Wiener Vegetarier-Verein

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Verein
Datum von 1881
Datum bis 1940
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 51206
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Letzte Änderung am 29.12.2022 durch DYN.krabina

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Vorläufer, Gründung und Neugründung

Der Wiener Vegetarier-Verein wurde Anfang November 1881 unter dem Namen Verein für naturgemäße Lebensweise gegründet. Vorangegangen waren ihm zwei Bündnisse zur Verbreitung des fleischlosen Lebensstils, die jedoch nur kurz bestanden: 1870 hatte Gustav Struve, einer der Gründungsväter der vegetarischen Bewegung in Deutschland, unmittelbar nach seiner Übersiedelung nach Wien den Verein der Freunde der natürlichen Lebensweise ins Leben gerufen. Struves Tod im selben Jahr beendete diese ersten organisierten vegetarischen Bestrebungen in Wien. 1876 wurde mit dem Vegetarianer-Club erneut ein Versuch unternommen, den Vegetarismus vereinsmäßig zu verankern. Fünf Jahre später löste sich der Club auf, viele seiner Aktivitäten wurden, teilweise durch die gleichen Personen, vom wenige Monate später gegründeten Verein für naturgemäße Lebensweise weitergeführt. Der Verein bestand bis 1940 unter wechselnden Namen: 1892 benannte er sich in Wiener Vegetarier-Verein um, 1933 in Bund für Lebenserneuerung. 1937 änderte er seinen Namen in Österreichischer Vegetarier Bund, im Jahr darauf in Vegetarierverein Wien.

Mitglieder und Funktionäre

Die Zahl der Mitglieder bewegte sich im 19. Jahrhundert im zweistelligen Bereich. Da keine Mitgliederverzeichnisse erhalten sind, kann keine Aussage über die Zusammensetzung der Vereinsmitglieder in Bezug auf Geschlecht oder Schicht getroffen werden. Jene Funktionäre sowie Aktivistinnen und Aktivisten, die namentlich und mit Berufsangaben in Publikationen genannt wurden, waren Großteils Männer des Bürgertums, wie beispielsweise Beamte, Geschäftsleute oder Architekten.

Aktivitäten

Der Vegetarier-Verein veranstaltete regelmäßig Vorträge um für den Umstieg auf eine fleischlose Ernährung zu werben. 1886 und 1924 fanden mit einem Vegetarierkongress jeweils mehrtägige Großveranstaltungen statt. 1886 wechselten einander dabei unter Beteiligung von Gästen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum und mit durchaus breiter medialer Beachtung Vorträge, Festessen und ein unterhaltsames Rahmenprogramm ab. Die Vegetarierinnen und Vegetarier nutzten zudem Ausstellungen zu den Themen Ernährung und Hygiene, um ihre Ideen und vegetarische Produkte zu präsentieren. Vereinsintern hatten soziale Aktivitäten einen hohen Stellenwert. Die Mitglieder des Vereins trafen sich regelmäßig zu geselligen Abenden in vegetarischen Restaurants, sie feierten gemeinsam Weihnachten oder Silvester und unternahmen Wanderungen und Ausflüge.

Publikationen

Der Wiener Vegetarier-Verein gab keine eigene Zeitschrift heraus. Eine Ausnahme bildeten die Jahre 1907 bis 1909, in denen die Mitteilungen des Wiener Vegetarier-Vereins hauptsächlich über Veranstaltungen informierten. In überregionalen vegetarischen Periodika wie dem Vereins-Blatt für Freunde der natürlichen Lebensweise (1868-1893), der Vegetarischen Rundschau (1881-1897) und der Vegetarischen Warte (1895-1934) waren eigene Rubriken für lokale Vereine reserviert, in denen auch der Wiener Vegetarier-Verein über Aktivitäten und Neuigkeiten berichtete. Die ab 1899 erscheinende Vereinszeitschrift des Österreichischen Naturheilvereins wies ebenso regelmäßig auf Vorträge zum Thema Vegetarismus hin und veröffentlichte vegetarische Rezepte, Inserate für Restaurants und Produktempfehlungen.

Auch bei Büchern, Flugblättern und Broschüren griffen die Wiener Vegetarierinnen und Vegetarier hauptsächlich auf Publikationen aus Deutschland zurück. Als Ausnahmen sind die Schriften von Franz W. Kubiczek zu nennen (einem der Begründer des Wiener Vegetarier-Vereins) sowie das erste österreichische vegetarische Kochbuch Wie die österreichischen Vegetarier kochen, das 1899 von Franz Kanitsár, einem Vereinsfunktionär und zeitweisem Obmann, herausgegeben wurde.

Auflösung

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich wurde der Wiener Vegetarier-Verein 1938 der Deutschen Gesellschaft für Lebensreform eingegliedert, was das Ende der Selbständigkeit bedeutete. Aus diesem Grund, wegen dem Tod des langjährigen Obmanns und aufgrund der Einschränkungen des Vereinslebens durch den Krieg löste sich der Wiener Vegetarier-Verein im Jänner 1940 auf.


Quellen

  • Satzungen des Wiener Vegetarier-Vereins. Wien: Verlag des Vereines 1906 [Wienbibliothek im Rathaus, Signatur: A-78089]


Literatur

  • Birgit Pack: Vegetarisch in Wien um 1900 [Stand: 24.10.2017]
  • Susanne Breuss: Fleischlos in eine bessere Welt. In: Wiener Zeitung, 17.08.2007, Onlineversion [Stand: 24.10.2017]
  • Isolde Jansen: Die Lebensform in Österreich. Zur Veränderung der bürgerlichen Lebenspraxis um die Jahrhundertwende. Dipl.-Arb. Univ. Wien. Wien 1989