Egon Kornauth
Egon Kornauth, * 14. Mai 1891 Olmütz, † 28. Oktober 1959 Wien, Komponist, Dirigent, Pianist.
Biografie
Egon Kornauth kam als Sohn des August Kornauth, Stadtrat in Olmütz, und der Emma Kornauth, geborene Czajanek, in Olmütz zur Welt. Früh erhielt er eine umfassende musikalische Ausbildung und lernte Klavier, Violoncello und Orgel. Bereits mit 15 trat er als Pianist in Erscheinung. 1909 kam er nach Wien und studierte an der Wiener Musikakademie bei Robert Fuchs, Franz Schreker und Franz Schmidt (Privatunterricht zur Instrumentation) sowie an der Universität Wien Musikwissenschaft bei Guido Adler. 1915 promovierte er zu Haydns Streichquartetten ("Die thematische Arbeit in Joseph Haydns Streichquartetten seit 1780: Studie zur Entwicklungsgeschichte der Wiener klassischen Schule"). Er engagierte sich auch im Akademischen Gesangsverein. 1910 unternahm er mit der bayrischen Geigenvirtuosin Herma Studeny und dem Bariton Otto Wacha, einem Kollegen aus dem Akademischen Gesangsverein, eine Konzertreise durch die USA. 1912 erhielt Kornauth für seine Sonate für Viola und Klavier op. 3 den österreichischen Staatspreis. 1915/16 war er Solokorrepetitor an der Wiener Hofoper und lebte anschließend in Wien und Graz als Lehrer für Musiktheorie, Konzertbegleiter und Komponist. So übernahm er auch die Klavierbegleitung bei Lesungen von Karl Kraus.
1926 begann Kornauths internationale Karriere. Er wurde eingeladen, in Medan (Sumatra) ein Symphonieorchester aufzubauen, das er auch dirigierte. Von Dezember 1927 bis Jänner 1928 bereiste er mit dem "Wiener Trio" (Egon Kornauth, Klavier, Hermann Silzer, Violine, Wolfgang Schneider, Violoncello) Indien und Ostasien. In den rund 80 Konzerten spielten sie neben Kammermusik in Konzertsälen auch in Kirchen und lernten die Gamelanmusik kennen. Im Herbst 1928 wurde die Tournee aufgrund des großen Erfolges wiederholt. Das Trio absolvierte auch zahlreiche Konzertreisen durch ganz Europa. Nach der Rückkehr erhielt Kornauth den Musikpreis der Stadt Wien für das Jahr 1929. 1934/35 folgte eine große Tournee durch Brasilien.
Kornauths Musik erfreute sich großer Beliebtheit, da er als Neuromantiker bzw. Nachromantiker immer tonal blieb und neue Strömungen wie die 12-Ton Technik ablehnte. Dies entsprach auch dem Klangideal des Nationalsozialismus und Kornauth wurde entsprechend gewürdigt. Am 7. Februar 1939 dirigierte Karl Böhm die Uraufführung von Kornauths Orchestersuite Nr. 4., für die Kornauth im März den 1. Preis der Wiener Konzerthausgesellschaft anlässlich ihres 25 jährigen Bestehens gewann. Von 1940 bis 1945 unterrichtete er wieder Theorie an der Reichshochschule für Musik. Er erhielt 1942 auch eine Subvention für seine Kompositionen und war Mitglied in Fachausschüssen zur Vergabe von Zuschüssen. Dennoch versuchte Kornauth allem Anschein, bis auf die Mitgliedschaft in der Reichsmusikkammer, einigermaßen Distanz zum Nationalsozialismus zu wahren. Er war – soweit bekannt – kein Parteimitglied und hielt auch seine Beziehung zu seinem Professor Guido Adler, der als Jude unter Hausarrest stand, aufrecht.
1945 verließ Kornauth Wien und erhielt einen Lehrstuhl für Komposition am Mozarteum Salzburg. Von 1946 bis 1947 hatte er dort die Position des stellvertretenden Direktors inne. Am 18. Juli 1947 wurde er zum Professor am Mozarteum ernannt. Zwei Jahre später, 1949, erhielt Kornauth den Titel "außerordentlicher Professor" an der Musikakademie Wien.
Aus gesundheitlichen Gründen widmete er sich ab 1949 hauptsächlich dem Unterrichten. Er lebte mit seiner Frau Herta in Henndorf bei Salzburg. Er starb am 28. Oktober 1959 in Wien und wurde am Friedhof Döbling bestattet. 1972 wurde die Kornauthgasse nach ihm benannt.
Quellen
- Familysearch: Czech Republic, Church Books, 1552-1981/Egon Albert Karl Johann Bonifacius Kornauth, 07.06.1891
- Wienbibliothek Digital: Egon Kornauth
- ANNO: Schillerfeier des k.k. Staatsgymnasiums. In: Mährisches Tagblatt, 09.05.1905, S. 4f
- ANNO: Konzert Herma Studeny in Oberberg. In: Neue Schlesische Zeitung, 06.03.1911, S. 2
- ANNO: Theater, Kunst und Musik. In: Salzburger Volksblatt, 07.01.1926, S. 3
- ANNO: Deutsche Musik in der Südsee. In: Grazer Tagblatt, 31.03.1928, S. 5
- ANNO: Beethoven unter den Wilden. In: Neues Wiener Journal, 19.06.1930, S. 10
- ANNO: Kunstpreise der Stadt Wien. In: Arbeiter Zeitung, 16.05.1930, S. 8
- ANNO: Wiener Künstler im Ausland. In:Neues Wiener Tagblatt, 09.10.1935, S. 22
- ANNO: Theater und Kunst. In: Illustrierte Kronen Zeitung, 10.02.1939, S. 9
- ANNO: Preisausschreiben U.A. In: Neue Zeitschrift für Musik, 1939, Hauptteil S. 232
- ANNO: Heute IV. Kammermusik des Musikvereins. In: Innsbrucker Nachrichten, 03.03.1939, S. 10
- ANNO: Prof. Kornauth. In: Salzburger Volkszeitung, 05.08.1947, S. 3
- ANNO: Kulturnachrichten. In: Innsbrucker Nachrichten, 24.03.1949, S. 4
- ANNO: zu Egon Kornauths 60. Geburtstag. In: Salzburger Nachrichten, 12.05.1951, S. 7
Literatur
- Monika Kröpfl: „Ich [habe] niemals einer anderen Partei angehört [...] als der Partei der Begabten!“ Joseph Marx im Spiegel der austrofaschistisch-ständestaatlichen und nationalsozialistischen kulturpolitischen Konzepte In: Studien zur Musikwissenschaft, 55. Bd. (2009), S. 337–348
- Fred Prieberg: "Kornauth". In: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945, 2009 [Stand: 24.4.2025]
- Alexander Rausch: Artikel "Kornauth, Egon Albert Karl Johann Bonifacius". In: Oesterreichisches Musiklexikon online (letzte inhaltliche Änderung: 26.5.2023) [Stand: 24.4.2025]
Egon Kornauth im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.