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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 24.07.2013 durch WIEN1.lanm08w14


U-Bahn (Untergrundbahn).

1) Geschichte:

Im Zusammenhang mit dem Projekt einer "Wiener Stadteisenbahn" (1851) wurde 1857 erwogen, vor der Zuschüttung des Stadtgrabens in diesem die Röhre Tür eine Pferdebahn zu verlegen. In den 70er Jahren wurden weitere Pläne diskutiert; der Plan einer "Gürtelbahn" auf dem 1873 eröffneten Gürtel führte zu Vorschlägen für eine "Metropolitanbahn" oder Stadtbahn, Ende der 70er Jahre für eine "Tunnelbahn". Als in anderen europäischen Städten (London, Paris, Budapest) U-Bahnen errichtete wurden, griff Bürgermeister Karl Lueger den Gedanken wieder auf, doch scheiterte die Realisierung an den Kosten (die Kapitalkraft Wiens war bereits durch die infrastrukturellen Vorhaben nach der Stadterweiterung von 1890/1892 und die Kommunalisierungen voll ausgelastet). Die Sozdemokraten setzten ab 1919 neue Investitionsschwerpunkte (Wohnhausbau, Gesundheitswesen). Am 30. September 1927 stellte die christlich-soziale Opposition im Gemeinderat den Antrag auf Errichtung einer U-Bahn, fand jedoch keine Mehrheit. Auch im Ständestaat stand der U-Bahn-Bau nicht zur Diskussion (Konzentrierung auf den Straßen- und Brückenbau). Die nationalsozialistische Stadtplanung griff den Gedanken zwar wieder auf, doch machte der zweite Weltkrieg weitere Überlegungen hinfällig. Nach dem Krieg wurde dem Individualverkehr Vorrang eingeräumt. Als in den 60er Jahren die Zahl der PKW rasant zunahm, begann eine neue Diskussion, allerdings weniger wegen einer anzustrebenden Priorität für den öffentlichen Verkehr, sondern um oberirdisch für den privaten Verkehr Platz zu schaffen. Eine preisgünste und rasche Lösung sah man im Bau von sogenannten Ustraba-Linien (Unterpflasterstraßenbahn).

  • U 1

Die 1. Linie entstand zwischen Secession und Landesgericht 1 (Eröffnung 8. Oktober 1966), eine weitere am Margaretengürtel mit Verbindung durch die Kliebergasse zur Wiedner Hauptstraße (Abbruch der Matzleinsdorfer Kirche; Eröffnung 11. Jänner 1969).

2) U-Bahn-Bau:

Am 26. Jänner 1968 faßte der Gemeinderat den Grundsatzbeschluß zum Bau des " Grundnetzes" (Linien U 1, U 2 und U 4; 32 km Streckenlänge; Einbeziehung der Trasse der Stadtbahn; Konzessionsurkunden am 16.September 1968 überreicht). Die U1 wurde auf neuer Trasse vom Reumannplatz (10) nach Kagran (22) geführt, die U 2 ersetzte die Ustraba-Linie auf der Lastenstraße (Verlängerung zum Schottenring), die U 4 benützt die (adaptierte) Stadtbahntrasse Wiental-Donau-kanal. Am 1. November 1969 wurde das Tiefbauwerk Karlsplatz begonnen. Um die Erhaltung einiger Otto-Wagner-Haltestellengebäude ergaben sich größere Diskussionen; die Haltestelle Meidling fiel dem Umbau der Lobkowitzbrücke zum Opfer, jene am Karlsplatz wurden restauriert (jedoch umfunktioniert), andere Gebäude blieben (modernisiert) in Verwendung, der Hofpavillon Schönbrunn wurde Außenstelle des Hisorischen Museums der Stadt Wien. Am 3.September 1982 war das Grundnetz fertiggestellt. Die ersten U-Bahn-Garnituren ("Silberpfeile") wurden am 31. Oktober 1972 geliefert (der [inzwischen technisch verbesserte] 200. Wagen Ende 1992).

