Franz Emerich

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Daten zur Person

Franz Emerich, * Oktober 1496 Troppau, Österreich-Schlesien (Opava, Tschechische Republik), † 26. Mai 1560 Wien, Chirurg.

Biografie

Nach Studium in Krakau (Dr. med., Promotion in Krakau oder Padua) unternahm Emerich eine längere Studienreise (Padua und andere oberitalienische Universitätsstädte), kehrte 1534 nach Krakau zurück und begann dort mit medizinischen Vorlesungen. Am 26. August 1535 wurde er Mitglied der Wiener medizinischen Fakultät und schon im Oktober 1535 Dekan (auch 1539, 1543, 1544, 1546, 1548, 1549 und 1552); außerdem war er viermal Rektor (1538, 1542, 1548, 1554) und mehrmals Prokurator der ungarischen und der sächsischen Nation. 1536 wurde er von der Regierung zum Lektor für Chirurgie und Anatomie bestellt und 1542 zum Professor für praktische Medizin ernannt. Ab 1553 war Emerich Senior der medizinischen Fakultät, 1554 wurde er königlicher Rat und ständiger Vertreter der Fakultät im Universitätskonsistorium.

Darüber hinaus wirkte er als Hausarzt der Kartause Mauerbach, genoss das Vertrauen des Erzherzogs Ferdinand von Tirol sowie des Palatins von Ungarn und übte eine große Praxis aus. Seine Bedeutung liegt vor allem darin, dass er den Unterricht in Anatomie und Chirurgie nicht nur aus Lehrbüchern vortrug, sondern die Studierenden erstmals direkt zu den Kranken im Bürgerspital führte; dies wurde nach ihm allerdings nicht fortgesetzt. Emerich hatte auch maßgeblichen Anteil an den Universitätsreformen von 1537 und 1554, erwarb sich auf den Gebieten des Sanitätswesens und der Krankenpflege große Verdienste und veröffentlichte 1550 die populäre Festschrift "Wie man sich in Zeiten der Pestilenz fürsehen und erhalten mag". 1560 richtete er eine Stiftung für bedürftige Studenten ein. Franz-Emerich-Gasse.

Epitaph seit 1692 an der Außenmauer des Südturms von St. Stephan, vorher auf dem Stephansfreithof beim Deutschordenshaus.

Literatur

  • Erhard Marschner: Dr. med. Franz Emerich aus Troppau, Rektor der Wiener Universität. In: Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete = Archives of genealogical research 1976, Heft 61, S. 385 ff.
  • Heribert Sturm: Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. München: Oldenbourg 1974 - lfd.
  • Rathaus-Korrespondenz. Wien: Presse- und Informationsdienst, 24.05.1960
  • Leopold Senfelder: Franz Emerich (1496-1560). Ein Reformator des medizinischen Unterrichts in Wien. In: Die Kultur. Vierteljahresschrift für Wissenschaft, Literatur und Kunst 8 (1907), S. 61 ff.