Theodor Innitzer

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Theodor Innitzer (1932)
Daten zur Person
Personenname Innitzer, Theodor
Abweichende Namensform
Titel Dr. theol., Kardinal
Geschlecht männlich
PageID 13273
GND
Wikidata
Geburtsdatum 25. Dezember 1875
Geburtsort Neugeschrei bei Weipert, Böhmen
Sterbedatum 9. Oktober 1955
Sterbeort Wien
Beruf Erzbischof, Kardinal
Parteizugehörigkeit
Ereignis
Nachlass/Vorlass
Objektbezug
Quelle Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien, Gedenktage
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Letzte Änderung am 7.10.2014 durch DYN.leopolm7
Begräbnisdatum
Friedhof
Grabstelle Stephansdom

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Bildname Theodorinnitzer.jpg
Bildunterschrift Theodor Innitzer (1932)
  • 9., Lazarettgasse 16 (Sterbeadresse)
Familiäre Beziehung
Berufliche Beziehung
Beziehung, Bekanntschaft, Freundschaft
  • Ehrenzeichen der Universität Wien (Übernahme: 22. Dezember 1950)

  • Erzbischof von Wien (19.09.1932 bis 09.10.1955)
  • Kardinal (13.03.1933)

Theodor Innitzer, * 25. September 1875 Neugeschrei bei Weipert, Böhmen (Tschechische Republik), † 9. Oktober 1955 Wien 9, Lazarettgasse 16 (Sanatorium Goldenes Kreuz; Grabstätte Stephansdom), Erzbischof, Kardinal. Als Sohn eines Arbeiters musste der junge Innitzer nach Absolvierung der Pflichtschule als Fabriksarbeiter für seinen Lebensunterhalt sorgen. Erst 1898 konnte er die Matura ablegen, studierte dann an der Universität Wien (Dr. theol.) und wandte sich der wissenschaftlichen Laufbahn zu (1908-1911 Priv.-Doz., 1911-1932 Prof., ab 1913 Lehrkanzel für Neutestamentliche Exegese).

Innitzer war 1913-1932 Generalsekretär der (am 28. Jänner 1892 begründeten) Österreichischen Leo-Gesellschaft, einer Vereinigung katholischer Wissenschaftler und Akademiker, aus der er 1945 die „Wiener Katholische Akademie" schuf. 1918/1919 und 1931/1932 war Innitzer Dekan der theologischen Fakultät der Universität Wien, 1928/1929 Rektor der Universität 1929/1930 gehörte er dem Kabinett des Bundeskanzlers Johann Schober als Sozialminister an. Am 19. September 1932 wurde er zum Erzbischof von Wien bestellt, am 13. März 1933 zum Kardinal erhoben. Noch im selben Jahr gründete er das Dom- und Diözesanmuseum. Innitzer geriet in eine schwierige politische Situation, als er 1938 von den Nationalsozialisten bedrängt wurde, seinen Namen unter einen sogleich plakatierten Aufruf zu setzen, bei der „Volksabstimmung" vom 10. April 1938 mit „Ja" (das heißt für Hitler) zu votieren; dennoch musste ihn sein Sekretär während der Ausschreitungen der Hitler Jugend im Erzbischöflichen Palais vor befürchteten Insultierungen verstecken.

903 war Innitzer auch Präfekt und Vizedirektor des Wiener Priesterseminars, 1910-1913 Kirchendirektor der Kirche „Zum heiligen Herzen Jesu" (3, Landstraße Hauptstraße 137; hier zelebrierte er 1905-1932 die heilige Messe), 1932 Superior der 1923 gegründeten Missionsgesellschaft „Königin Apostel" (Mutterhaus und Noviziat in 17, Kreuzwiesengasse 9) und 1925 Inspektor des „Canisiuswerks". 1940 errichtete er eine „Hilfsstelle für nichtarische Katholiken". Am 23. Jänner 1950 erhielt Innitzer einen Koadjutor „ad personam" (Dr. Franz Jachym). In der Pfarrkirche St. Gertrud und Laurenz (18) befindet sich ein Fenster mit der Darstellung des heiligen Theodor.

Laut Abschlussbericht der im Auftrag der Universität Wien und der Stadt Wien eingesetzten Forschungsgruppe zur Untersuchung und Kontextualisierung der Benennung der Wiener Straßennamen seit 1860 unterschrieb Theodor Innitzer 1938 den Aufruf der Nationalsozialisten, bei der Volksabstimmung mit „Ja zum Anschluss“ zu stimmen („Feierliche Erklärung der österreichischen Bischöfe). Dies beinhaltete, so die Kommission, allerdings keine Deklaration für den Nationalsozialismus selbst, zu dem Innitzer in Folge zunehmend auf Distanz ging. 1940 errichtete er eine „Hilfsstelle für nichtarische Katholiken“.

Kardinal-Innitzer-Arbeiter-Wohnhaus (3, Göllnergasse 2-4, Schwalbengasse 13); Kardinal-Innitzer-Studienfonds, Kardinal-Innitzer-Preis, Kardinal-Innitzer-Platz, Theodor-Innitzer-Hof.

Literatur

  • Biographisches Wörterbuch zur deutschen Geschichte. Begründet von Hellmuth Rössler und Günther Franz, bearbeitet von Karl Bosl [u.a.]. Band 2: I-R. München: A. Francke 1974
  • Walter Kleindel: Das große Buch der Österreicher. 4500 Personendarstellungen in Wort und Bild, Namen, Daten, Fakten. Unter Mitarbeit von Hans Veigl. Wien: Kremayr & Scheriau 1987
  • Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft. Biographische Beiträge zur Wiener Zeitgeschichte. Hg. von Franz Planer. Wien: F. Planer 1929
  • Robert Teichl: Österreicher der Gegenwart. Lexikon schöpferischer und schaffender Zeitgenossen. Wien: Verlag der Österreichischen Staatsdruckerei 1951
  • Isabella Ackerl / Friedrich Weissensteiner: Österreichisches Personenlexikon [der Ersten und Zweiten Republik]. Wien: Ueberreuter 1992
  • Karl Mühldorf [Hg.]: Unser Kardinal. Erzbischof Dr. Theodor Innitzer. Ein Erinnerungsbuch. Wien: Hammer 1956
  • Johann Kosnetter: Theodor Kardinal Innitzer zum Gedächtnis. Gedenkrede, gehalten bei der akademischen Trauerfeier der Wiener Universität am 17. Dezember 1956. Wien: Herder 1957
  • Viktor Reimann: Innitzer, Kardinal zwischen Hitler und Rom. Wien: Molden 1967
  • Erika Weinzierl: Zu wenig Gerechte. Österreicher und Judenverfolgung 1938-1945. Graz [u.a.]: Verl. Styria 1969
  • Maximilian Liebmann: Theodor Innitzer und der Anschluss. Österreichs Kirche 1938. Graz [u.a.]: Styria 1988
  • Alfred Missong: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien: Wiener Dom-Verlag ³1970, S. 116, S. 233 f.
  • Franz Gall: Österreichische Wappenkunde. Handbuch der Wappenwissenschaft. Wien [u.a.]: Böhlau 1977, S. 377
  • Wiener Zeitung 11.10.1955
  • Oliver Rathkolb et al.: Forschungsprojektendbericht "Straßennamen Wiens seit 1860 als 'Politische Erinnerungsorte'". Wien 2013
  • Peter Autengruber, Lexikon der Wiener Straßennamen. Bedeutung, Herkunft, frühere Bezeichnungen. Wien: Pichler Verlag 2014, 9. Auflage, S. 158