1. Ausbaustufe:

  • U 1: Neue unterirdische Trasse von Favoriten bis zur Donau, Überquerung der Donau unter Benützung der (neuen) Reichsbrücke, in Kagran Anbindung an das [[Vienna International Center. Im Dezember 1970 begannen die Bauarbeiten am Abschnitt Theresianumgasse-Paulanergasse in der Favoritenstraße, im Februar 1971 am Abschnitt Theresianumgasse Keplerplatz (mit dem Stationsbauwerk Südtirolerplatz), im Mai 1971 im Bereich Reumannplatz-Keplerplatz, im September 1971 am Verkehrsknoten Stephansplatz (am 16. Februar 1972 beschloß der Gemeinderat den Bau der U 3 [Westbahnhof-St. Marx], die hier die U 1 kreuzt). Die Eröffnung erfolgte in Etappen: Karlsplatz-Stephansplatz am 18. November 1978, Stephansplatz - Nestroyplatz am 24. November 1979, Nestroyplatz-Praterstern am

28. Februar 1981.

  • U 2: Karlsplatz-Ringturm. Eröffnung am 30. August 1980 (später Anbindung an die U 3 beim Volkstheater).
  • U 4: Baubeginn am 1.November 1969 am Karlsplatz Inbetriebnahme in Etappen: am 8. Mai 1976 Heiligenstadt-Friedensbrücke, am 3. April 1978 Friedensbrücke-Schottenring, am 15. August 1978 Schottenring-Karlsplatz, am 26. Oktober 1980 KarlspIatz-Meidling, am 31.August 1981 Meidling-Hietzing und am 20. Dezember 1981 Hietzing-Hütteldorf.

2. Ausbaustufe:

Bau der Linien U 3 und U 6 (Gemeinderats-Grundsalzbeschluss vom 29. August 1980).

  • U 3: Sie verbindet auf neuer Trasse die Bezirke Landstraße (bei der derzeitigen Endstation Erdberg wurde 1992 östlich der Süd-Ost-Tangente ein Park-and-Ride-Gebäude für 1.800 PKW eröffnet) und Ottakring über das Stadtzentrum (Streckenlänge 13,5 km, 20 Stationen, Baukosten 9,4 Milliarden Schilling [zuzüglich Betriebsbhoff Erdberg und Wagenpark mit je rund 1,7 Milliarden Schilling]). Der Bau wurde Ende 1983 begonnen; Anfang 1990 wurde das Kreuzungsbauwerk zwischen der Schnellbahn (Wien-Mitte) und den Linien U 4 und U 3 der Station Landstraße eröffnet. Die Strecke geht etappenweise bis 1998 in Betrieb (Erdberg-Volkstheater 6.April 1991, Volkstheater-Westbhof 4. September 1993, Westbanhof-Johnstraße 3. September 1994).

Künstlerisch Ausgestaltete Stadtionen:

Einige Stationen sind künstlerisch ausgestaltet (unter Anderem Erdberg Aufgang Erdbergstraße]:

    • Kunstwände "Stadtauswärts" und "Stadteinwärts" von Peter Atanasov
    • Landstraße: "Passage West" mit in Email gebrannten Graffiti von Oswald Oberhuber
    • Volkstheater: großflächige Mosaike "Entwicklungsgeschichte der Natur auf Erden" und "Entstehung des Universums aus dem Urknall" von Anton Lehmden.
    • Westbahnhof: "Kunstwand" [bildnerische Assoziationen zur Kulturgeschichte Europas seit Christi Geburt] von Adolf Frohner)
    • in die Station Stubentor sind archäologische Ausgrabungen integriert (darunter rund 20 m der Renaissancestadtmauer und Fundamentteile des Stubentors).

Für die Verlängerung nach Simmering wurden bis 1992 Planvarianten fertiggestellt (Länge 2,5 km, Kostenvoranschlag rund 5,5 Milliarden Schilling, projektierter Fertigstellungstermin 2000). Auf der Linie U 3 ist die (geräuschärmere) Wagentype U 11 im Einsatz.

  • U 4: Für die U 6 (siehe unten) mußten als Kreuzungspunkte neue Stationsbauwerke errichtet werden (Längenfeldgasse und Spittelau).
  • U 6: Umbau der Gürtellinie der Stadtbahn mit Verlängerung zum Meidlinger Südbhof (Baukosten 6,1 Milliarden Schilling; erster Spatenstich 7. September 1983, Eröffnung von Heiligenstadt zur Philadelphiabrücke [Anbindung an Schnell- und Südbahn]) 7. Oktober 1989); die Stationen Michelbeuern-AKH (Gemeinderats-Beschluß 21. Oktober 1981, Eröffnung 31. Oktober 1987), Thaliastraße und Längenfeldgasse wurden neu

