kriege gegen Frankreich, Wiener Kongreß, Ära Metternich, Zeit des Biedermeier, Revolution von 1848. Das Tagebuch einer Epoche. Wien: Brandstätter 1987, S. 282
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