Christian Gottlob Stephanie

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Christian Gottlob Stephanie, um 1786
Daten zur Person
Personenname Stephanie, Christian Gottlob
Abweichende Namensform Stephanie, Christian Gottlob, genannt der Ältere; Stephan, Christian Gottlob
Titel
Geschlecht männlich
PageID 365988
GND 104266821
Wikidata
Geburtsdatum 1733
Geburtsort Breslau (Wrocław/Polen) 4008216-7
Sterbedatum 10. April 1798
Sterbeort Wien 4066009-6
Beruf Schauspieler, Regisseur, Schriftsteller
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle
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Recherche
Letzte Änderung am 12.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum 12. April 1798
Friedhof St. Marxer Friedhof
Grabstelle
Bildname ChristianGottlobStephanie.jpg
Bildunterschrift Christian Gottlob Stephanie, um 1786
  • Obere Bäckerstraße 798 (Letzte Wohnadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Christian Gottlob Stephanie, genannt der Ältere, * 1733 (1734?) Breslau (Wrocław/Polen), † 10. April 1798 Wien, Schauspieler, Regisseur und Schriftsteller.

Biografie

Nach dem Willen des Vaters, der Direktor des Spitals St. Bernhardin in Breslau war, musste er eine Kaufmannslehre absolvieren. Nach dem Tod des Vaters debütierte er 1755 oder 1756 unter dem Namen Stephanie bei der damals in Breslau spielenden Gesellschaft unter Franz Schuch. Sein Auftreten war von Erfolg gekrönt und somit ging er mit dieser Truppe auf Wanderschaft. Er bemühte sich das Niveau der Truppe zu heben, aber Schuch bevorzugte die extemporierten Komödien. Somit verließ Stephanie zusammen mit einigen gleichgesinnten Kollegen die Truppe. Sie bildeten eine eigene Gesellschaft, die aber bald scheiterte. Nach seinem erfolgreichen Auftreten in Mitau (Jelgava/Lettland) wurde er im April 1760 ans Wiener Burgtheater berufen, dessen Mitglied er bis bis zu seinem Tod war.

Als Charakterdarsteller spielte er Helden, Liebhaber, Könige und edler Väter im Trauerspiel, launige Alte und feinere komische Väter im Lustspiel. In der Erstaufführung (14. November 1767) von Gotthold Ephraim Lessing)s "Minna von Barnhelm" verkörperte er den Tellheim. Speziell hervorgehoben werden seine Rollen als Mellefont in Lessings "Sara Sampson" und Arsace in "Sémiramis" von Voltaire. Seine Interpretation des "Hausvaters" in dem gleichnamigen Stück von Denis Diderot, übersetzt von Lessing (25. Dezember 1770) "war das Meisterstück der Kunst dieses Schauspielers" (Realzeitung 1771, Seite 192).

Nach dem Tode Friedrich Wilhelm Weiskerns dürfte er dessen Stellung als artistischer Direktor übernommen haben. 1776 wählte ihn die Schauspielerversammlung zum "Regisseur", der als Bindeglied zwischen der Schauspielergesellschaft und ihren Vorgesetzten fungierte. Doch diese Selbstverwaltung endete gegen Ende der Spielzeit 1777/78 ziemlich kläglich. Es bildete sich ein fünfköpfiger Ausschuss (Inspizienten- bzw. Regisseurskollegium), dem er 1779–1789 sowie 1792–1794 angehörte.

Alle seine Bühnenstücke, größtenteils Bearbeitungen sowie einige wenige eigene Gelegenheitsstücke sollten die Nachfrage nach "regelmäßiger" Dramatik befriedigen. Er gab auch eine Monatsschrift heraus: Neue Sammlung zum Vergnügen und Unterricht. Wien: Gräffer 1.-10. Stück 1768/69.

Werke mit Datum der Ur- oder Erstaufführung (Auswahl)

