Eos-Kino

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Eos Kino (Herwig Jobst, 1980)
Daten zur Organisation
Art der Organisation Kino
Datum von 1921
Datum bis 12. Oktober 2004
Benannt nach
Prominente Personen
PageID 19159
GND
WikidataID
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 28.10.2022 durch WIEN1.lanm08jan
Bildname Eos Kino Jobst.jpg
Bildunterschrift Eos Kino (Herwig Jobst, 1980)
  • 3., Landstraßer Hauptstraße 137a
  • 3., Ungargasse 60

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48° 11' 39.68" N, 16° 23' 51.65" E  zur Karte im Wien Kulturgut

Landstraßer Hauptstraße 137, Theater-, später Kinosaal, 1933
Eos Kino, Ungargasse 60, 1925

Die Wiener Geschichte kennt zwei "Eos-Kino" in Wien Landstraße, die verwechselt werden und doch eine gemeinsame Geschichte haben: Das 1921 gegründete Eos-Kino gilt in der Wiener Film- und Kinogeschichte als wohl erster Kino-Palast der Stadt und wurde 1931 durch die Sascha Film Industrie neu eröffnet.

Lage der beiden Eos Kino

Die ursprünglich genannte "EOS Lichtspielbühne" beziehungsweise die "EOS-Lichtspiele" befanden sich nach deren Gründung 1921 bis 1944 an der Ecke Rennweg-Ungargasse, im Haus Nummer 60 und werden in einer Zeitung aus dem Jahr 1922 als "Das Neue Eos-Kino" beschrieben.

Nach einem Bombenangriff 1944 brannte das 1931 in "Sascha Film-Palast"[1] umbenannte Kino vollständig ab.

An seiner Stelle folgte um 1990 das Penta-Hotel. 2018 besteht an der Adresse das "Imperial Riding School Renaissance Vienna Hotel".[2] Der Name des Hotels erinnert an die "königliche Reitschule", die zuvor an der Adresse bestand.

Das zweite heute bekanntere Eos-Kino befand sich ab 1945 in einem Saal im Haus Landstraßer Hauptstraße 137a. Als ursprünglich im Jahr 1931 errichteter Vortrags- und Theatersaal der Herz-Jesu-Klosterschule entstand an der Adresse ab 1945 das bekannte "EOS Kino". Das Eos-Kino wurde vom Vater des Betreibers Herbert Huber anstelle des zerstörten "Sascha Kino Palast" im Ausweichquartier auf Landstraßer Hauptstraße 137a neu gegründet. Hubers Sohn, Herbert Huber, und seine Gattin Elisabeth Huber führten das Eos-Kino seit 1965 in zweiter Generation bis 2004. Die Schließung erfolgte im Jahr 2004 aufgrund der Pensionierung des Betreibers.

Geschichte

Der Umbau des von 1850 bis 1918 an der Ecke Rennweg-Ungargasse untergebrachten k. u. k. Militär-Reitlehr-Institut in die "EOS Lichtspielbühne" bot einige Probleme, stand das Gebäude doch bereits 1921 unter Denkmalschutz. Dazu musste das Foyer mindestens 1.000 Gäste fassen. Der Bau des Kinos erregte 1921 wienweit großes Aufsehen. Das Neue "Eos-Kino"[3] in den Räumen der ehemaligen Militärschule zählte ab 1921 zu den größten der Stadt. Der Kinosaal wurde jedoch nicht nur für Filme genutzt. Auch Vorträge und andere Präsentationen hatten ihre Bühne. In den 1920er Jahren beschäftigte der damalige Direktor des Kinos, der Cafetier Isidor Goldblatt († 1942 in Theresienstadt), ein 60-köpfiges Orchester zur Begleitung der gespielten Stummfilme.[4] Zur Eröffnung des "Eos-Kino" in der Ungargasse 60 spielte man Anfang 1922 den Sascha-Monumentalstummfilm "Herren der Meere", gedreht an der Adria.

