Barocktheater
Bildete im 17. und 18. Jahrhundert neben der Barockoper eines der glanzvollsten Kapitel der österreichischen und Wiener Kulturgeschichte; die Festlichkeiten und „Illuminationen" entsprachen gleichermaßen der volkstümlichen Religiosität und Lebensfreude wie der höfischen Prunkentfaltung des Barock. Die Blütezeit des Barocktheaters ist ident mit der Regierungszeit der „Barockkaiser" Leopold I. (1657-1705), Joseph I. (1705-1711) und Karl VI. (1711-1740). Der Glanz, den Wien als Theaterstadt noch heute besitzt, hat in diesen Jahrzehnten seine Wurzeln. Schauspiel, Musik und Tanz bildeten gemeinsam mit Malerei und Architektur ein Gesamtkunstwerk und vereinigten sich auf der Bühne zum „Großen Welttheater". Neben den von der französischen Klassik beeinflußten Darbietungen am Hoftheater wurden Passionsspiele, Ordensdramen, geistlich-weltliche Volksstücke, aber auch Ritter- und Räuberstücke aufgeführt, die durch Einflüsse aus Italien und Spanien geprägt wurden und durch Wanderbühnen stets neue Anregungen erhielten. Die beiden Formen des europäischen Stegreifspiels, der englische „Pickelhering" und die italienische Commedia del'arte, fanden auf Wiener Boden ideale Meister, nicht zuletzt in den Hanswurststücken jener Zeit (Stranitzky, Prehauser), man darf aber die Einflüsse englischen Komödianten nicht geringschätzen, die in Wien Shakespeare einführten. In der Barockzeit entstanden in Wien auch die ersten Theaterbauten von Bedeutung (Burnacini baute 1666-1668 ein Opernhaus); die Familie Galli-Bibiena beherrschte die Inszenierungen jener Zeit.
Literatur
- Franz Hadamowsky: Wien – Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1988, Register
- Verena Keil-Budischowsky: Die Theater Wiens. Wien [u.a.]: Zsolnay 1983 (Wiener Geschichtsbücher, 30-32)
- Kurt Adel: Das Wiener Jesuitentheater und die europäische Barockdramatik. Wien: Österreichischer Bundesverlag 1960
- Richard Bamberger / Franz Maier-Bruck: Österreich-Lexikon in zwei Bänden. Band 1: A–K. Wien: Österreichischer Bundesverlag / Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1966
