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Gugelhupf (Guglhupf), Wiener Mehlspeisspezialität; ein Kuchen, der in einem Formgefäß mit innen gerundeten Rillen gebacken wird und zur Wiener Frühstückstafel am Sonn- und Festtag sowie zur Kaffeejause gehört. Er dürfte, wie in Noricum und Carnuntum gefundene Bronzebackformen (die unseren Guglhupfmodeln ähnlich sind) beweisen, bereits den Römern bekannt gewesen sein; den Römerinnen waren Germteig und Biskuitmasse zwar bereits bekannt, doch kennt man den Namen dafür nicht. Der Name Gugelhupf wird abgeleitet von gugel(e) = Kapuze (aus mittellateinisch cuculla, lateinisch cucullus) und „hopf“ (Nebenform von Hefe); als Gugel bezeichnete man auch ein im Nacken gebundenes Kopftuch der Bäuerinnen.

Da man die Form des Gugelhupfs als Sonnenwirbel deutet und der Kuchen auch im Jahresbrauchtum zu finden ist, dürfte es sich um ein altes Kultgebäck handeln. Ursprünglich nur aus Germteig, ist der Gugelhupf schon frühzeitig mit Weinbeeren, Rosinen, Zitronat und stiftelig geschnittenen, darübergestreuten Mandeln nachzuweisen; heute auch Zubereitung aus Rührteig mit Backpulver oder Biskuitmasse. Besondere Variationen sind der Marmorgugelhupf (einTeil der eierreichen Masse wird mit Schokolade dunkel gefärbt) und der Batzerl- oder Patzerlgugelhupf (der offenbar seine Entstehung den aus Böhmen stammenden Buchteln mit ihrer Fülle aus Powidl, Topfen, Mohn und Nüssen verdankt); Patzerin sind mittelgroße Teigklumpen, die gefüllt werden und so gegeneinander versetzt in die Guglhupfform gegeben werden, daß beim Anschneiden von jeder Fülle etwas im Kuchenstück ist.

Die Bezeichnung Guglhupf findet sich vor allem im süddeutschen Raum. Viele andere Namen für denselben Kuchen beweisen, daß es sich hier um ein weitverbreitetes uraltes Gebäck handeln muß. Aschkuchen (in der Asche des offenen Herds gebacken), Bundkuchen (Erinnerung an den Türkenbund?), Schneckenkuchen und Topfkuchen sind nur einige der deutschen Bezeichnungen; Rodon(g)- oder Radon-kuchen heißt er im Rhein- und Moselgebiet sowie in Westfalen (Ableitung aus französisch raton, mittellateinisch rotunda; Erinnerung an die Franzosenzeit oder die Römer?). Aus der Renaissance- und Barockzeit kennt man Modeln aus Keramik und Kupfer, die später verzinnt waren. Seit dem 18. Jahrhundert sind zahlreiche Rezepte bekannt, die meisten allerdings aus der Zeit Franz Josephs I.

Literatur

  • Karl Meisen [Hg.]: Rheinisches Wörterbuch. Band 7. Bonn: Klopp 1958, S. 27
  • Franz Maier-Bruck: Franz Maier-Bruck: Das große Sacher-Kochbuch. München: Schuler 1975, S. 543 ff.
  • Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Berlin [u.a.]: de Gruyter 22 1989, S. 282
  • Matthias Lexer: Mittelhochdeutsches Taschenwörterbuch. Leipzig: S. Hirzel 36 1980, S. 78
  • Ernst Burgstaller: Österreichisches Festtagsgebäck. Brot und Gebäck im Jahres- und Lebensbrauchtum. Linz: Trauner 1983, S. 195