Das ursprünglich seit 1922 bekannte Eos-Kino erhielt 1931 nach der Übernahme durch die Sascha-Film Industrie den Namen "Sascha Palast", aber auch "Sascha III". Als "Prachtkino"[5] bot der Sascha-Kino-Palast über 1.200 Sitzplätze, die mit Kopfhörer-Anschlüssen für Schwerhörige ausgestattet waren. Zur Eröffnung wurden Ecke Rennweg und Ungargasse sechsmeterhohe Leuchtobelisken der Eos-Kinobeleuchtungs Ges.m.b.H. errichtet, die die Straße erleuchteten. Im Rahmen der Eröffnung zeigte die Sascha-Film die Welturaufführung der Sascha-Film Eigenproduktion "Sturm im Wasserglas". Im April 1931 spielte man "Lichter der Großstadt" von und mit Charlie Chaplin, der erstmals eine eigene Tonspur für seinen Film produzierte. Der dritte Höhepunkt nach der Eröffnung war die "Dreigroschen Oper", ein Theaterstück von Bertolt Brecht mit Musik von Kurt Weill, damit die erfolgreichste deutsche Theateraufführung bis 1933, deren Musiknummern wie die Moritat von Mackie Messer Welthits wurden. In den großen Jahren der "Tonfilmschlager" ging das Kino mit aufsehenerregenden Auftritten wie jenen der Maria Jeritza in die Wiener Filmgeschichte ein, die anlässlich der Premiere eines ihrer Filme auf das Vorderdach ihres Autos vor dem Kino stieg und eine Arie sang. 1944 zerstörte ein Bombenangriff den Filmpalast. Laut anderen Autoren übernahm Hermine Kunesch bereits 1945 den völlig abgebrannten Sascha Palast. Sie ließ das ehemalige Kino wieder aufleben. Das Grundstück in der Ungargasse wurde jedoch von der Postverwaltung übernommen. Um 1990 wurde auf dessen Areal das Penta-Hotel eröffnet.

Das heute bekanntere, 1945 in einem Ausweichquartier anstatt dem 1944 zerstörten Sascha-Palast gegründete Eos-Kino auf Landstraßer Hauptstraße 137a wurde ursprünglich 1931 vom Architekten Felix Angelo Pollak als Theater- und Vortragssaal konzipiert, mit einem bemerkenswerten zweigeschossigen Foyer mit Keramikverfliesung, als Teil der Herz-Jesu-Klosterschule (mit Kindergarten, Fortbildungs- und Haushaltungsschule), das heute unter Denkmalschutz steht. Typisch wurde in den 1950er Jahren seine Kinoarchitektur mit Lichtreklamen und Schaufenstern. Beide Eos-Kinos (das bis 1944 bestehende vormals Eos-Kino und ab 1931 genannte "Sascha Palast", und das 1945 neu gegründete Eos-Kino) verblieben bis zuletzt die letzten Juwele der ehemaligen "Kinostadt" Wien der 1930er und 1950er Jahre. Ab 1950 wurde der 1931 erbaute Saal im Herz Jesu Haus für Cinemascope-Filme eingerichtet. Der "Eos-Kino Saal" bot inklusive Balkon 603 Zuschauern Platz. 2004 wurde die Schließung des Eos-Kino anlässlich der Pensionierung des Betreibers Herbert Huber in den Medien diskutiert. Die letzte Vorstellung fand am 12. Oktober 2004 mit dem Film "Fahrenheit 11/9" von Michael Moore statt.

Das Filmarchiv Austria belebte das Eos-Kino im Rahmen seiner Veranstaltung "Kino der Orte"[6] für einen Abend neu. Aktuell wird das Kino als Depot und Geschäftslokal[7] genutzt. Für eine Übernahme des Betriebs fanden sich bereits im Jahr 2004 Interessenten, die jedoch von der Verwaltung des Klosters abgelehnt wurden, mit dem Hinweis, dass man die Räumlichkeiten für eigene Zwecke nutzen möchte.

Quellen

Literatur

  • Franz Grafl: Praterbude und Filmpalast. Wien 1993
  • Werner Michael Schwarz: Kino und Kinos in Wien. Eine Entwicklungsgeschichte bis 1934. Wien: Turia & Kant 1992, S. 204.
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 118

Link

Einzelnachweise