Jugendstilgarten

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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 6.08.2014 durch WIEN1.lanm09dun

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Jugendstilgarten. Er wurde als Fortsetzung des Wohnhauses betrachtet, wie dieses in verschiedene Bereiche eingeteilt und galt als Erfüllung des Konzepts einer logischen, zweckmäßigen und den neuen Lebensbedingungen der Jahrhundertwende angepassten Wohnform. Aus diesen Gründen war eine strenge architektonische Gliederung des Hausgartens erforderlich. (Gartenterrasse, Gesellschaftsgarten, Stauden-, Rosen-, Kindergarten, Bleichrasen, Tennisplatz, Küchengarten). Die einzelnen Bereiche wurden durch Hecken oder berankte Spaliere voneinander getrennt, sodass abgeschlossene, bewohnbare Außenräume entstanden. Gartenhäuser (Gitterpavillons, kleine Tempel, aber auch asiatisch inspirierte Teetempel, oft an erhöhtem Punkt situiert und aus weiß gestrichenem Holz errichtet), Lauben (die auch auf Balkonen und Terrassen standen und bei Eingängen als dekoratives Element Verwendung fanden), Pergolen (Eisen- oder Holzgerüste, die von üppig wuchernden Pflanzen, beispielsweise Glyzinien, Kletterrosen, Wein, Efeu oder Wicken, umrankt waren) sowie umwachsene Mauernischen (in denen man Holzbänke aufstellte) wurden in diesen Gärten zu Blickpunkten gestaltet. Die Wege erfüllten ihren Zweck mit der Erreichbarkeit der einzelnen Gartenteile, wobei man Biegungen oder Einfassungen vermied; die Pflanzen wurden der Architektur untergeordnet, Bäume und Sträucher zu Wänden, Lauben, Alleen, Kugeln und so weiter zurechtgestutzt (auch rasterförmige Haine angelegt oder geschnittene Kübelbäumchen aufgestellt), Stauden und Rosen (die zu den beliebtesten Jugendstilblumen zählten) in geometrisch angelegten Beeten oder eigenen Gartenteilen angepflanzt. Die Devise „Nicht die Natur nachahmen, sondern sie in den Dienst der Kunst stellen" wurde oft kritisiert. Bei Gartenmöbeln, die ab Mitte 19. Jahrhundert gerne aus Eisen hergestellt worden waren, kamen nun Falt- und Klappmöbel in Mode (Gestell aus Rundeisen, Sitz und Lehne aus Holz, Tischplatten oft aus Eisen). Kleinplastiken und Stützmauern, Außentreppen, Blumenkübel und so weiter rundeten das Bild des Jugendstilgartens ab. Bekannte Beispiele sind die Gärten des Palais Stoclet (Brüssel) und der Villa Primavesi (13, Gloriettegasse 14), beide von Josef Hoffmann; früher bestand auch ein Jugendstilgarten der Secession.


Literatur

  • Werner J. Schweiger [Hg.]: Jugendstilgärten. Wien: Ed. Maioli 1979
  • Gabriele Kosicek: Architekturgärten des Jugendstils, insbesonders Entwurf und Entwicklung des Gartens der Villa Skywa-Primavesi. Diplomarbeit. Technische Universität Wien. Wien 1992, insbesonders S. 74 ff.