Wilhelm Hradil
Wilhelm Hradil, * 8. Februar 1914 Wien, † 15. November 2002 Wien, Politiker.
Biografie
Wilhelm Hradil war der Sohn eines Straßenbahners. Er erlernte den Beruf eines Schriftsetzers und war in einer Buchdruckerei tätig, die 1934 in Folge der Februarereignisse geschlossen wurde. Von 1934 bis 1938 war er arbeitslos, dann im Rahmen des Reichsarbeitsdienstes im Waldviertel eingesetzt. Im Zweiten Weltkrieg wurde er 1941 zur Deutschen Wehrmacht einberufen und in Russland schwer verwundet. Nach seiner Genesung wurde er nach Frankreich versetzt, wo er 1944 in britische Kriegsgefangenschaft kam. Aus dieser kehrte er 1946 nach Wien zurück.
Hradils politisches Engagement begann bereits im Alter von 16 Jahren in der Sozialistischen Jugend, wo er bald zum Bezirksobmann von Meidling avancierte. Auch nach dem Verbot der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei und ihrer Gliederungen blieb er in der nunmehr illegalen Sozialistischen Jugend aktiv.
Nach seiner Rückkehr 1946 wurde er Angestellter und 1947 Bezirkssekretär der SPÖ-Bezirksorganisation Meidling und fungierte ab 1950 als Mitglied der Bezirksvertretung Meidling. Im Dezember 1956 wurde er zum Bezirksvorsteher seines Heimatbezirkes gewählt – eine Funktion, die er mehr als 16 Jahre lang, bis März 1976, ausübte. In der Amtszeit Hradils entstanden viele neue Wohnbauten; das Theresienbad erfuhr ebenso eine umfassende Renovierung wie zahlreiche Parkanlagen (etwa das Erholungsgebiet auf dem Flohberg) geschaffen wurden. Ein besonderer Schwerpunkt galt dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur, darunter auch der Bau der Wienerbergbrücke (Eröffnung 1966) und der Stranzenbergbrücke (Eröffnung 1971) sowie die Umgestaltung der Lobkowitzbrücke (1969 in Betrieb genommen).
Ein vorrangiges Anliegen war dem Bezirksvorsteher der Ausbau des Meidlinger Bezirksmuseums. Er fand in der Person des Lehrers Karl König im Jahre 1960 einen ambitionierten Leiter für das Museum, der die Institution mit einer Reihe von Sonderausstellungen und einer eigenen Publikationsreihe bekannt machte. 1971 konnte in der Kobingergasse eine neue Heimstätte gefunden werden.
Nach seinem Rücktritt aus Gesundheitsgründen übernahm Wilhelm Hradil 1977 die Obmannschaft des Meidlinger Pensionistenverbandes. Für seine langjährige und verdienstvolle politische Tätigkeit wurde er mehrfach ausgezeichnet.
Literatur
- SPÖ Klub Rathaus: Langjähriger Meidlinger Bezirksvorsteher Wilhelm Hradil gestorben. OTS-Presseaussendung, 20.11.2002 [Stand: 28.01.2025]
- Gertrude Enderle-Burcel u. a.: Wir sind das Bauvolk. 40 Jahre SPÖ-Meidling 1945-1985. Wien: SPÖ-Wien 1987, S. 80