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Zobels Bierhalle

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Daten zum Bauwerk
Art des Bauwerks Gebäude
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1849
Datum bisDatum (oder Jahr) bis
Andere BezeichnungAndere Bezeichnung für diesen Eintrag Viktoriasäle, beim Zobel, Zobeläum
Frühere Bezeichnung
Benannt nach Franz Zobel
Einlagezahl
Architekt
Prominente Bewohner
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Letzte Änderung am 22.04.2022 durch DYN.evchen1414
  • 15., Gasgasse 4-6
  • 15., Zwölfergasse 3-15
  • Nr.: 40 (Bezirk: Fünfhaus (Vorort))


Franz Zobels Bierhalle (15, Gasgasse 4-6, Zwölfergasse 3-15), Biergarten, Vergnügungsetablissement.

Der Fleischhauer Franz Zobel eröffnete 1849 auf dem Magdalenengrund Nr. 16 das Gasthaus "Zur Fortuna", dessen Spezialität gute und billige Backhühner waren. Hier produzierten sich viele Volkssänger, unter ihnen Carl Heinrich Kampf und Josef Matras.

1862 wurde der Fortunagarten verbaut. Im Dezember 1862 übernahm Franz Zobel die im Besitz des Bierbrauers Johann Nepomuk Dengler befindliche Fünfhauser Bierhalle als Pächter.

Auf dieser Liegenschaft hatte Johann Adam Edler von Nentwich, Rat der Röm. Kaiserl. Majestät, Generalproviant-Obrist-Leutnant, um 1700 einen Meierhof mit Ziegelofen errichten lassen, den sogenannten Nentwich-Hof. Sein Sohn Wilhelm von Nentwich, Official des Höchsten Rats der Oest. Niederlande, erbte die Liegenschaft. Sie wurde nach dessen Tod im Jahr 1832 von den Beschuhten Karmeliten auf der Laimgrube erworben, die den Meierhof und wahrscheinlich auch den Ziegelofen weiter betrieben haben. Ab nun hieß sie Karmeliterhof.

Nach der Ordensaufhebung 1783 erwarb der Schlossermeister Nikolaus Oesterlein Nikolaus Christoph Oesterlein im Jahr 1795 diese Grundstücke. Oesterlein ließ eine große Feuergewehr-Fabrik errichten, weiters ein Wohnhaus, sowie eine Bierbrauerei mit angeschlossener Bierschank. Er starb 1809, seine Frau, Helena Oesterlein, führte mit ihrem Sohn Joseph den Betrieb eine Zeit lang weiter. Bald blieben die Aufträge für die Gewehrproduktion aus, die Fabrik dürfte um 1827 oder 1828 stillgelegt worden sein. Zu diesem Zeitpunkt erwarb der Baumeister und Immobilienhändler Heinrich Zwölfer Heinrich Zwölfer die Brauerei. Den Bierschank ließ er zu einem Gasthaus ausbauen. Heinrich Zwölfer ist 1836 verstorben.

1837 wurde die Brauerei und das Gasthaus vom Jedleseer Anton Bosch, einem der großen Bierbrauer in Wien, als Aussteuer für seine Tochter gekauft, und er ließ in der Folge außer einem Wohngebäude alles niederreißen und neu erbauen. Ebenfalls im Jahr 1837 heiratete seine Tochter Katharina Bosch den Bierbrauer Johann Nepomuk Dengler. Von nun an war Johann Dengler der Besitzer des Anwesens.

Im Oktober 1939 ist die Erste Wiener Bierhalle mit einem Garten in Fünfhaus Nr. 40 eröffnet worden. Die Arbeiten wurden vom Baumeister Anton Mittendorfer, dem Malermeister Paul Holzer, dem Zimmermeister Josef Wieser und einer k. k. priv. Dachdecker-Firma aus Vösendorf durchgeführt, die alle in der Presse großes Lob für ihre Arbeiten fanden.

Ab diesem Zeitpunkt gab es eine ununterbrochene Reihe von Bierwirten, die bis auf Johann Sturmlechner auch Pächter der Bierhalle gewesen sind: Ab 1839 Ferdinand Wunderer, ca. ab 1850/1851 Johann Vallentin, ca. ab 1860 Johann Sturmlechner und ab 1862 Franz Zobel.

Die Bierhalle wurde im Revolutionsjahr 1848 kurzzeitig National-Halle genannt. Franz Zobel wählte später den Namen Viktoriasäle Viktoriasäle, doch setzte sich der Name nicht durch. Die Wiener sagten schlichtweg "beim Zobel" und in zeitgenössischen Schriften wird oft vom "Zobeläum" gesprochen.

Beim Zobel fanden neben beliebten und stark frequentierten Bällen und Maskenbällen (vor allem den berühmten, selbst von der Aristokratie besuchten "Fiakerbällen") auch Konzerte (bei denen oft Johann Strauß Sohn dirigierte), Auftritte von Militärkapellen (beispielsweise Karl Komzak) und Volkssängerveranstaltungen (beispielsweise Kampf und Fanny Hornischer und Antonie Mansfeld) sowie politische und gewerkschaftlische Großveranstaltungen und Kundgebungen (insbesonders der Arbeiterbewegung) statt.

Bei einer Versammlung des (1867 gegründeten) Arbeiterbildungsvereins wurde hier am 29. August 1868 erstmals von einem Arbeiterchor das "Lied der Arbeit" (Text von Joseph Zapf, Musik von Josef Scheu) vorgetragen.

Nach dem Konkurs von Johann Dengler und der darauf erfolgten Schließung der Brauerei im Jahr 1873 wirtschaftete Franz Zobel noch einige Jahre in einem Teil der Bierhalle weiter. 1884 wurde das Magistratische Bezirksamt auf einem Großteil des Geländes eröffnet, und Zobel übersiedelte zu seinem Sohn Franz Zobel, der in Neulerchenfeld das Bierlokal "Zum goldenen Strauße" führte. Zobel senior kümmerte sich auch in diesem Lokal noch um den Betrieb und seine Gäste.

Franz Zobel senior, Restaurateur und Fleischhauer, verstarb am 21. Juli 1895 in seiner Wohnung, 16. Bezirk, Lerchenfelder Gürtel 55, an einem Herzleiden. Er wurde am 23. Juli 1895 auf dem Ottakringer Friedhof begraben.

Die wechselnde Nutzung des Areals schlägt sich noch in den Gassennamen nieder (Gasgasse [nach dem später hier errichtet Fünfhauser Gaswerk; auch Kohlenhofgasse], Karmeliterhofgasse, Oesterleingasse, Viktoriagasse, Zwölfergasse, [ursprünglich Bräuhausgasse]).

Literatur

  • Christine Klusacek / Kurt Stimmer: Rudolfsheim-Fünfhaus. Zwischen Wienfluß und Schmelz. Wien: Mohl 1978, S. 125, 216
  • Felix Czeike: XV. Rudolfsheim-Fünfhaus. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1980 (Wiener Bezirkskulturführer, 15), S. 18 f. (nicht fehlerfrei)
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 281 f.
  • Eva AnnaWelles: Adelige, Mönche, Feuergewehre und Bier, Edition des Bezirksmuseums Rudolfsheim-Fünfhaus - in Vorbereitung.

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