Hans Fischer (Sportfunktionär)

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Daten zur Person
Personenname Fischer, Hans
Abweichende Namensform
Titel
Geschlecht männlich
PageID 58148
GND
Wikidata
Geburtsdatum 21. Jänner 1882
Geburtsort Wíen
Sterbedatum unbekannt
Sterbeort
Beruf Fabriksdirektor, Sportfunktionär
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
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Letzte Änderung am 24.09.2018 durch DYN.rabus


  • 14., Penzinger Straße 65 (Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Hans Fischer, * 21. Jänner 1882 Wien, † Brasilien, Fabrikdirektor, Sportfunktionär.

Biografie

Hans Fischer gehörte dem Sportklub Rapid seit den 1920er Jahren an, von 1925 bis 1928 als Klubpräsident. Er forcierte die Positionierung Rapids als vorstädtischer Verein im Gegensatz zu den "Cityclubs" wie dem Fußballklub Austria Wien. Gleichzeitig war der Fabriksdirektor ein innovativer und international denkender Funktionär. Laut Josef Gerö hatte Hans Fischer die Idee zum Mitropacup als Klubbewerb für Teams aus den zentraleuropäischen Ländern. Neben seinem Amt bei Rapid war er bis 1929 auch Vorstandsmitglied des Österreichischen Fußballbunds.

Hans Fischer war bereits 1903 aus der Israelitischen Kultusgemeinde ausgetreten und zum Protestantismus konvertiert. Das schützte ihn 1938 aber nicht vor der nationalsozialistischen Judenverfolgung. Am 1. April 1938 wurde ihm die Prokura der Simmeringer Waggonfabrik entzogen. Im Juli gab er die für Juden und Jüdinnen nun verpflichtende Vermögensanmeldung ab. Im Dezember musste er ein zweites Vermögensbekenntnis abgeben. Daraus geht hervor, dass er am 10. November 1938 von Mitgliedern der NSDAP-Ortsgruppe Alt-Penzing um Schmuck im Wert von 230 Reichsmark beraubt worden war. Ein Beispiel von vielen, das zeigt, wie die Beraubung der Juden und Jüdinnen auf vielen Ebenen ablief und dass persönliche Bereicherung von NS-Funktionären dabei eine wichtige Rolle spielte.

Am 17. März 1939 schaffte es Hans Fischer, das Land zu verlassen. Am 21. Juli 1939 gelangte er über die Hafenstadt Santos nach Brasilien, wo mit Leo Schidrowitz, einem weiteren ehemaligen Rapid-Funktionär, Zuflucht gefunden hatte. Die Stadt Jaú im Bundesstaat São Paolo wurde zu seinem rettenden Exil.

Quellen

  • Arquivo Publico do Estado do Rio de Janeiro, Akte Hans Fischer, APERJ Pront. GB 42.632
  • Bundespolizeidirektion Wien, Vereinspolizei: Vereinsakt Österreichischer Fußball-Bund
  • Bundespolizeidirektion Wien, Vereinspolizei: Vereinsakt Sportklub Rapid
  • Matriken der IKG Wien, 193/389
  • Österreichisches Fußball-Blatt, 5. 7. 1951, S. 7–11.
  • Sport-Tagblatt, 6. 12. 1927, S. 4

Literatur

  • Bernhard Hachleitner / Matthias Marschik/ Georg Spitaler [Hg.]: Sportfunktionäre und jüdische Differenz. Zwischen Anerkennung und Antisemitismus − Wien 1918 bis 1938. Berlin: de Gruyter 2018
  • Jakob Rosenberg / Georg Spitaler: Performative jüdische Identitäten im Wiener Fußball der Zwischenkriegszeit. Das Beispiel des Sportklub Rapid. In: Klaus Hödl [Hg.]: Nicht nur Bildung, nicht nur Bürger: Juden in der Populärkultur. Innsbruck / Wien / Bozen: StudienVerlag 2013, S. 63−80
  • Jakob Rosenberg / Georg Spitaler: Grün-weiß unterm Hakenkreuz. Der Sportklub Rapid im Nationalsozialismus (1938−1945). Unter Mitarbeit von Domenico Jacono und Gerald Pichler. Wien: Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes 2011, S. 42−44 und 59−62.
  • Andreas Hafer / Wolfgang Hafer: Hugo Meisl oder die Erfindung des modernen Fußballs. Eine Biographie. Göttingen: Werkstatt 2007, S. 132
  • 30 Jahre Sportklub "Rapid" 1899−1929. Festschrift anlässlich des 30jährigen Bestandes. Wien 1929, S. 12.