errichtet, die Wientalbrücke von Otto Wagner umgerüstet. Die Strecke wurde zunächst mit adaptierten Wagen der Type E6/c6 befahren, die ab 1993 durch (1990 in Auftrag gegebene) U-Bahn-Garnituren der Type T [Niederflurwagen]) ersetzt werden. 1984 begannen Vorplanungen für die U 6-Nord (Verlängerung von der Station Nußdorfer Straße über die neu errichtet U 4-Station Spittelau [Fertigstellung am 7. Oktober 1995] und die Brigittenau nach Floridsdorf (Beginn der Bauarbeiten im 20. Bezirk Anfang 1991, erster Spatenstich in Floridsdorf [Franklinstraße 24.April 1991, Eröffnung der Strecke bis Floridsdorf am 4. Mai 1996); neu errichtet wurden die (Achte Wiener) Brücke über die Donau (Länge 334m, Breite 20,4m), die "Inselbrücke" über Donauinsel und Neue Donau (Länge 360 m [Spannbetonbrücke mit vier Tragwerken], unterhalb der Brücke Fußgeher- und Radfahrweg in Form eines Hängestegs) und die mehrfunktionale Donaukarialbrücke (Stahlbetonbrücke mit 4 % Neigung zur Brigittenau). Die Verlängerung U 6-Süd (von der Station Philadelphiabrücke zum Wohnpark Alt-Erlaa [Trasse der vorherigen Straßenbahnlinie 64] und weiter nach Siebenhirten) wurde am 15. April 1995 eröffnet. Die U-Bahn-Leitstelle befindet sich am Karlsplatz.

Literatur

  • Harald Marincig: Auf Schienen durch Wien. Die Geschichte der slädtischen Verkehrsmittel Straßenbahn, Stadtbahn und U-Bahn. 1995
  • Gewista (Hg.), Wiener U-Bahn - ein Jahrhundertprojekt. 1980
  • Schnellbahn
  • Stadtbahn
  • Rudolf Till: U-Bahn Kreisbahn und Zentralbahnhof in Wien. Ein Plan aus dem Jahre 1858, in: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 1967, Nr. 22, S.129ff.
  • Gustav Gugitz: Bibliographie zur Geschichte und Stadtkunde von Wien. Nebst Quellen- und Literaturhinweisen. Hg. vom Verein für Landeskunde von Niederösterreich und Wien. 2, S.66ff.
  • Die U-Bahn-Linie U 3. 1981-1997. Eine Dokumentation über den Bau und Betrieb. 1991
  • Die U-Bahn-Linie U 6. 1983-1989. Eine Dokumentation über den Bau u. Betrieb. 1989
  • Justus Schmidt / Hans Tietze: Dehio Wien. 61973 (Bundesdenkmalamt: Die Kunstdenkmäler Österreichs) 2-9, S.98ff.
  • Zeitmaschine U-Bahn. Eine Reise durch Jahrtausende. 1994
  • U-Bahn als Kulturstätte
  • SPÖ-Telegramm 3/95, 13 (Planung)
  • Eine U-Bahn für Wien Planungsstand 1966, in: Der Aufbau. Fachschrift der Stadtbaudirektion Wien. Wien: Compress Verlags-GmbH / Jugend & Volk 1946-1988
  • bauforum 1-2/1968
  • Ortolf Harl, Archäologische Ergebnisse aus dem Bau der U 1 für die mittelalterliche und neuzeitliche Geschichte Wiens, in: Wiener Schriften 44, S.19ff.
  • Sterk: Bauen in Wien, 120 (Stationen Schollenring und Südtiroler Platz), S.120f. (Zentrum Kagran);
  • Archäologie in Wien, 108 (Station Alle Donau)
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S.83f. (Stationen)
  • Von der Dampftramway zur U 6, in: Unser schönes Floridsdorf. Blätter des Floridsdorfer Heimatmuseums. Wien: Museumsverein Floridsdorf 1996, H. 1
  • Der Aufbau. Fachschrift der Stadtbaudirektion Wien. Wien: Compress Verlags-GmbH / Jugend & Volk 1976, H. 3
  • Wolfgang Mayer, Die städtebauliche Entwicklung Wiens bis 1945 (Kat. 1978), mir. (Planungsgeschichtlich)
  • Wiener Stadtwerke-Magazin Nr. 77/ 1989, S.2ff. 112/1995, S.6f.
  • 24 Stunden Wien 116/1995, S.15 (Planung Simmering).