Mandelbogen

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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 19.08.2014 durch WIEN1.lanm09mur

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Mandelbogen, Bilderbogen zum Ausschneiden oder Bemalen, der in Wien eine besondere Prägung erfuhr und wie sonst nirgendwo eine verschwenderische Fülle entfaltete. Die Anfänge gehen auf die 80er Jahre des 18. Jahrhunderts zurück, die Blütezeit fällt in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts; der Markt wurde auf diesem Sektor von der Firma der Brüder J. und M. Trentsensky beherrscht, die den Mandelbogen zu ihrem Haupterzeugnis machte. Neben Trentsensky waren kleinere Kupferstichhandlungen, wie Carl Seipp, Josef Medlin und Matthias Moßbeck, am Vertrieb beteiligt. Bis zum Ersten Weltkrieg ging die Verbreitung erheblich zurück; J. Weiner (zweite Hälfte 19. Jahrhundert) und L. E. Petrovits (um 1900) standen bereits auf verlorenem Posten. Ein letzter Erneuerungsversuch durch die „Wiener Werkstätte" in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts blieb erfolglos. Das schmale Querformat, die Anordnung in Reihen, das billige Papier und das kräftige Kolorit blieben für den Mandelbogen typische Merkmale (schwarz-weiße Mandelbogen dienten zum Bemalen); die Kunsthändler und nicht die Verleger hatten eine Führungsrolle. Die Kupferstecher Franz Aßer (1746-1814), Anton Tesaro, Joseph Eder, Anton Leitner (1752-1791; seine Witwe Theresia heiratete den Kupferstecher Ignaz Eder [1765-1830]) und sein gleichnamiger Sohn (1784-1856) stehen am Beginn der Entwicklung; auch bedeutende Künstler (wie Hoechle, Schober und Schwind) gehörten zu den Entwurfzeichnern. Wegen dieser qualitätvollen Darstellungen wurde zeitgenössisch auch die Bildungskomponente der Mandelbogen hervorgehoben. Es gab Hausierer, die ausschließlich Mandelbogen anboten.

Literatur

  • Hubert Kaut: Alt-Wiener Spielzeugschachtel. Wiener Kinderspielzeug aus drei Jahrhunderten. Wien: Deutsch 1961, S. 90 ff.
  • Otto Krammer: Wiener Volkstypen. Von Buttenweibern, Zwiefel-Krowoten und anderen Wiener Originalen. Wien: Braumüller 1983, S. 84 f. (Hausierer mit Mandelbogen)
  • Die kleine Welt des Bilderbogens. Der Wiener Verlag Trentsensky. Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 9. Juni - 11. September 1977. Wien: Eigenverlag der Museen der Stadt Wien 1977 (Sonderausstellung des Historischen Museums der Stadt Wien, 50)
  • K. M. Klier: Alt-Wiener Mandelbogen. In: Der neue Pflug 1/1927, S. 62 ff.