Verlag des Ver!

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Verlag
Datum von 1917
Datum bis 1919
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 71794
GND
WikidataID
Objektbezug Verlagsgeschichte
Quelle Murray G. Hall: Österr. Verlagsgeschichte
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Letzte Änderung am 15.12.2023 durch WIEN1.lanm08trj
  • 6., Mariahilfer Straße 13

Frühere Adressierung
  • Verlag der Revolution (1919)

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48° 12' 31.78" N, 16° 22' 54.01" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Der Verlag des "Ver!", Wien, der sich im Impressum der diversen Schriften auch "Verlag der Freien Künstlervereinigung 'Ver!'" nennt, ist mit großer Wahrscheinlichkeit im Jahre 1917 parallel zur Zeitschrift gleichen Namens gegründet worden. Da der Verlag nicht protokolliert und die Freie Künstlervereinigung "Ver" offensichtlich kein angemeldeter Verein war, lassen sich keine Details über weitere eventuelle Gründer bzw. Mitglieder und keine genauen Daten ermitteln. Verfolgen kann man die Geschichte des Verlags aber weitgehend anhand der zunächst monatlich, vorübergehend auch zweiwöchig erscheinenden Zeitschrift "Ver!". Gründer und Herausgeber war der vielseitige, politische engagierte Autor und spätere Soldatenrat Karl F. Kocmata. Die Zeitschrift Ver!, die sich unmittelbar nach Ausrufung der Republik gerne als "Monatsschrift für revolutionäre Kunst" apostrophierte, nahm im Laufe ihres Erscheinens regelmäßig zu Fragen der Politik, der Kunst, der Medizin und der Literatur – in erster Linie in Form von Buchbesprechungen (etwa durch Fritz Karpfen und Herbert Waniek) – Stellung. Lyrik und kurze Erzählungen nahmen eine prominente Stellung ein. Am häufigsten vertreten war neben Kocmata Peter Altenberg, der das Emblem „Ver!“ entwarf und u.a. den ersten Beitrag des ersten Hefts verfasste. Gleichermaßen bemerkenswert sind die in der Zeitschrift "Ver!" veröffentlichten Originalholzschnitte und Lithographien von Künstlern wie Johannes Fischer, Karl Angerer, Agathe Löwe, Egon Schiele, Josef Humplik und Carl Hauser. Das letzte von Karl F. Kocmata herausgegebene Heft erschien im Februar 1921.

Daraufhin trat eine längere Pause ein, die bis Oktober 1921 dauerte. Dann erschien Nr. 34 von "VER. Monatsschrift für Kunst und Literatur", herausgegeben von Kunstsalonbesitzer Max Hevesi. Die Redaktion war nun in Wien VI., Mariahilferstraße 13. Als verantwortlicher Redakteur zeichnete der 22jährige Schriftsteller Josef Kalmer (1898-1959). Die neue Redaktion steht mit der früheren in keinerlei Verbindung. Bereits im November 1921 erschien das letzte Heft.

Der Verlag war auf Kunst, Lyrik und sozialkritische, vor allem Anti-Kriegs-Literatur spezialisiert. Um junge Talente zu fördern, wurde die Reihe "Das neue Gedicht. Eine zwanglose Sammlung" ins Leben gerufen. Jedes dieser im Verlag des Ver! erscheinenden Bändchen bietet eine Handvoll Gedichte dar, Insgesamt erschienen bis zum Jahre 1920 23 kleinformatige, auf Zeitungspapier in einfacher Ausstattung gedruckte Bändchen mit einem Durchschnittsumfang von 16 bis 32 Seiten. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Autoren heute (und wohl auch damals völlig) unbekannt und biographisch gar nicht zu erfassen. "Stimmen aus der Zeit. Flugschriften des Ver!" nennt sich eine weitere, ebenfalls von Karl Franz Kocmata im Verlag der Zeitschrift Ver! herausgegebene Publikation.

In den Jahren 1919/1920 erschienen mehrere zeitkritische Werke. Kocmata, der bereits 1913 über Kraus geschrieben hatte, veröffentlichte das Werk "Karl Kraus, der Krieg und die Ausgeräucherten. Ein Beitrag zur Literatur aus der jüngsten Vergangenheit". Hinzu kamen Jacques Hannaks "Geschlechtlichkeit. Eine Paraphrase Weiningerscher Ideen, Georges Yvetots ABC des Syndikalismus" und schließlich Fritz Karpfens "Literarisches Verbrecheralbum", eine kritische Abrechnung mit verschiedenen Kriegsgedichteschreibern,

Im Jahre 1919 hat Kocmata seinen "Verlag des 'Ver!'" in den "Verlag der Revolution". Denn am 22. Februar 1919 begann die Wochenschrift "Revolution. Organ der Wiener Anarchisten", herausgegeben vom Soldatenrat Karl F. Kocmata, in ebendiesem Verlag zu erscheinen. Mit der Nummer 23 vom 26. Juli 1919 wurde die Zeitschrift mit "Der Anarchist", herausgegeben von I. Holz-Reyther, vereinigt. Im "Verlag der Revolution" erschien außerdem 1919 noch das Buch "Drei Monate Haft zur Kriegszeit im Wiener Landesgericht. Schilderungen, Aufzeichnungen, Eindrücke" von Kocmata.

Verwirrend wird die weitere Geschichte und Entwicklung des "Verlags des Ver!" und des "Verlags der Revolution", wenn man festhält, dass Lagerbestände der wenigen Titel von der ideologisch nahestehenden Verlagsgenossenschaft "Neue Erde" übernommen wurden.

Literatur