Walther Birkmayer

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Daten zur Person
Personenname Birkmayer, Walther
Abweichende Namensform Birkmayer, Walter
Titel Dr.med., Univ.Prof.
Geschlecht männlich
PageID 36960
GND 118511297
Wikidata Q2543649
Geburtsdatum 15. Mai 1910
Geburtsort Wien
Sterbedatum 10. Dezember 1996
Sterbeort Wien
Beruf Neurologe
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 20. Dezember 1996
Friedhof Neustifter Friedhof
Grabstelle Gruppe 20, Reihe 4, Nr. 8

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Großes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (Übernahme: 15. Mai 1990)
  • Wiener Ehrenmedaille in Gold (Verleihung: 26. September 1980, Übernahme: 9. März 1981)
  • Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (Verleihung: 24. November 1975)


Walther Birkmayer , * 15. Mai 1910 Wien, † 10. Dezember 1996 Wien; Neurologe

Biographie

Walther Birkmayer promovierte 1936 an der Universität Wien zum Dr. med. Seine berufliche Karriere begann er als Assistent Otto Pötzls an der Universitätsnervenklinik Wien. 1932 trat Birkmayer der NSDAP, 1936 der SS bei. Er war Leiter einer illegalen NSDAP-Zelle am AKH und sorgte nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich für eine "Säuberung“ unter der Ärzteschaft. Im Rang eines SS-Untersturmführers wurde er 1939 zum Hauptstellenleiter im Rassenpolitischen Amt der NSDAP in Wien berufen. Er trat häufig bei SS-Schulungsabenden auf.

Während des Zweiten Weltkrieges war Birkmayer zeitweise Truppenarzt in Frankreich und Russland. 1942 wurde ihm die Leitung eines Sonderlazaretts für Hirnverletzte in der Josefstadt übertragen. 1943 legte Birkmayer seine NSDAP-Mitgliedschaft zurück.

Als psychiatrischer Gutachter in einem Sondergerichtsfall 1944 (es ging um den Verkauf von Schwarzschlachtungen) empfahl Birkmayer die Einweisung des Delinquenten in eine geschlossene Anstalt, "da sonst jeder Hirnverletzte oder Epileptiker ungestraft jedes Verbrechen begehen könnte“, so seine Begründung. Birkmayer wusste, dies war ein Todesurteil für den Angeklagten. Dieser überlebte nur, weil der Richter einen anderen Gutachter einsetzte und das Verfahren verschleppte.

Nach Kriegsende wurde Birkmayer 1945 aus dem Universitätsdienst entlassen und mit Berufsverbot belegt. 1948 hatte das sozialdemokratisch geführte Innenministerium ein Begnadigungsgesuch bei Bundespräsident Karl Renner für Birkmayer eingereicht. Dem wurde stattgegeben. Zwei Mal (1948, 1949) war gegen Birkmayer wegen seiner NS-Vergangenheit ein Verfahren angestrengt und beide Male niedergeschlagen worden.

1953 wurde Birkmayer Mitglied der Sozialistischen Ärztevereinigung. 1954 habilitierte er sich im Fach Psychiatrie und wurde im selben Jahr Primarius der Neurologischen Abteilung des Krankenhauses Lainz. 1961 entdeckte er - gemeinsam mit dem Neuropharmakologen Oleh Hornykiewicz – die L-Dopa-Therapie gegen die Parkinson-Krankheit.

1963 wurde er zum ordentlichen Professor für Neurologie an der Universität Wien berufen. In den 1970er Jahren leitete Birkmayer auch das Ludwig-Boltzmann-Institut für Neurochemie. 1981 war der Arzt treibende Kraft bei der Gründung der Österreichischen Parkinson-Gesellschaft. Als Experte für die Behandlung der Parkinson-Krankheit erwarb sich Birkmayer das Ansehen internationaler Fachkollegen. Einem breiten Publikum wurde er als “Fernseharzt“ in der ORF-Serie “Seniorenclub“ bekannt.

Birkmayers publizistisches Schaffen reicht von Handbüchern für den klinischen Gebrauch über mehr als 200 Artikeln in Fachzeitschriften bis zur populären Ratgeberliteratur.

Walther Birkmayer wurde mehrfach ausgezeichnet und starb 1996 in Wien. 1998 wurde im Bereich der Universitätsklinik für Neurologie seine Portrait-Büste enthüllt. Am 1. Dezember 2015 wurde die Grabwidmung ehrenhalber aufgehoben.

Literatur

  • Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945? Frankfurt am Main: S. Fischer 2003
  • Ernst Klee: Deutsche Medizin im Dritten Reich. Karrieren vor und nach 1945. Frankfurt am Main: S. Fischer 2001
  • Wolfgang Neugebauer / Peter Schwarz: Der Wille zum aufrechten Gang. Offenlegung der Rolle des BSA bei der gesellschaftlichen Reintegration ehemaliger Nationalsozialisten. Wien: Czernin Verlag 2005
  • "Das Unkraut ausrotten“. In: profil, Nr. 36/2015, 31.08.2015
  • Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes. URL: http://www.doew.at/ [Stand: 10.09.2015]

Weblinks