Gesandtschaftskapellen

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Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien
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Letzte Änderung am 21.07.2014 durch WIEN1.lanm09heb

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Gesandtschaftskapellen. An die Stelle der nationalen und internationalen konfessionellen Auseinandersetzungen, die ab dem zweiten Viertel des 16. Jahrhunderts große Teile Europas erfasst hatten, traten 1648 die Bestimmungen des Westfälischen Friedens, die genaue Regelungen für die Konfessionsausübung in den am 30-jährigen Krieg beteiligt gewesenen Staaten (darunter die nunmehr als souverän geltenden Territorien des Heiligen Römischen Reichs) vorsahen, so unter anderem für Mitglieder diplomatischer Vertretungen (die als exterritoriale Sprengel der Exekutive des Empfangsstaats entzogen waren) die Ausübung eines in ihrem Heimatland zugelassenen Bekenntnisses, auch wenn dieses im Empfangsstaat sonst nicht geduldet war. In Wien, der Hauptstadt der Habsburgermonarchie, wo die Bevölkerung nur die römisch-katholische Konfession praktizieren durfte (in Österreich galt das Reformationspatent Ferdinands III. von 4. Jänner 1652, das die Abhaltung „unkatholischer" Gottesdienste untersagte), sind schon im dritten Viertel des 17. Jahrhunderts Gesandtschaften nachweisbar, in deren Residenzen evangelische Kapellen für das Personal eingerichtet waren (an welche Prädikanden, das heißt Gesandtschafts- oder Legationsprediger, berufen wurden): in der königlich-dänischen und königlich-schwedischen Gesandtschaft für die Augsburger Konfession (Lutheraner), in der holländischen Gesandtschaft für die helvetische Konfession (Kalviner). Später gab es auch in der Schweizer Gesandtschaft eine evangelische Kapelle. Da die Gesandtschaften keine eigenen Häuser besaßen, sondern in gemieteten Räumen untergebracht waren, konnten ihnen durch Kündigungen Schwierigkeiten bereitet werden. Mit dem Toleranzedikt Josephs II. von 13. Oktober 1781 wurde eine neue Situation geschaffen. Dennoch gibt es noch heute in Wien einige ausländische Missionen mit eigenen Kapellen (russisch-orthodoxe Kapelle für die russische, anglikanische Kapelle für die britische Botschaft).

Literatur

  • Hermann Rippel: Die holländische Gesandtschaftskapelle als Vorgänger in der reformierten Gemeinde in Wien. In: Peter Karner / Peter Barton [Hg.]: Die Evangelische Gemeinde H.B. in Wien. Jubiläumsfestschrift. Wien: Deuticke 1986 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 16), S. 27 ff.