Karl Seitz

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Daten zur Person
Personenname Seitz, Karl
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 16179
GND
Wikidata
Geburtsdatum 4. September 1869
Geburtsort Wien
Sterbedatum 3. Februar 1950
Sterbeort Wien
Beruf Lehrer, Politiker
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Recherche
Letzte Änderung am 10.09.2013 durch WIEN1.lanm08w05
Begräbnisdatum 12. November 1950
Friedhof
Grabstelle Zentralfriedhof, Ehrengruftanlage, Gruppe 24, Reihe 5, Nummer 4
  • 9., Nußdorfer Straße 18 (Geburtsadresse)
  • 19., Himmelstraße 43 (Sterbeadresse)
  • 16., Thaliastraße 4 (Wohnadresse)
  • 7., Burggasse 117 (Wohnadresse)
  • 5., Schönbrunner Straße 119 (Wohnadresse)
  • 1., Rathausstraße 13 (Wohnadresse)
  • 19., Himmelstraße 43 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenbürger der Stadt Wien (Verleihung: 6. September 1929)

  • Bürgermeister (1923 bis 1934)
  • Reichsratsabgeordneter (1901
  • Obmann der Sozialdemokratischen Partei (1918
  • Präsidenten der Provisorischen Nationalversammlung (1918 bis 1920)
  • Obmann der Sozialdemokratischen Partei (1920 bis 1934)
  • Mitglied des Nationalrats (1945
  • Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei (1945

Karl Seitz, * 4. September 1869 Wien 9, Nußdorfer Straße 18, † 3. Februar 1950 Wien 19, Himmelstraße 43 (Zentralfriedhof, Ehrengruftanlage, Gruppe 24, Reihe 5, Nummer 4), Lehrer, Politiker, Bürgermeister (1923-1934), erste Gattin (12. November 1900) Emilie Heindl (* 19. November 1868 Wien, † 21. Juni 1943 Wien), zweite Gattin (17. August 1945) Emma Seidel (* 9. März 1895), Sohn des Brennholzhändlers Karl Seitz (1826-1875) und dessen Gattin, der Gastwirtstochter Barbara (Betty) Kaiser. Als Seitz 1875 den Vater verlor und die Mutter die Familie nicht erhalten konnte, kam Seitz ins Waisenhaus 9, Galileigasse, wo er sich der Förderung des "Waisenvaters", des liberalen Gemeinderats Wilhelm Baecher, erfreute und einen Freiplatz im Lehrerseminar St. Pölten erhielt. Ab 1888 war er in Wiener Außenbezirken als Volksschullehrer tätig; 1889 suchte er eine sozialdemokratische Lehrerorganisation zu gründen und spielte eine führende Rolle im "Klub der Jungen"; als Zeitung erschien die "Freie Lehrerstimme" (Redakteur Rudolf Enslein; Sitz 15, Mariahilfer Gürtel 31, ab 1897 16, Thaliastraße 4, zuletzt 5, Rechte Wienzeile 97 ["Vorwärts"]); am 18. Juni 1896 gründete er den "Zentralverband der Wiener Lehrer" (Sitz 8, Albertgasse 35). Mit Alexander Täubler schrieb Seitz ein Schulprogramm, das die Sozialdemokraten später übernahmen. 1897 kam Seitz als Vertreter der Lehrerschaft in den Bezirksschulrat, sprach in den "Elementarkursen der Arbeiterschaft" über zentrale Probleme von Staat, Arbeiterschaft und Schule und begründete seinen Ruf als hervorragender Redner. 1897 wurde er deshalb in Disziplinaruntersuchung gezogen und erhielt einen Verweis. Am 15. Jänner 1901 wurde er in den Reichsrat gewählt, 1902 (als erster Sozialdemokrat) in den niederösterreichischen Landtag, in dem er unermüdlich für die Aufhebung des Bildungsmonopols eintrat. Als 1906 der Plan auftauchte, eine Koalitionsregierung aus allen der Wahlrechtsreform positiv gegenüberstehenden Parteien zu bilden, wurde Seitz für einen Ministerposten vorgeschlagen, lehnte jedoch ab. 1915 veröffentlichte er in der Zeitschrift "Der Kampf" einen programmatischen Artikel, in dem er sich mit der künftigen Friedenspolitik auseinandersetzte; 1917 beauftragte der Klub der deutschen sozialdemokratischen Abgeordneten Seitz und Renner, in den Budgetverhandlungen die Stellung der Partei zu Fragen der inneren und äußeren Politik darzulegen, im selben Jahr nahm Seitz am Sozialistenkongreß in Stockholm teil. Bis Ende 1918 appellierte er an die Welt, Frieden zu schließen. 1918 wurde Seitz Obmann der Sozialdemokratischen Partei, im November 1918 einer der an der Spitze der Republik stehenden drei Präsidenten der Provisorischen Nationalversammlung zum Staatsoberhaupt. Ende 1920 legte Seitz dieses Amt nieder. 1920-1934 war er wieder Obmann der Sozialdemokratischen Partei, am 13. November 1923 wurde er (als Nachfolger Jakob Reumanns) Bürgermeister von Wien. Gestützt auf ein Team ausgezeichneter Fachleute (vor allem der Finanzexperte Hugo Breitner und der für das Gesundheits- und Wohlfahrtswesen zuständige Dr. Julius Tandler) entstanden in seiner Amtszeit die großen Wohnhausanlagen (drei Wohnbauprogramme, über 63.000 Wohnungen; Wohnbausteuer), wurde das Fürsorge- und Gesundheitswesen vorbildlich ausgebaut, das Schulwesen reformiert (Otto Glöckel), die Stadtbahn elektrifiziert (1925) und auch die Finanzpolitik konsolidiert (Breitnersche Steuerreform). Am 6. September 1929 verlieh ihm der Gemeinderat das Ehrenbürgerrecht. Am 12. Februar 1934 wurde Seitz in seinem Arbeitszimmer verhaftet, später jedoch ohne Anklageerhebung freigelassen. Nach dem 20. Juli 1944 verfügte das nationalsozialistische Regime seine Verhaftung und seine Einlieferung in das Konzentrationslager Ravensbrück, aus dem er dann in Privathaft entlassen wurde; aus dieser wurde er im April 1945 befreit. Am 23. Juni 1945 kehrte Seitz schwer krank nach Wien zurück, übernahm im Dezember 1945 den Vorsitz der Sozialdemokratischen Partei und war seit November 1945 auch Mitglied des Nationalrat. Am 21. März 1946 appellierte er in einer aufsehenerregenden Parlamentsrede an die Besatzungsmächte, die Demokratie auf dem Boden Österreichs zu sichern und Österreich die Freiheit wiederzugeben. Seitz wohnte (mit Täubler) 16, Thaliastraße 4, nach der Heirat (1900) 7, Burggasse 117, später Schönbrunner Straße 119, als Bürgermeister 1, Rathausstraße 13 (er nahm die Dienstwohnung im Rathaus nicht in Anspruch, sondern bewohnte drei Zimmer der ehemaligen Großwohnung des Statthalters von Niederösterreich, Erich Graf Kielmansegg) und nach seiner Rückkehr aus dem Konzentrationslager (da die Wohnung in der Rathausstraße zerstört war) 19, Himmelstraße 43. Ehrenbürger der Stadt Wien (6. September 1929). Karl-Seitz-Hof, Seitzdenkmal (1; 21). Nachlaß im Wiener Stadt- und Landesarchiv und im Archiv des Vereins für Geschichte der Arbeiterbewegung.

