Rudolf Sarközi

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Daten zur Person
Personenname Sarközi, Rudolf
Abweichende Namensform
Titel Prof.
Geschlecht männlich
PageID 37344
GND 1103669184
Wikidata Q86549
Geburtsdatum 11. November 1944
Geburtsort Konzentrationslager Lackenbach
Sterbedatum 12. März 2016
Sterbeort Wien
Beruf Kraftfahrer, Verbandsfunktionär
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
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Recherche
Letzte Änderung am 7.11.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 7. April 2016
Friedhof Friedhof Heiligenstadt
Grabstelle Teil N, Gruppe 4, Nummer 43A
Ehrengrab ehrenhalber gewidmetes Grab
  • 19., Springsiedelgasse 32 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Großes Ehrenzeichen des Landes Burgenland (Verleihung: 1998)
  • Goldenes Verdienstzeichen der Republik Österreich (Verleihung: 1999)
  • Goldenes Verdienstzeichen des Landes Wien (Verleihung: 1999)
  • Ehrenzeichen des Landes Kärnten (Verleihung: 2000)
  • Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark (Verleihung: 2007)
  • Goldenes Ehrenzeichen des Landes Niederösterreich (Verleihung: 2008)
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien (Verleihung: 2010)
  • Goldenes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (Verleihung: 2010)

  • Obmann des Kulturvereins Österreichischer Roma (1991)

Rudolf Sarközi, * 11. November 1944 Konzentrationslager Lackenbach, † 12. März 2016 Wien, Kraftfahrer, Verbandsfunktionär.

Biographie

Rudolf Sarközi wurde als Sohn von Paula Sarközi und Rudolf Weinrich im KZ Lackenbach, in dem etwa 4.000 Roma aus Wien und dem Burgenland interniert waren, geboren. Nach der Befreiung des Lagers 1945 zog seine Familie nach Unterschützen, den Heimatort seiner Mutter. Nach der frühen Trennung der Eltern musste die alleinerziehende Mutter als Bauhilfsarbeiterin für die Existenz der Familie sorgen, während Rudolf die achtklassige Volksschule in Unterschützen besuchte. Als Roma ("Zigeuner") diskriminiert, blieb ihm nach dem Abgang von der Schule ein Lehrplatz verwehrt, weshalb er in Folge als Hilfsarbeiter im Hoch- und Tiefbau, als Monteurhelfer sowie bei einer Wasser- und Heizungstechnikfirma tätig war.

Nach der Heirat 1964 zog Sarközi nach Wien, wo er zunächst seinen Präsenzdienst absolvierte. Er war in einer Elektro- und Blitzschutzfirma beschäftigt, in der er sich vom Hilfsarbeiter zum technischen Angestellten hocharbeitete. Als diese Firma 1980 in Konkurs ging, trat er ein Dienstverhältnis mit der Stadt Wien ein. Im Bereich der MA 48 (Abfallwirtschaft, Straßenreinigung und Fuhrpark) war er nun im städtischen Fuhrpark tätig. Acht Jahre lang engagierte sich Rudolf Sarközi auch als Personalvertreter im Rahmen des Dienststellenausschusses. Seit Juli 1997 im Interesse der Öffentlichkeit karenziert, trat er mit 1. Dezember 2005 in den Ruhestand.

Sarközi engagierte sich schon früh für die gleichberechtigte Anerkennung und die Förderung der Identität seiner Volksgruppe. Er gehörte zu den Gründern des ersten Roma-Vereins im Juni 1989 in Oberwart und des in Wien ansässigen Kulturvereins Österreichischer Roma im Juni 1991. Zu den Zielen des Vereins zählen unter anderen die Stärkung des Volksgruppenbewusstseins unter den Roma und Sinti, der Erhalt von Sprache und Kultur der Volksgruppe, die Verbesserung der sozialen und politischen Integration der Roma und Sinti in Österreich, die wissenschaftliche Erforschung von Geschichte und Kultur der Volksgruppe sowie die Förderung von Kunst- und Kulturprogrammen.

Das wichtigste Ziel − die Anerkennung als österreichische Volksgruppe − wurde durch einen Entschließungsantrag aller Parlamentsparteien im Nationalrat im Oktober 1992 eingeleitet, wobei Rudolf Sarközi als Obmann des Kulturvereins federführend an der Vorbereitung durch zahlreiche Gespräche mit Politikern, Wissenschaftern und Beamten beteiligt war. Im Dezember 1993 erlangte die Anerkennung offiziell Rechtskraft und am 5. September 1995 konnte die konstituierende Sitzung des Volksgruppenbeirates stattfinden. Zum Vorsitzenden des achtköpfigen Gremiums wurde Sarközi gewählt und danach immer im Amt bestätigt. Diese Funktion endete erst mit Sarközis Tod 2016.

Viele seiner weiteren Aktivitäten gehen auf Sarközis Bemühen, seiner Volksgruppe Gehör und Anerkennung zu verschaffen, zurück, insbesondere nach dem Bombenattentat von Franz Fuchs auf vier Roma in Oberwart im Februar 1995: So wurde im Juni 1996 das von ihm geleitete "Roma-Doku", eine Informations-, Dokumentations- und Begegnungsstätte, in Wien eröffnet. Seit Dezember 1995 gibt es einen "Roma Fonds" zur Finanzierung und Förderung der Bildung von Angehörigen der Volksgruppe. Auf seine Initiative hin wurden an mehreren Orten, so etwa in Lackenbach, Mauthausen und Auschwitz, Mahnmale und Gedenkstätten zur Erinnerung an die Vernichtung der Roma im Nationalsozialismus errichtet sowie Ausstellungen und Veranstaltungen initiiert. Darüber hinaus war Sarközi in zahlreichen Organisationen als Vertreter seiner Volksgruppe Mitglied und vorrangiger Ansprechpartner in- wie ausländischer Medien.

Seit 9. Oktober 2017 trägt der Gemeindebau, in dem Sarközi 52 Jahre lebte, seinen Namen: Rudolf-Sarközi-Hof.

Literatur

Weblinks