Hellwagkino

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Plan des Hellwagkinos (1920)
Daten zur Organisation
Art der OrganisationArt der Organisation Kino
Datum vonDatum (oder Jahr) von 1920
Datum bisDatum (oder Jahr) bis 14. August 1967
Benannt nach
Prominente Personen
Wien Geschichte WikiIdentifier/Persistenter URL zur Seite  58260
GNDGemeindsame Normdatei
WikidataIDID von Wikidata
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Letzte Änderung am 4.08.2020 durch WIEN1.lanm08pil
BildnameName des Bildes Hellwagkino.jpg
BildunterschriftInformation, die unterhalb des Bildes angezeigt werden soll Plan des Hellwagkinos (1920)
  • 20., Hellwagstraße 30

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48° 14' 23.31" N, 16° 23' 8.89" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Die Hellwagstraße am Generalstadtplan von 1912

Die Hellwag Lichtspiele (Hellwag Kino) wurde 1920 an der Adresse 20., Hellwagstraße 30 (Ecke Engerthstraße), gegründet.

Gründungsjahre

1926 kauften Olga Baroch und Rudolfine Spieß das Kino zu gleichen Teilen. Baroch war ab 1927 alleinige Konzessionsinhaberin und übernahm das Kino 1930 auch als Geschäftsführerin; ihr späterer "Ziehsohn" Franz Blaha war laut Personenstandblatt von 9. Oktober 1945 dort bereits seit 1925 tätig.

Arisierung und Rückstellung

1938 waren die Hellwag Lichtspiele zu 50 Prozent in Besitz von Olga Baroch und Rudolfine Spieß. 1938 "arisierte" Spieß das Kino, indem sie den Anteil von Baroch für nur 1.600 RM übernahm.

Über die Situation 1938 berichtete Baroch in einem umfangreichen Statement von 28. September 1946: "Durch fortgesetzte Drohungen mit Anzeigen gelang es Frau Spiehs [Spieß], mich so einzuschüchtern, dass ich mich vom Kino zurückzog, ja froh war, nicht sofort nach Dachau gebracht zu werden, womit sie mir ständig drohte. Zur Zeit des Nazi-Regimes war es mir selbstverständlich unmöglich, zu meinem Rechte zu kommen. Im Jahr 1941 kam ich ins Konzentrationslager Theresienstadt, wo ich im Juli 1945 nach Wien zurückkehrte. Ich habe sofort wieder meine Tätigkeit im Hellwag Kino aufgenommen."

Baroch, damals bereits über 70 Jahre alt, musste aufgrund ihrer jüdischen Religionszugehörigkeit von 1941 bis 1945 in das Konzentrationslager Theresienstadt, das sie überlebte und 1945 zurückkehrte.

Spieß war bereits seit 1935 (illegales) Mitglied der NSDAP gewesen und hatte die Spielbewilligung der Reichsfilmkammer, Außenstelle Wien, bis Kriegsende 1945 inne. Das Kino selbst hatte "zahlreiche Schäden durch Kampfhandlungen und Bomben (teilweise behoben)", wie aus dem „Grundbericht“ von Dr. Alfred Migsch von 20. September 1945 hervorgeht. Migsch hielt in seinem im Zuge der Übernahme der öffentlichen Verwaltung des Betriebes verfassten Bericht weiters fest, dass die "illegale Nationalsozialistin" Spieß, die das Kino zur Hälfte "nazifiziert" hatte, Selbstmord begangen hatte (an anderen Stellen wird von einem "unbekannten Aufenthaltsort" derselben gesprochen).

Unmittelbar nach Kriegsende im Frühling 1945 wurde zuerst Franz Blaha, "Ziehsohn der Voreigentümerin Olga Baroch", und ab 16. Oktober in seiner Folge Alfred Migsch öffentlicher Verwalter des Kinos während des anlaufenden Rückstellungsverfahrens; Blaha blieb Geschäftsführer des Betriebs. Im Dezember hielt Migsch fest, dass ein Antrag des Magistrats des Stadt Wien um Verleihung der Konzession an diese – respektive die "Kiba" Kinobetriebsanstalt Gesellschaft m.b.H. – abzuweisen sei, da Baroch bereits wieder in Wien wäre und ihrerseits ein diesbezügliches Ansuchen eingebracht habe. Dr. Primost als Vertreter der Kiba erklärte daraufhin seinerseits, dass Baroch wie Blaha nicht berechtigt wären, den "nicht arisierten" halben Anteil der zu diesem Zeitpunkt "verschollenen" Rudolfine Spieß zu beantragen. Migsch hielt demgegenüber in seinem Schreiben von 10. Jänner 1946 fest, dass eine ehemalige (illegale) Nationalsozialistin als "Konzessionsträgerin nicht in Frage" käme und daher Baroch als frühere Teilhaberin (und bis 1938 Konzessionsinhaberin) bereits um die Wiederverleihung der Konzession angesucht habe.

Tatsächlich beantragte Baroch sofort nach ihrer Rückkehr – und zu diesem Zeitpunkt noch in einer sogenannten "Sammelwohnung" lebend – die Rückstellung ihrer Eigentumsanteile, doch wurde ihr Antrag vonseiten der Gemeinde Wien vorerst nicht erledigt, da diese warten wollte, "bis das Gesetz zur Wiedergutmachung erlassen worden ist".

Baroch scheint dennoch umgehend nach ihrer Rückkehr am Wiederaufbau ihres einstigen Betriebs aktiv tätig gewesen zu sein, wie aus einem Antrag vom 22. Mai 1946 hervorgeht, in dem sie um die Enthebung des öffentlichen Verwalters und ihren Wiedereintritt ansuchte. "Im Jahr 1945 kam ich aus Theresienstadt zurück und habe mein Kino als Trümmerhaufen vorgefunden. Mit unendlicher Mühe und Kostenaufwand ist es mir gelungen, das Kino wiederaufzubauen und spielfähig zu machen. Das Kino ist seit 14. August 1945 wieder im Betrieb und ich die rechtmäßige Besitzerin, als Kassierin in meinem Kino angestellt."

Im Mai 1946 wurde seitens der Stadt Wien (und wohl nach einem Rückzug des diesbezüglichen Antrags durch die Kiba) die Genehmigung zur Rückerstattung der Konzession an Baroch erteilt.

Im September 1946 trat Friedl Heinz in einen Gesellschaftsvertrag mit Franz Blaha ein, der sie durch Einbringung eines Geldbetrages von 13.800 Schilling zu 10 Prozent der Einkünfte aus dem Kinobetrieb ermächtigte.

Im Mai 1947 wurde der öffentliche Verwalter Alfred Migsch offiziell abberufen, und Baroch leitete das Kino erneut als Konzessionärin. Geschäftsführer blieb Franz Blaha. Baroch, zu diesem Zeitpunkt 79 Jahre alt, sah vor, ihrem Ziehsohn und Alleinerben Blaha das Kino zu übergeben.

Schließung des Kinos

Das Kino hielt sich noch einige Jahre. Am 14. August 1967 wurde es geschlossen. Aktuell findet sich an der Stelle des einstigen Kinos eine Filiale der internationalen Drogeriemarktkette "BIPA".

Fassungsraum

Siehe auch: Kino

Quellen

Literatur

  • Werner Michael Schwarz: Kino und Kinos in Wien. Eine Entwicklungsgeschichte bis 1934. Wien: Turia & Kant 1992, S. 290