Literatur

  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. Band 3: S-Z. Register. München: A. Francke 1975
  • Jean Maitron / Georges Haupt [Hg.]: Dictionnaire biographique du mouvement ouvrier international. Band 1: Autriche. Paris: Éditions Ouvrières 1971
  • Neue österreichische Biographie. 1815 – 1918. Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1923-1935. Band 12 (Julias Deutsch)
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon der Ersten und Zweiten Republik, Wien: Ueberreuter 1992
  • Norbert Leser [Hg.]: Werk und Widerhall. Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. Wien: Verlag der Wiener Volksbuchhandlung 1964, S. 381 ff.
  • Walter Pollak [Hg.]: Tausend Jahre Österreich. Eine biographische Chronik. Band 1: Von den Babenbergern bis zum Wiener Kongreß 1973. Wien / München: Jugend & Volk 1973-1974. Band 3, S. 274 ff. (Rudolf Neck)
  • Rudolf Neck: Karl Seitz als Staatsoberhaupt. In: Die österreichischen Bundespräsidenten. 1963, S. 15 ff.
  • Rudolf Spitzer: Karl Seitz. Waisenknabe - Staatspräsident - Bürgermeister von Wien. 1994 (FB 24) (?)
  • Anton Tesarek: Unser Seitz. 1949
  • Norbert Leser [Hg.]: Große Gestalten des österreichischen Sozialismus. 1964, S. 381 ff.
  • Norbert Tesarek: Unser Seitz. 1949
  • Franz Blaha: Mann des Volkes, Mann des Herzens. 1945
  • Felix Czeike: Wien und seine Bürgermeister. Sieben Jahrhunderte Wiener Stadtgeschichte. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1974, S. 384 ff., Register
  • Felix Czeike: Geschichte der Stadt Wien. Wien: Molden 1981, S. 274 ff., Register
  • Felix Czeike: Wirtschafts- und Sozialpolitik der Gemeinde Wien 1919-1934, in: Wiener Schriften 6 (1958)
  • Felix Czeike: Wirtschafts- und Sozialpolitik der Gemeinde Wien 1919-1934, in: Wiener Schriften 11 (1959), Register
  • Felix Czeike: Karl Seitz (1869-1950). In: Österreich in Geschichte und Literatur. Wien: Institut für Österreichkunde / Graz: Stiasny 1957-2000. Band 6, 1962, S. 151 ff. * Felix Czeike: Seitz und die Schule. In: Amtsblatt der Stadt Wien. Wien: Stadt Wien - Presse- und Informationsdienst, 28.04.1962, S. 3 ff.
  • Kurt Stimmer [Hg.]: Die Arbeiter von Wien. Ein sozialdemokratischer Stadtführer. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, S. 340 (Wohnungen)
  • Hanns Jäger-Sunstenau: Die Ehrenbürger und Bürger ehrenhalber der Stadt Wien. Wien: Deuticke 1992 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 23), S. 68 f.
  • Veröffentlichungen des Wiener Stadt- und Landesarchivs, Reihe A, Serie 3, Heft 2 (Nachlässe), S. 24 f.
  • Robert S. Budig / Gertrude Enderle-Burcel / Peter Enderle: Ehrengräber am Wiener Zentralfriedhof. Wien: Compress Verlag 1995
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