Augustin N.

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Eintrag vom 11. März 1685 über die Totenbeschau des "Lieben Augustin": Der Augustin N., sakhpfeiffer, ist auf freyer gassen in der Herren Gassen an der lungl beschaut, alt bey 40 jahr.)
Daten zur Person
Personenname Augustin
Abweichende Namensform Lieber Augustin; Augustin, Markus; Augustin, Marx
Titel
Geschlecht männlich
PageID 28382
GND 120178680
Wikidata Q12218328
Geburtsdatum 1645
Geburtsort
Sterbedatum 11. März 1685
Sterbeort Wien
Beruf Bänkelsänger, Sackpfeifer, Stegreifdichter
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug Frühe Neuzeit
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 18.10.2023 durch WIEN1.lanm09fri
Begräbnisdatum
Friedhof Nikolaifriedhof
Grabstelle
Bildname Totenbeschreibamt 1685 Lieber Augustin.jpg
Bildunterschrift Eintrag vom 11. März 1685 über die Totenbeschau des "Lieben Augustin": Der Augustin N., sakhpfeiffer, ist auf freyer gassen in der Herren Gassen an der lungl beschaut, alt bey 40 jahr.)

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Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft

Augustin N. („Lieber Augustin"), * 1645, † 11. März 1685 Wien (angeblich 3., Nikolaifriedhof), Bänkelsänger, Sackpfeifer, Stegreifdichter.

Der „Liebe Augustin", wie er in der Sage genannt wird, soll 1679, von den Pestknechten für tot gehalten, als er sich nach ausgiebigen Zechen auf dem Heimweg befunden hatte, in eine Pestgrube bei der Kirche St. Ulrich geworfen worden sein. Als er wieder Lebenszeichen von sich gab, holte man ihn heraus, und er setzte sein bisheriges Leben fort. Bereits zeitgenössische Quellen (darunter eine offizielle Publikation) nehmen auf den gesund der Pestgrube entstiegenen Augustin Bezug.

Augustin überlebte das Pestereignis um sechs Jahre. Im städtischen Totenbeschauprotokoll ist sein Tod vermerkt. Er wurde auf der Straße tot aufgefunden. Anstelle seines Zunamens ist nur ein „N." eingetragen. Sein Vorname war in der Allgemeinheit bekannt, sein Familiennamen nicht. Der Totenbeschauarzt hat daher, wie damals amtlich üblich, stattdessen "Nescio", das heißt "weiß ich nicht" geschrieben. Sein Alter schätzte er auf 40 Jahre.

Das bekannte Lied „Oh du lieber Augustin" kam erst um 1800 nach Wien. Ein modernes Mosaik „Lieber Augustin" am Haus 3., Erdbergstraße 92, nimmt merkwürdigerweise ebenfalls auf eine in der Nähe(!) befindliche Pestgrube Bezug. Auch der Augustinbrunnen und der Augustinplatz erinnern an ihn. Augustin war 1904 Namenspate für eine Zeitschrift: Der liebe Augustin und ist es seit 1995 auch für eine Wiener Stadtzeitung.

Literatur

  • Gustav Gugitz: Zur Legende vom Lieben Augustin. In: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich. St. Pölten: Verein für Landeskunde von Niederösterreich 18 (1947), S. 164 ff.
  • Leopold Schmidt: Der Liebe Augustin. Sein Lied und seine Legende. In: Wiener Geschichtsblätter. Wien: Verein für Geschichte der Stadt Wien 2 (1947), S. 73 ff.
  • Hans Giebisch / Gustav Gugitz: Bio-Bibliographisches Literaturlexikon Österreichs von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Hollinek 1963
  • Erwin Heinzel: Lexikon historischer Ereignisse und Personen in Kunst, Literatur und Musik. Wien: Hollink 1956, S. 36
  • Josef Koller: Das Wiener Volkssängertum in alter und neuer Zeit. Wien: Gerlach & Wiedling 1931, S. 1 ff.
  • Wolfgang Mayer: VII. Neubau. Wien [u.a.]: Jugend & Volk 1983 (Wiener Bezirkskulturführer, 7), S. 18
  • Josef Schwerdfeger: Die Pest in Wien und die Augustinlegende. In: Alt-Wiener Kalender für das Jahr 1917. Zürich / Wien [u.a.]: Amalthea-Verlag 1917, S. 971 f.
  • Paulus de Sorbait: Consilium medicum dialogus oder Freundtliches Gespräch über den betrübten Zustand der Stadt Wienn in Oesterreich bei dieser gefährlichen ... Wien: van Ghelen 1679
  • Kurt Fleischer: Der liebe Augustin. Leben und Treiben in Alt-Wien. Wien: Fleischer 1936
  • Otto Hauser: Alt-Wien. Roman. Stuttgart: Bonz 1911
  • Werner Riemerschmid: Das Buch vom lieben Augustin. Ein Roman vom unsterblichen Augustin, von der blonden Geliebten und dem Grünäugigen, vom schwarzen Dämon, vom Halbmond und von der Stadt am blauen Strom. Wien [u.a.]: Speidel 1930
  • Franz Patzer (Hg.): Die Pest in Wien. 300 Jahre lieber Augustin. Wien 1979 (188. Wechselausstellung der Wiener Stadt- und Landesbibliothek)

Quellen

Weblinks