Ute Bock
- Erzieherin im städtischen Heim Biedermannsdorf (1962 bis 1969)
- Heimmutter im Gesellenheim Zohmanngasse (1969 bis 1976)
- Leiterin des Gesellenheimes Zohmanngasse (1976 bis 2000)
Ute Bock, * 27. Juni 1942 Linz, Erzieherin, Flüchtlingshelferin.
Biographie
Die gebürtige Linzerin Ute Bock arbeitete nach der Matura ein Jahr in der Privatwirtschaft, bevor sie sich für den Beruf der Erzieherin entschied. Von 1962 bis 1969 wirkte sie im städtischen Heim Biedermannsdorf, danach kam sie in das Gesellenheim Zohmanngasse in Wien-Favoriten, dessen Leiterin sie 1976 wurde.
Seit Anfang der 1990er Jahre schickte das Jugendamt vermehrt jugendliche Flüchtlinge in dieses Heim, vorerst minderjährige Flüchtlinge aus dem zerfallenden Jugoslawien, später vor allem aus Afrika. Bock bemühte sich um Deutschkurse, Gelegenheitsjobs, aber auch um Schlafplätze außerhalb des überfüllten Heimes. 1999 wurden bei einer Razzia mehr als 30 afrikanische Insassen des Heims wegen des Verdachts auf Drogenhandel festgenommen und Bock als Heimleiterin kurzfristig vom Dienst suspendiert. Anklage und Suspendierung wurden bald fallengelassen, die Stadt Wien verbot ihr aber, weiterhin afrikanische Asylwerber in ihrem Heim aufzunehmen.
Im Jahr 2000 ging Bock in Pension und organisierte private Wohngemeinschaften, die sie selbst finanzierte und betreute. 2002 gründete sie als Träger dieses Projekts den "Ute Bock Verein - Wohn- und Integrationsprojekte". Der Verein versteht sich als unabhängig und möchte die Kompetenzen von Flüchtlingen (Empowerment) stützen. Außerdem tritt er für die Bekämpfung jeder Form von Diskriminierung und Rassismus ein. Unterstützt wurden Bocks Bemühungen durch diverse Aktionen, etwa 2003 "Bock auf Bier", als in rund 70 Lokalen ein Aufschlag von 10 Cent pro Bier zweckgebunden an den Verein ging. Kulturschaffende unterstützten Bock mit der jährlichen Veranstaltungsreihe "Bock auf Kultur". Mit dem bei Aktionen und über Spenden eingenommenen Geldern unterstützt die pensionierte Erzieherin private Wohngemeinschaften, organisiert Rechtsberatung, verschiedene Kurse und Kleidungszuteilung.
2006 erhielt der Verein ein neues Beratungszentrum in Wien-Leopoldstadt. Nach finanziellen Schwierigkeiten erhielt Bock Hilfe durch den Industriellen Hans Peter Haselsteiner, der auch das Gebäude des ehemaligen Heimes Zohmanngasse von der Stadt Wien erwarb und dessen Renovierung finanzierte. 2012 konnte der Verein an die alte Stätte von Bocks Wirken zurückkehren.
Literatur
- Kurier, 03.01.2015, S. 18