  • Der Misogyne, oder der Feind des weiblichen Geschlechtes. Lustspiel (nach Gotthold Ephraim Lessing), 1762 Burgtheater
  • Der Mißtrauische. Lustspiel (nach Johann-Friedrich Freiherr von Cronegk), 1762 Burgtheater
  • Die Brüder oder Die Schule der Väter von Karl Franz Romanus (bearbeitet), 20. 8. 1763 Kärntnertortheater
  • Der junge Gelehrte von Lessing (verändert), 12. 2. 1764 Kärntnertortheater
  • Der Renegat. Bürgerliches Trauerspiel von Karl Theodor Breithaupt (überarbeitet), 4. 8. 1764 Kärntnertortheater
  • Der Hochzeitstag oder Der Feind des Ehestandes. Lustspiel, 6. 7. 1765 Kärntnertortheater
  • Die Langeweile. Lustspiel von Johann Elias Schlegel (verändert), 2. 4. 1766 Kärntnertortheater
  • Der Kaufmann aus London (auch Georg Barnwell). Trauerspiel von George Lillo (übersetzt), 29. 8. 1767 Kärntnertortheater
  • Der Krieg oder Das Soldatenleben. Schauspiel (nach Carlo Goldoni, überarbeitet), 4. 4. 1768 Kärntnertortheater
  • Der Galeerensclave oder Belohnung kindlicher Liebe. Ein rührendes Lustspiel (aus dem Französoschen des Charles-Georges Fenouillot de Falbaire de Quingey "L'Honnete Criminel"), 7. 1. 1769 Kärntnertortheater
  • Herzog Michel. Lustspiel von Johann Christian Krüger (verändert), 10. 4. 1769 Kärntnertortheater
  • Die eifersüchtige Ehefrau. Lustspiel von George Colman, the Elder "The jealous wife" (überarbeitet), 10. 12. 1769 Kärntnertortheater
  • Freund und Feind oder Der Zweikampf. Lustspiel von Johann Ludwig Schlosser (bearbeitet), 22. 5. 1770 Kärntnertortheater
  • Die neueste Frauenschule oder Was fesselt uns Männer? Lustspiel (nach "The Way to Keep Him" von Arthur Murphy), 24. 6. 1770 Kärntnertortheater
  • Die Matrone von Ephesus oder Sind alle Wittwen so? .Lustspiel (nach Christian Felix Weisse), 13. 9. 1770 Kärntnertortheater
  • Die Liebe in Corsica oder Welch ein Ausgang! Drama, 5. 10. 1770 Kärntnertortheater
  • Die Parodie oder So was kann bessern. Lustspiel von Johann-Christian Bock (bearbeitet), 9. 2. 1771 Kärntnertortheater
  • Das heirathsmässige Mädchen. Lustspiel (nach "Miss in her teens" von David Garrick), 11. 2. 1771 Kärntnertortheater
  • Die Wahl oder Nicht alle lieben alles. Lustspiel, 1. 4. 1771 Kärntnertortheater
  • Miss Sarah Sampson von Lessing (bearbeitet), 19. 7. 1771 Kärntnertortheater
  • Der gutherzige Murrkopf. Lustspiel (eine freie Übersetzung des Goldonischen. Lustspiels), 20. 6. 1772 Kärntnertortheater
  • Das Gespenst auf dem Lande. Lustspiel, 26. 9. 1772 Kärntnertortheater
  • Der neue Weiberfeind und Die schöne Jüdin. Lustspiel, 13. 2. 1773 Kärntnertortheater
  • Thorheit und Betrügerey oder Eins lacht über das andere. Lustspiel (nach einem Anonymus umgearbeitet), 24. 7. 1773 Kärntnertortheater
  • Beverley oder der Englische Spieler. Ein Trauerspiel (nach dem Englischen des Eduard Moore "The gamester", und dem Französischen des Bernard-Joseph Saurin "Beverlei"), 27. 5. 1775 Kärntnertortheater
  • Die Grille oder Eifersucht neuer Art. Lustspiel (nach Marc Antoine Jacques Rochon de Chabannes), 14. 2. 1789 Burgtheater

Quellen

Literatur

  • Franz Hadamowsky: Wien. Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Wien: Jugend und Volk 1988
  • Burgtheater 1776–1976. Aufführungen und Besetzungen von zweihundert Jahren, 2 Bände (herausgegeben vom Österreichischen Bundestheaterverband. Sammlung und Bearbeitung des Materials Minna von Alth) Wien: Ueberreuter 1979
  • Hilde Haider-Pregler: Wien probiert seine National- Schaubühne. Das Theater am Kärntnertor in der Spielzeit 1769/70 (in: Maske und Kothurn 20, Heft 3/4) Wien [u.a.]: Böhlau 1974, Seite 286–349
  • Gustav Zechmeister: Die Wiener Theater nächst der Burg und nächst dem Kärntnerthor von 1747 bis 1776. Im Anhang: Chronologisches Verzeichnis aller Ur- und Erstaufführungen. Wien [u.a.]: Böhlau 1971
  • Franz Hadamowsky: Die Wiener Hoftheater (Staatstheater) 1776–1966. Verzeichnis der aufgeführten Stücke mit Bestandsnachweis und täglichem Spielplan. Wien: Prachner 1966
  • Katalog der Portrait-Sammlung der k.u.k. General-Intendanz der k.k. Hoftheater. Zugleich ein biographisches Hilfsbuch auf dem Gebiet von Theater und Musik, 2. Abteilung, Gruppe 4 Wiener Hoftheater, Wien: Künast 1892
  • K.K. allergnädigst privilegierte Realzeitung der Wissenschaften und Künste. Wien: Kurzböck 1771, Seite 192–196
  • Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich Online: Stephanie, Christian Gottlob [Stand: 20.02.2023]
  • Allgemeine Deutsche Biographie Online: Stephanie, Christian Gottlob [Stand: 20.02.2023]


Christian Gottlob Stephanie im Katalog der Wienbibliothek im Rathaus.