Oskar Payer

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Daten zur Person
Personenname Payer, Oskar
Abweichende Namensform
Titel Ing.
Geschlecht männlich
PageID 34096
GND
Wikidata
Geburtsdatum 12. Februar 1903
Geburtsort Raabs
Sterbedatum 27. Jänner 1973
Sterbeort Wien
Beruf Architekt
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Gedenktage
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Letzte Änderung am 14.08.2023 durch WIEN1.lanm09p15
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle

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Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Förderpreis der Stadt Wien für Bildende Kunst (Übernahme: 21. Dezember 1952)


Oskar Payer, * 12. Februar 1903 Raabs, † 27. Jänner 1973 Wien, Architekt.

Biografie

Oskar Payer erlernte zunächst das Tischlerhandwerk im väterlichen Betrieb, bevor er die Staatsgewerbeschule in Wien besuchte. Er bekam den Förderungspreis der Stadt Wien (1932). Während der NS-Zeit emigrierte er zuerst nach Palästina, bei Kriegsbeginn nach England, wo er in verschiedenen Berufen arbeitete. Nach der Rückkehr nach Wien setzte er sich vor allem für den sozialen Wohnbau, eine Verbesserung der Wohnkultur sowie die Funktionalität der Wohnung selbst ein. Sein Engagement für eine moderne Inneneinrichtung stellte er u. a. in zahlreichen Publikationen, wie z.B. "Die praktische Wohnungskunde", und als Obmann des Vereins "Die Frau und ihre Wohnung" unter Beweis. Oskar Payer richtete zusammen mit seiner Frau Marianne Anfang der 1950er Jahre sehr erfolgreich ein Geschäft ein, das nach seinen Vorstellungen konstruierte kostengünstige Inneneinrichtung anbot. Aus "Die Wiener Wohnung" in der Sechshausertstraße wurde 1970 das Einrichtungshaus „Payer-Dekor“, das skandinavisches Design in Wien einführte.

Oskar Payer formulierte das "Sofortwohnprogramm" (1947) der Stadt Wien mit. 1952 erhielt er den Förderungspreis der Stadt Wien. In den 1960er Jahren plante Oskar Payer gemeinsam mit seinem Sohn Peter Payer mehrere tausend Wohnungen, allen voran zahlreiche Montagebau-Wohnungen. So errichteten Oskar und Peter Payer einen Teil der Siedlung "Siebenbürgerstraße/Erzherzog-Karl-Straße" (die Wohnanlagen Tietzestraße 2 und Siebenbürgerstraße 2-12), den Bundesländerhof (1966) oder den Rudolf-Köppl-Hof.

In diesen Siedlungen realisierten Oskar und Peter Payer ihre Vorstellungen eines neuen ökonomischen und formschönen Bauens. Um den rapide steigenden Baukosten entgegenzuwirken, setzten sie gemäß internationalen Vorbildern (Skandinavien, Schweiz, Frankreich, Deutsche Demokratische Republik, Sowjetunion) auf die Plattenbauweise. Bautechnik, Bauwirtschaft und Bauwissenschaft sollten, so ihre Devise, zusammenwirken, um dem großen Wohnbedarf nachzukommen. Sie setzten auf serielle Fertigung, aber nicht auf die geschlossene Typisierung der Häuser, sondern auf die Standardisierung von Elementen, die eine Diversifizierung von Wohnungstypen zuließen (System Camus-Beton). Ausgangspunkt ihrer Überlegungen war die einzelne Wohnung plus ihre möglichst rationell gestaltete Inneneinrichtung. Die Wohnanlagen wurden von der gemeindeeigenen Plattenbaufirma Montagebau Wien GmbH auf davor landwirtschaftlich genutztem Gebiet errichtet.

Nach außen sind die Bauten durch eine Zeilenbebauung gekennzeichnet, die geradlinigen Baukörper sind ausschließlich parallel bzw. orthogonal zueinander gestellt, auffallend an der Wohnanlage Tietzestraße ist die neungeschoßige Höhe. Der Abstand zwischen den Gebäuden definierte sich durch die Dimension der Montagekräne. In den 1970er Jahren wurden die Plattensiedlungen in Mediendiskussionen als isolierte "Schlafstädte" abgewertet; mittlerweile sind diese Negativbilder einer inhumanen Architektur von einer differenzierten Betrachtungsweise abgelöst worden. Der Architekt Christoph Lammerhuber und der Historiker Manfred Schenekl strichen 2014 in einer Ausstellung im ehemaligen Rechenzentrum der Stadt Wien die hohe Wohnzufriedenheit der Bewohnerinnen und Bewohner sowie die große ökologische Qualität hervor; die Umgebung der Wohnhäuser werde wegen der weitläufigen Wiesen und der hohen Bäume wie offene Parks genutzt.

Werke

  • Marianne Payer/Oskar Payer/Peter Payer: Payer-Decor. Die Wiener Einrichtung. Wien: Eigenverlag 1957
  • Oskar Payer/Peter Payer: Praktische Wohnungskunde. Hg. vom Institut für Wirkungs- und Haushaltsforschung. Wien: Eigenverlag 1960
  • Oskar Payer/Peter Payer: Überlegungen zur Gestaltung der ersten Montagebau-Wohnungen für die Gemeinde Wien. Wien: Payer 1963
  • Oskar Payer/Peter Payer: Wünschbare und erfüllbare Formen der menschlichen Behausung. Wien: Eigenverlag [1965]
  • Oskar Payer/Peter Payer: Haushalt und Wohnung. Eine praktische Wohnkunde. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1967
  • Oskar Payer: Wohnungen für morgen. Eine Studie über lebensgerechte Familienwohnungen auf Grund von Wohnerfahrungen und Wohnforschung. Wien: Payer [1969]
  • Oskar Payer/Peter Payer: Praktische Wohnkunde. Ein Lehrbuch und Ratgeber für alle, die gut und schöner wohnen und gut und besser haushalten wollen. Wien: Selbstverlag 1971
  • Oskar Payer/Peter Payer: Die neuen elementierten Montagebauwohnungen bringen variable Wohnungsformen – variable Gebäudeformen – variable Behausungsformen. Wien: Eigenverlag 1972

Literatur

  • Helmut Weihsmann: In Wien erbaut. Lexikon der Wiener Architekten des 20. Jahrhunderts. Wien: Promedia 2005
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Band III/3: Wien, 19.-23. Bezirk. St. Pölten: Residenz 2010
  • Website von Wiener Wohnen (Stand: 13.01.2014)
  • Gespräch mit Architekt Peter Payer, 15.12.2014
  • Maik Novotny: Gerechtigkeit für die Peripherie. Von wegen Schlafstädte: Ein Blick auf die transdanubischen Plattenbausiedlungen der 1960er-Jahre zeigt erstaunliche urbane Qualitäten. In: Falter 47/14. URL: http://www.falter.at/falter/2014/11/18/gerechtigkeit-fuer-die-peripherie/ [Stand: 24.04.2015]