Otto Pollak

Aus Wien Geschichte Wiki
Wechseln zu:Navigation, Suche
Daten zur Person
Personenname Pollak, Otto
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 65216
GND 1047892340
Wikidata
Geburtsdatum 1894
Geburtsort Kyjov 4441458-4
Sterbedatum 20. Mai 1978
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Cafétier
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
Export RDF-Export (Resource Description Framework) RDF
Recherche
Letzte Änderung am 31.10.2023 durch WIEN1.lanm09lue
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

Es wurden noch keine Adressen zu dieser Person erfasst!

Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Otto Pollak, * 1894 Kyjov (Gaya, Südmähren), † 20. Mai 1978 Wien, Cafétier.

Biografie

Otto Pollak stammt aus dem südmährischen Städtchen Kyjov, wo seine Eltern ein kleines Geschäft betrieben. Nach dem deutschen Gymnasium in seiner Geburtsstadt besuchte er die Handelsschule in Proßnitz. 1914 wurde zum Kriegsdienst einberufen. Nach einer Verwundung musste ihm 1916 ein Bein amputiert werden.

1919 übernahmen Otto Pollak und sein Bruder Karl das Café Palmhof in der Mariahilfer Straße 135 in Fünfhaus. Den beiden Brüdern gelang es, das Lokal neu zu positionieren und zu einem populären Treffpunkt zu machen. Tagsüber wurde es als Kaffeehaus geführt, am Abend fanden regelmäßig Konzerte, Tanzveranstaltungen und gesellschaftliche Ereignisse wie die Fräulein-Wien-Wahl 1933 statt. Manche Konzerte aus dem Palmhof wurden von der RAVAG übertragen. Die renommiertesten Architekten dekorierten die Räumlichkeiten immer wieder um. 1928 heiratete Otto Pollak die erste zwanzigjährige Frieda Meisels, 1930 wurde die gemeinsame Tochter Helga geboren. 1937 ließ sich das Ehepaar wieder scheiden.

Das Café avancierte zum gesellschaftlichen Treffpunkt und konnte auf zahlreiche prominente Gäste wie Franz Lehár, Richard Tauber, Hans Moser, Fritz Imhoff oder Hans Thimig verweisen.

Bereits 1925 waren die Cafetiers mit antisemitischen Übergriffen konfrontiert, als Nationalsozialisten versuchten, das Palmhof zu stürmen. Während des Juliputsches 1934 wurden zwei Brandanschläge gegen das Café verübt. 1938 wurde das Lokal und die darüber liegende Wohnung der Familie Pollak "arisiert" und dem ehemaligen Kellner Gustav Reisinger übergeben.

1941 entkam Otto Pollak dank der Intervention eines SA-Mannes, der ihn aus dem Palmhof kannte, der Deportation und erhielt eine Ausreisegenehmigung nach Kyjov, wo inzwischen auch seine Tochter untergekommen war. 1943 wurden Otto und Helga Pollak nach Theresienstadt deportiert. Neben einer Cousine waren die beiden die einzigen Holocaustüberlebenden in der weitverzweigten Familie. Auch Ottos Bruder Karl war kurz nach seinem Eintreffen in Auschwitz ermordet worden.

In den frühen 1950er-Jahren wurden das Kaffeehaus und die Wohnung restituiert, doch Otto Pollak hatte das Interesse daran verloren und verkaufte das Lokal.

Literatur


Otto Pollak im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.