Johannes Freumbichler

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Daten zur Person
Personenname Freumbichler, Johannes
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 367485
GND 118832883
Wikidata Q1511087
Geburtsdatum 22. Oktober 1881
Geburtsort Henndorf, Salzburg 4024386-2
Sterbedatum 11. Februar 1949
Sterbeort Salzburg 4076982-3
Beruf Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass Österreichische Nationalbibliothek
Objektbezug
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 3.04.2024 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Salzburg-Maxglan
Grabstelle
  • 16., Wernhardtstraße 6 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

  • Großer Österreichischer Staatspreis für Literatur (Verleihung: 1937)

Johannes Freumbichler, * 22. Oktober 1881 Henndorf (Salzburg), † 11. Februar 1949 Salzburg, Schriftsteller.

Biografie

Johannes Freumbichler wuchs als Sohn von Kleinbauern und Krämern in Henndorf bei Salzburg auf. Die höhere Schulbildung brach er als 19-Jähriger vorzeitig ab, um in der Folge ein unstetes Leben an verschiedenen Orten zu führen und sich, vorerst ohne Erfolg, als Schriftsteller zu versuchen. Ab 1904 lebte er mit Anna Bernhard zusammen, das Paar hatte drei gemeinsame Kinder: Herta, die Mutter Thomas Bernhards, Harald (von Thomas Bernhard "Onkel Farald" genannt) sowie einen früh verstorbenen weiteren Sohn.

1913 zogen Freumbichler und seine Lebensgefährtin mit den beiden Kindern nach Wien. Der kränkelnde Schriftsteller übte verschiedene Gelegenheitsjobs aus, war aber vom Einkommen seiner Frau, später auch seiner Tochter abhängig. Die Frauen kümmerten sich um den "Hausstand". 1914 bis 1916 arbeitete Freumbichler als Kanzleischreiber beim Wiener Magistrat. Die ersten drei Wiener Jahre waren von ständigen Wohnungswechseln bestimmt, im August 1916 bezog die Familie für knapp zwei Jahrzehnte eine Zimmer-Küche-Wohnung in der Ottakringer Wernhardtstraße 6.

Herta Bernhard war, wie sich ihr Sohn in der autobiographischen Erzählung "Ein Kind" (1982) erinnert, vom Vater eigentlich zur Primaballerina auserkoren und nahm eine Zeit lang Ballettunterricht, musste aber als Haushaltsgehilfin für Einkommen sorgen: "Die Tochter sollte in dem allerhöchsten Musentempel des Reiches Karriere machen […] und landete staubwischend in den Vor- und Schlafzimmern der Neureichen Döblings" (Bernhard 2004, 442). Louis Huguet zeichnet mithilfe des Melderegisters den Weg von Freumbichlers Tochter durch Wiens Küchen und Vorzimmer nach (vgl. Huguet 1996, 173, 193 f.).

Die 22 Wiener Jahre Freumbichlers bezeichnet sein Biograph Bernhard Judex als "Leben am Rande der Verzweiflung" (Judex 2006, 91). Freumbichler versuchte beharrlich – ebenso beharrlich unterstützt von seiner Lebensgefährtin –, sich als Schriftsteller durchzusetzen, es kam aber in dieser Zeit nur zu Zeitschriftenveröffentlichungen. Freumbichler arbeitete in Wien seit mindestens 1925 an seinem "Bauernroman", den er erst von Seekirchen aus, wohin die Familie von Wien aus zog, mit tatkräftiger Unterstützung des Erfolgsautors Carl Zuckmayer, an den Wiener Paul Zsolnay Verlag vermitteln konnte. Für "Philomena Ellenhub" wurde ihm im Jahr des Escheinens (1937) der Förderpreis zum Großen Österreichischen Staatspreis für Literatur zuerkannt.

Die Familie Freumbichler-Bernhard lebte bis 1938 in Seekirchen, anschließend acht Jahre im bayerischen Traunstein, die drei Jahre bis zu Freumbichlers Tod verbrachte sie in der Stadt Salzburg. Freumbichler übte großen Einfluss auf das Schaffen seines Enkels aus – zu Beginn seiner Schriftstellerkarriere war Thomas Bernhard noch stark im Stadt-Land-Gegensatz verhaftet, den er aus Großvaters Schriften kannte. Der erste Wien-Besuch Bernhards könnte auch dem Großvater geschuldet gewesen sein. Der nachmalige Leiter der Österreichischen Gesellschaft für Literatur, Wolfgang Kraus, erinnert sich 1994 daran, von Bernhard nach dem Tod Freumbichlers 1949 in seiner Funktion als Zsolnay-Lektor besucht worden zu sein, Bernhard habe sich als "Enkel unseres Beststellerautors Freumbichler" vorgestellt (Hall 1994, 13). Zsolnay brachte 1947 und 1951 Neuauflagen von "Philomena Ellenhub" heraus.

Der Nachlass Freumbichlers wird an der Österreichischen Nationalbibliothek verwahrt. In Wien-Hütteldorf ist der Freumbichlerweg nach dem Autor benannt.

Werke

  • Johannes Freumbichler: Julia Wiedeland. Diessen bei München: Huber 1911
  • Johannes Freumbichler: Philomena Ellenhub. Ein Salzburger Bauernroman. Berlin/Wien/Leipzig: Zsolnay 1937
  • Johannes Freumbichler: Geschichten aus dem Salzburgischen. Berlin/Wien/Leipzig: Zsolnay 1938
  • Johannes Freumbichler: Atahuala oder Die Suche nach einem Verschollenen. Roman. Berlin/Wien/Leipzig: Zsolnay 1938
  • Johannes Freumbichler: Auszug und Heimkehr das Jodok Fink. Ein Buch vom Abenteuer des Lebens. Tübingen: Wunderlich 1942
  • Johannes Freumbichler: Rosmarin und Nelken. Mundartgedichte. Salzburg: Salzburger Druckerei und Verlag 1952

Literatur

  • Bernhard Judex: Der Schriftsteller Johannes Freumbichler 1881–1949. Leben und Werk von Thomas Bernhards Großvater. Wien u.a.: Böhlau 2006
  • Thomas Bernhard: Die Autobiographie. Hg. v. Martin Huber und Manfred Mittermayer (=Werkausgabe, Band 10). Frankfurt/M.: Suhrkamp 2004
  • Louis Huguet: Chronologie: Johannes Freumbichler – Thomas Bernhard. Weitra: Bibliothek der Provinz 1996
  • Murray Hall: 70 Jahre Zsolnay Verlag 1924–1994. Wien: Zsolnay 1994


Johannes Freumbichler im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.