Komensky-Schulverein

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Daten zur Organisation
Art der Organisation Verein
Datum von 1868
Datum bis
Benannt nach Jan Amos Komensky
Prominente Personen
PageID 13981
GND
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Quelle
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Letzte Änderung am 27.09.2017 durch DYN.krabina

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Komensky-Schulverein (Namensgebung nach Jan Amos Komensky), Verein zur Errichtung eigener Schulen für die Kinder böhmischer Arbeiter in Wien (seit 1872 um die Bewahrung der tschechischen Sprache, tschechischer Lieder und Trachten bemüht); die Impulse gingen von dem 1868 entstandenen „Cesko-slovansky delnicky spolek" aus. Der Komensky-Schulverein wurde zum zentralen Verein des Wiener Tschechentums (sowohl vor wie nach dem Ersten Weltkrieg). Am 16. September 1883 wurde in 10, Quellenstraße 72 die erste tschechische Volksschule mit angeschlossenem Kindergarten eröffnet (drei Klassen mit insgesamt 70 Schülern), 1885 wurden zwei Stockwerke dazugebaut; 1889 hatte die Schule bereits sieben Klassen (ohne Öffentlichkeitsrecht).

Um das Öffentlichkeitsrecht, aber auch um den Unterricht in deutschen und tschechischen Sprache kam es bis zum Ersten Weltkrieg zu einem fruchtlosen Tauziehen (unter Berufung auf die Einsprachigkeit sollte ausschließlich Tschechen unterrichtet werden). 1908 wurde eine weitere tschechische Schule eröffnet (3, Messenhausergasse 2; später auch Kindergarten), 1910/1911 die Schule 3, Schützengasse 31 (in welcher bis zum Ende der Monarchie Arbeitsgespräche zwischen Mitgliedern der Regierung und des Schulvereins geführt wurden; heute befindet sich in dem weiterhin im Besitz des Vereins befindlichen Gebäude ein Bundesgymnasium und -realgymnasium). Im 5., 9. und 15. Bezirk wurden sogenannten Sprachschulen gegründet. Nach dem Unterricht begann der Unterricht in der Quellenstraße und Schützengasse sowie in 12, Ehrenfelsgasse; die Eröffnung eines Realgymnasiums und einer Handelsschule wurde vorbereitet, für das Schuljahr 1920/1921 einer Bürgerschule. Nach dem Ersten Weltkrieg hatte der Komensky-Schulverein rund 25.000 Mitglieder; am Ende des Schuljahrs 1921/1922 führte er drei Tagesheime, sieben Volksschulen, eine Bürger-, eine Handelsschule, ein Realgymnasium und elf Sprachschulen außerhalb Wiens; 1926 zählte man rund 4.000 Schüler. 1933 führte der Komensky-Schulverein 17 Tagesheime, sechs Volks- und sechs Hauptschulen, eine Handelsschule, ein humanistisches Gymnasium und eine Schule für Frauenberufe, 1935 wurde das damals modernste Schulgebäude des Vereins in 3, Sebastianplatz 3 eröffnet („Skola Dr. Jiljiho Jahna"; Gedenktafel für Jan Amos Komensky). Die Nationalsozialisten lösten den Verein am 16. Februar 1942 auf, beschlagnahmten sein Vermögen und funktionierten die Schulgebäude zu Militäreinrichtungen und Lazaretten um; einige Schulen wurden während der Bombenangriffe auf Wien zerstört.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden das Inventar und die Lehrmittel auf den Sebastianplatz übersiedelt; 1945 wurde das Öffentlichkeitsrecht erteilt. Die Schule am Sebastianplatz ist heute die einzige verbliebene aus der großen Zahl tschechischer Schulen in Wien; das Gebäude, das einen großen Theatersaal besitzt, beherbergt eine Volks- und Hauptschule, ein Tagesheim sowie das Büro des Komensky-Schulvereins. Unterrichtssprachen sind vom Kindergarten an Tschechisch und Deutsch; dazu kommt unverbindlicher Russisch-Unterricht. Seit dem Schuljahr 1990/1991 besteht für slowakische Kinder die Möglichkeit, parallel zur tschechischen Sprache die slowakische Grammatik zu erlernen.

Literatur

  • Mitteilungen der Direktion der privaten KMV 3, Sebastianplatz 3
  • Karl M. Brousek: Wien und seine Tschechen. 1980, S. 11 ff., insbes. S. 16
  • Helmut Weihsmann: Das Rote Wien. Sozialdemokratische Architektur und Kommunalpolitik 1919-1934. Wien: Promedia 1985, S. 210
  • Friedrich Achleitner: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer. Band 3/1: Wien. 1.-12. Bezirk. Salzburg: Residenz-Verlag 1990, S. 120
  • Werner Schubert: Favoriten. Wien: Mohl 1980, Register